Der 1. Jugendkreistag droht zu scheitern: Initiatoren
kritisieren Schulen
Potsdam-Mittelmark - Der Berliner Juventus e.V. stellt den mittelmärkischen
Schulen ein „Armutszeugnis“ aus. Grund ist die mangelnde Resonanz auf die Idee
eines Jugendkreistages, der am 11. Mai erstmals in Belzig stattfinden soll.
Doch von den insgesamt 28 weiterführenden Schulen, die im Landkreis
angeschrieben worden sind, haben sich nur fünf zurückgemeldet, bedauert
Projektleiter Tobias Lehnert. 14 Schüler sind bislang als Teilnehmer
registriert – zu wenig für einen Jugendkreistag.
Es sei das erste Mal, dass der Juventus e.V. so wenig Rücklauf bekomme. „In
anderen Landkreisen habe ich bessere Erfahrungen gemacht“, sagt Lehnert. So
hätten in Anhalt-Zerbst 38 Schüler am Jugendkreistag teilgenommen, in
Schönebeck waren es 32. „Es ist traurig, dass Pädagogen bei der derzeit nur zu
oft zitierten Politikverdrossenheit von Jugendlichen ihre Schüler nicht für
eine Teilnahme an einem solchen Projekt motivieren können.“ Auch Kreistagspräsident
Christian Stein, der zusammen mit Landrat Lothar Koch das Schreiben an die
Schulen unterzeichnet hat, bedauert die geringe Antwortquote der Schulen.
Dort zeigen sich zum Teil die
Schulleiter nicht nur überrascht von der Kritik, sondern schlecht informiert
über das Projekt. So sei die Post, die bei der Teltower Realschule einging, an
die Schülervertretung adressiert gewesen und daher an der Schulleitung
vorbeigegangen, sagt Rektorin Christel Arnhold. Auch an der Stahnsdorfer
Lindenhof-Gesamtschule schüttelt man den Kopf: „Wir haben keine Unterlagen
bekommen.“ Und an der Teltower Gesamtschule hat Rektor Jürgen Voigt die
Einladung zwar erhalten, doch hielt er „die Flyer“ für wenig informativ und für
zu anonym. Das spreche im Vergleich zu den Erfahrungen, die er mit der
Initiative für ein Jugendstadtparlament gemacht habe, Schüler nicht an. Da
seien die Initiatoren in den Unterricht der „Politischen Bildung“ gekommen, um
ihre Idee vorzustellen. „Das hat funktioniert“, so Voigt: Acht seiner Schüler
hätten sich fürs Teltower Jugendstadtparlament interessiert.
Projektleiter Lehnert glaubt nicht, dass der Jugendkreistag wegen mangelnder
Information des Juventus e.V. zu scheitern droht. Er betont, dass alle
Schulleiter konkret angeschrieben und um Mithilfe bei der Auswahl der Schüler
gebeten worden seien. Auf zwei Seiten sei das Projekt erklärt und ein
Rückmelde-Fax beigelegt worden. „Wenn man gewollt hätte, hätte man uns
jederzeit um mehr Informationen bitten können.“ In anderen Landkreisen seien die
Informationen und die Vorlaufzeit nicht anders gewesen. Schließlich sieht
Lehnert die Kritik an den Schulen darin untermauert, dass selbst bei
persönlichen Telefonaten mit den Schulleitern die Resonanz ausgeblieben sei.
Den Berliner Juventus e.V. gibt es seit 1994. Sein primäres Ziel ist die
Förderung von Kindern und Jugendlichen in den Bereichen Sport, Kunst und
Kultur, Bildung und Erziehung. Bekannt ist der Verein für sein Kinder- und
Jugendfestival, das in diesem Jahr zum zwölften Mal stattfindet – im Berliner
Olympiastadion. Anfang März wandte er sich an den Landkreis mit dem Angebot,
unentgeltlich den 1. Jugendkreistag zu organisieren.