Potsdamer Neueste Nachrichten 12.05.05
Stahnsdorf will mehr Mitsprache
Bürgermeister Gerhard Enser stellt für Beteiligung an Freibadfinanzierung
Forderungen
Stahnsdorf - Wenn Stahnsdorf für die Zukunft des Freibades Kiebitzberge Geld
geben soll, dann will die Gemeinde auch mehr Mitspracherecht. Das ist eines der
Anliegen, die Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) am Dienstagabend im
Finanzausschuss vorbrachte: „In dem Entwurf für einen Gesellschaftervertrag ist
Kleinmachnow zu dominant“, so der Befund des Bürgermeisters, der offenbar über
Fraktionsgrenzen hinweg überzeugte.
Das ist aber nicht der einzige Mangel, den die Nachbargemeinde in dem von
Kleinmachnow vorgelegten Vertragsentwurf für eine Betreibergesellschaft sieht.
Auch der Plan, die Kiebitzberge mit einer privatwirtschaftlichen GmbH zu
betreiben, stieß im Finanzausschuss auf Skepsis. Schließlich sei ein Freibad
kein Betrieb, mit dem Gewinne erwirtschaftet werden. Eine gemeinnützige
Gesellschaft könnte steuerliche Vorteile bringen und die Bereitschaft zu
bürgerlichem Engagement fördern.
Hier will Gerhard Enser also noch Gespräche mit seinem SPD-Amtskollegen
Wolfgang Blasig aus Kleinmachnow führen. Bis September, so hofft Enser, müsse
man so weit sein, dass die Stahnsdorfer Gemeindevertreter eine Entscheidung
fällen können. Bis dahin soll im Laufe der Saison eine Befragung der Besucher
gemacht werden um herauszufinden, wie sie sich auf die Orte verteilen. Enser:
„Es macht schon einen Unterschied, ob 10 oder 30 Prozent aus Stahnsdorf
kommen.“
Grundsätzlich hält man sich in
Stahnsdorf die finanzielle Beteiligung aber bis auf weiteres offen mit Verweis
auf andere freiwillige Leistungen, die anstehen: die neue Turnhalle, der
geplante Neubau für den Club an der Bäke. Um für mehr Ausgewogenheit zwischen
den beteiligten Kommunen zu sorgen, unterstützten mehrere Mitglieder des
Finanzausschusses die Idee, im Gegenzug für das Freibad auch andere
Sportstätten gemeinsam zu betreiben, wie zum Beispiel den Sportplatz an der
Heinrich-Zille-Straße in Stahnsdorf. Dabei sieht Enser den kritischen Punkt gar
nicht in der notwendigen Sanierung des fast 30 Jahre alten Schwimmbades. Für
die Sanierung der Becken sind in der billigen Betonvariante 2,5 Millionen Euro,
in der Variante mit einer Stahlverkleidung 4,5 Millionen veranschlagt. „Das
kann man 2007 hinbekommen.“ Den größeren Schritt sieht Enser darin, sich über
10 oder 15 Jahre zu verpflichten, das jährliche Defizit von rund 200000 Euro
aufzufangen.
Unterdessen fordern die Kleinmachnower Bündnisgrünen, auf jeden Fall den
Charakter des Bades zu wahren. „Die Schönheit des Schwimmbades besteht in
seiner harmonischen Einbettung in die umliegenden Grünflächen“, so die
Vorsitzende Barbara Sahlmann in einer Pressemitteilung. Gleichzeitig warnt sie
vor einer Modernisierung oder Überdachung, wie sie etwa vom Förderverein ins
Gespräch gebracht worden ist.
Grundsätzlich unterstützen Die Grünen die Initiative Wolfgang Blasigs. Weiter
heißt es: „Dem Vorschlag einer gemeinsamen Trägerschaft der drei Kommunen sollten
jedoch bald konkrete Antworten der Nachbargemeinden zu Finanzierung,
Ausgestaltung und Gesellschaftsform folgen.“ Volker Eckert