Potsdamer Neueste Nachrichten 12.05.05
Ökobau als Altersvorsorge
Führung in preisgekröntem Haus in Kleinmachnow
Teltow/Kleinmachnow - Klimaschutz muss keine Vision bleiben. Diese
Erfahrung machten am „Tag der Erneuerbaren Energien“ rund 40 Teilnehmer einer
Radtour, die von Berlin-Zehlendorf über Teltow und Stahnsdorf bis nach
Kleinmachnow führte. Die Gemeinschaftsaktion des Berliner Solarvereins, der Bürger-Solar
GbR Kleinmachnow und der Lokalen Agenda Teltow informierte über
zukunftsweisende Beispiele von Energienutzung in der Region.
Höhepunkt der solaren Entdeckertour war die Besichtigung des Doppelhauses in
der Förster-Funke-Allee 18 in Kleinmachnow. Auf den ersten Blick scheint das
Auffälligste an dem Gebäude die orange Fassade zu sein. Kaum einer der
Vorübergehenden scheint zu ahnen, dass dieses Haus eine Anerkennung als
„ökologischer Musterbau" des Landes Brandenburg erhalten hat. Doch wer von
der Gartenseite auf das Haus schaut, sieht dessen zweites Gesicht: horizontale
Lärchenholzschalung und Solarmodule auf dem Dach.
Doch das sind nicht die einzigen
Elemente, die vom ökologischen Bewusstsein der Hausherren künden. Den
interessierten Besuchern erläuterte Bauherr und Architekt Taco Holthuizen die
inneren Werte des Doppelhauses, dessen Konstruktion auf Holzrahmen beruht.
Gedämmt wurde mit Zellulose und auch der Schallschutz, der in Doppelhäusern
meist problematisch ist, funktioniere mit einer Trennwand als Doppelständer.
Dazwischen sind verschiedene Platten, Zellulose und Luftschichten, die den Schall
brechen.
Neben der Dämmung tragen zur positiven Energiebilanz des Hauses eine
Photovoltaikanlage, eine Erdwärmepumpe und eine Lüftungsanlage bei. Damit die
solar gewonnene Energie nicht gleich beim Lüften wieder verpulvert wird, wurde
das Haus mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit integrierter
Wärmerückgewinnung ausgestattet. Einen Keller gibt es zwar, allerdings nicht
den üblichen Heizungskeller, denn die Anlage ist nicht größer als ein normaler
Kühlschrank. Aber erst wenn die Hülle des Hauses funktioniere, lohne sich die
Pumpe, erläuterte der Architekt, der mit seiner Familie bereits den dritten
Winter in diesem Hause lebt.
Statt der üblichen Nebenkosten für Heizung von 90 Cent pro Quadratmeter, fallen
in seinem Haus nur 22 Cent an. „Grünes Denken geht bei mir soweit, dass es auch
wirtschaftlich sein sollte“, so Holthuizen. Insofern rät er künftigen Bauherren
nicht nur Bau- und Grundstückskosten in ihre Kalkulationen einzubeziehen.
Ökologisches Bauen, so sein Tipp, sei deshalb vor allem Altersvorsorge. Auch
die Frischluftzufuhr, die in seinem Haus über drei Stufen regulierbar sei,
gehöre dazu, weil sie auch Feuchtigkeitsschäden verhindere und sich dadurch die
Nutzungsdauer des Hauses verlängere.
Architekt Holthuizen, der eine Photovoltaikanlage im Stahnsdorfer Gewerbegebiet
am Priesterweg plant (PNN berichteten), hat die groteske Erfahrung gemacht,
dass manches Umweltbewusstsein ins Wanken komme, sobald sich ein Projekt als
wirtschaftlich erweise. „Da werden manche misstrauisch", sieht er noch
viel Aufklärungsbedarf. Einen wesentlichen Schub für die solare Energie erhofft
er sich deshalb von der Tanktechnik, einer neuen Speichertechnik der Zukunft. Kirsten
Graulich