Potsdamer Neueste Nachrichten 16.04.05

Einstein-Galerie am Steinweg

600 Brandenburger Schüler zeichneten den Wissenschaftler – 200 Bilder sind in Kleinmachnow zu sehen

Kleinmachnow – Was hätte wohl Albert Einstein gesagt zu den über 600 Kinderzeichnungen, die alle ihn abbilden und von denen seit gestern etwa 200 in der Kleinmachnower Steinweg-Schule ausgestellt sind? Von diesen Bildern blickt er mal streng mit großer Brille, mal fidel schmunzelnd mit Pfeife und wirren Haaren auf den Betrachter und nur ganz selten sieht er dabei heroisch aus. Letzteres lag ihm auch nicht, lieber steckte er vor allzu aufdringlichen Fotografen die Zunge heraus und mit dem Berühmtsein, hatte er sowieso nicht viel im Sinn; er fand, man werde davon nur dümmer.

Aber die fantasievollen Kinderzeichnungen, die hätten ihm sicher Vergnügen bereitet und wahrscheinlich ein paar Lachfalten mehr, hätte er sie sehen können. Gefreut hätte ihn sicher auch, dass jeder der kleinen Künstler etwas über Einstein erfahren wollte. Und so sind Kompass und Segelschiff auf den Bildern zu sehen, ebenso spielt das Thema Zeit eine Rolle. Das wichtigste aber ist, dass die Kinder bei diesem Malwettbewerb Einstein für sich entdeckten, der zuvor für sie nur ein netter älterer Herr auf einem Foto war. Nun haben die Erwachsenen Gelegenheit aus dem Blickwinkel der jungen Künstler den Physiker neu zu sehen.

Bildungsminister Holger Rupprecht gehörte zu den ersten Bewunderern, als er gestern die Einstein-Galerie an der Grundschule eröffnete und Preisträger auszeichnen konnte. „Ich war mit hohen Erwartungen gekommen, aber was ich sah, hat mich regelrecht umgehauen“, gestand der Minister und lobte die Idee, sich einer Person wie Einstein über die Kunst zu nähern. Sein Ministerium hatte im letzten Jahr zu dem Malwettbewerb aufgerufen. 50 Schulen des Landes Brandenburg beteiligten sich daran. Bevor die Bilder in Berlin, Japan, Italien, Russland und Korea gezeigt werden, will der Minister einige davon im eigenen Hause ausstellen: „Damit meine Mitarbeiter sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder gearbeitet haben". Angetan war auch Bürgermeister Wolfgang Blasig von den Arbeiten, die zeigen, dass „Einstein einer war, der weit in die Welt hinein schaute“. Blasig nutzte in seiner Rede auch die Gelegenheit, dem Minister mit auf den Weg zu geben, das Einstein-Jahr sei eine gute Gelegenheit, die Wissenschaft nicht mehr als fünftes Rad am Wagen zu betrachten.

Aktueller Anlass für seine kritische Anmerkung war, dass im nächsten Jahr im Weinberg-Gymnasium kein Leistungskurs Physik mehr angeboten werde. Einen Seitenhieb auf die Bildungspolitik kam auch von den Schülern des Theaters am Weinberg, die zur Feierstunde das Theaterstück „Einstein im Examen“ aufführten. Da taucht Einstein unvermittelt aus dem Universum auf und erklärt sich bereit, einen Abiturienten in seiner Prüfung zu vertreten. Immerhin heißt das Thema Einstein und wer sollte sich da nicht besser auskennen als der Gelehrte selbst. Ein Irrtum wie sich herausstellt, da Lehrer sowieso immer alles besser wissen und ihnen eine Kopie des eigenen Wissens am liebsten ist. „Inhaltsloses Wissen“ attestieren sie dem Prüfling Einstein, als der über die Relativitätstheorie philosophiert und durchfällt.

„Die wahre Fragekunst sollte sich darauf richten, zu ermitteln, was der andere weiß oder zu wissen fähig ist“, lautet ein Einstein-Zitat, das auf einem Schild in der Ausstellung zu finden ist.