Es war der 22. April 1945, als die 3. Gardepanzerarmee der
1. Ukrainischen Front den Raum Teltow-Stahnsdorf erreichte. Heimatforscher wie
der Kleinmachnower Günter Käbelmann und Historiker wie Werner Stang aus
Stahnsdorf bemühen sich durch Interviews mit Zeitzeugen, mit eigenen
Erlebnissen, mit Archiv- und Literaturrecherchen, die Geschehnisse zu
rekonstruieren.
Von Ruhlsdorf rollten an diesem Sonntagnachmittag die ersten russischen Panzer
nach Teltow, wo sie kaum auf deutschen Widerstand trafen. Da die Brücken über
den Teltowkanal gesprengt waren, bezogen die Deutschen schnell hinter den Kanal
Stellung. Eingesetzt waren u.a. drei Volkssturmeinheiten aus Kleinmachnow, etwa
30 bis 50 Mann stark. Die Führung in diesem Frontabschnitt übernahm der Stab
der 20. Panzergrenadierdivision, die allerdings nur noch geringe Kampfkraft
besaß.
Ebenfall am 22. April erreichten russische Panzer in Stahnsdorf das Klärwerk
und das Stadtgut, am nächsten Morgen war der gesamte Ort besetzt. Gekämpft
wurde wenig, da auch hier die deutschen Truppen auf die andere Seite des Kanals
auswichen. Einige Stahnsdorfer hatten die Panzersperren beseitigt, an mehreren
Häusern – so an der Schule – hingen weiße Fahnen. Über Güterfelde rückte die
Rote Armee an diesem Tag und in der folgenden Nacht bis Babelsberg vor.
Am 23. April wurden die Hauptkräfte der
3. Gardepanzerarmee der russischen Streitmacht an den Teltowkanal herangeführt,
die durch eine Gardeschützendivision unterstützt werden sollte. Im Süden
Teltows wurden Artillerieverbände mit Haubitzen und Geschosswerfern
konzentriert. Auf einem Abschnitt von nur 4,5 Kilometern Länge entlang des
Kanals wurden 1420 Geschütze und Granatwerfer in Stellung gebracht. Unterstützt
wurde die Artillerie durch den Einsatz von Bomben- und Schlachtflugzeugen.
Die Artillerie begann am Morgen des 24. April mit den Kampfhandlungen
unmittelbar am Teltowkanal. Danach versuchten die russischen Panzerkorps den
Kanal zwischen Lankwitz und der Kleinmachnower Schleuse zu forcieren. Über der
teilweise im Wasser liegende Rammrathbrücke und der Badewitzbrücke (heute
Friedensbrücke) versuchten die Russen Brückenköpfe zu errichten, stießen aber
auf heftigen deutschen Widerstand. Drei Fahrzeuge, die an der Badewitzbrücke
die Überquerung schafften, wurden nahe der Hakeburg von einem deutschen
Sturmgeschütz abgeschossen. Unter großen Verlusten konnten die Deutschen an
diesem Abschnitt standhalten, während die Russen an der Wupperbrücke und an der
Teltow-Werft-Brücke Brückenköpfe bildeten, die sie schnell zu einem einzigen,
drei Kilometer breiten Brückenkopf verbinden konnten. Zugleich begannen
Pioniere mit dem Bau von zwei Pontonbrücken, die am frühen Nachmittag fertig
waren. Bis Tagesende hatten die russischen Truppen zwei Drittel von
Kleinmachnow und den Süden Zehlendorfs besetzt. Am nächsten Tag, dem 25. April,
war ganz Kleinmachnow in russischer Hand.
568 russische Soldaten sind auf den Friedhöfen in Kleinmachnow, Stahnsdorf und
Teltow beerdigt. 204 deutsche Gefallene, darunter viele in den Kiebitzbergen
gefallene Volkssturmmänner, sind auf dem Kleinmachnower Waldfriedhof begraben.
Im April/Mai 1945 kamen in Kleinmachnow 67Zivilisten durch die
Kriegseinwirkungen ums Leben, 65 Einwohner suchten den Freitod, 38 wurden durch
russische Soldaten erschossen. In Stahnsdorf starben 38 Zivilisten: 26 wurden
erschossen, 12 begingen Selbstmord. Peter Könnicke