Potsdamer Neueste Nachrichten 30.04.05
DasWAR’S
Wen Peter Könnicke gern interviewen würde Vor genau zehn
Jahren haben ich bei meinem Volontärskurs gelernt, wie man Interviews führt.
Ich war zu einem vierwöchigen Lehrgang im „Haus Busch“ in Hagen und eine
Reporterin eines Kölner Radiosenders hat uns erklärt, wie man am geschicktesten
Gespräche führt. Eine Grundregel war: Keine geschlossenen Fragen stellen. Eine
geschlossene Frage wäre, von Franz Beckenbauer wissen zu wollen, ob er wirklich
links wie rechts schießen kann. Im schlimmsten Fall würde er antworten: „Ja!“
Medienprofis, dozierte die Radioreporterin, antworten nicht mehr als sie
müssen. Beckenbauer würde natürlich ausgiebig erzählen, warum er beidfüßig
Fußball spielen kann. Doch wenn es dumm läuft, kriegt man nur ein „Ja“ oder
„Nein“ zur Antwort. Darum soll man offene Fragen stellen.
Neulich hat mich eine Freundin gefragt, wen ich in letzter Zeit denn so
interviewt habe. Am Klang ihrer Frage merkte ich, dass sie jemanden Großen
erwartete. Mein letztes Interview hatte ich mit Stahnsdorfs Bürgermeister
Gerhard Enser. Sie kannte ihn nicht. Deshalb habe ich ihr erzählt, dass ich
gern mal den Papst interviewen würde. Der spricht ja jetzt fließend deutsch.
Ich habe die Papstwahl ja intensiv am Fernsehen verfolgt, wobei mich die Sache
mit dem Rauch am meisten fasziniert hat, obwohl man nicht gleich erkennen
konnte, ob er nun schwarz oder weiß war. Ich finde das ein tolles Ritual. Viel
besser als bei Bürgermeisterwahlen, wo man im Kleinmachnower Sportforum oder im
Frühstückssaal vom „Hoteltow“ steht und die Ergebnisse aus ’zig Wahlkreisen
addieren muss. Wäre doch viel spannender, wenn künftig über dem Kleinmachnower
Rathausmarkt weißer Rauch aufsteigt, anschließend jemand das Fenster öffnet und
ruft: „Habemus BM!“ Wir haben einen Bürgermeister! Die Frage ist nur, wer die
frohe Botschaft verkündet? In Kleinmachnow etwa der Chef vom Baukonzern Kondor
Wessels? In Stahnsdorf der Bürgermeister selbst. Und in Teltow vielleicht
Eberhard Derlig vom Teltowkanal-TV.
Ich hab mich schon mal schlau gemacht, wie ich zu meinem Papst-Interview komme.
Als erstes brauche ich eine Akkreditierung beim Presseamt des Heiligen Stuhls.
Das sollte kein Problem sein. Noch nicht ganz sicher bin ich, wie ich das
Gespräch beginne. Vielleicht frage ich zum lockeren Einstieg, ob das Problem
mit dem weißen Rauch inzwischen geklärt ist. Ist der Papst gut, sagt er ja.