Potsdamer Neueste Nachrichten 14.04.05
Sensible Gedenkstätte
Kleinmachnower "Ort der
Erinnerung" soll im Juli fertig werden
Kleinmachnow - Der „Ort der Erinnerung“, der in Kleinmachnow auf die Geschichte
des einstigen Fremd- und Zwangsarbeiterlagers am Stahnsdsorfer Damm hinweisen
soll, wird Anfang Juli fertig gestellt sein. Der 8. Mai, der lange Zeit als
Termin der Einweihung galt, „wird nicht zu halten sein", sagte Dieter
Schubert von der Dreilinden Entwicklungs-Gesellschaft im jüngsten
Kulturausschuss der Gemeindevertretung.
Mit Anerkennung nahmen die Mitglieder des Gremiums die Präsentation des
Landschaftsarchitekten Ole Saß vom Büro „Landschaft Planen und Bauen“ entgegen,
das für den Entwurf der Erinnerungsstätte verantwortlich ist.
Diese wird auf den Fundamentplatten zweier Baracken angelegt, die Teil des
Arbeitslagers waren, das wiederum zur Dreilinden Maschinenbau GmbH gehörte. Die
sichtbaren Konturen der Fundamente werden durch Cortenstahlbänder geschützt.
Rasen wird die beiden Bodenplatten, die unter Denkmalschutz stehen, bedecken.
Die Fundamente liegen in einem Grünzug, der den Stahnsdorfer Damm und den Stolper
Weg verbindet und durch einen Fußweg erschlossen wird. Dieser Weg werde behutsam
über die Platten geführt, so Saß. Als sensible Kennzeichnung wird sich der Weg
in diesem Abschnitt farblich abheben.
Saß nennt den „Ort der Erinnerung“ eine lokalspezifische Gedenkstätte. Diese
wird sowohl sinnlich Intuition, als auch über den Verstand wahrgenommen. Hierzu
wird die Inschrift einer Tafel den Ort erklären, an dem mehr als 2000
Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter während des zweiten Weltkrieges lebten und
für die deutsche Luftwaffe Flugzeugteile produzierten. Auf den Text haben sich die
Mitglieder des Kulturausschusses bereits verständigt, der Beschluss der
Gemeindevertretung steht noch aus. Das Material der Tafel ist ebenfalls ein
rostig anmutender Cortenstahl, „der die Produktionsgeschichte des Ortes
widerspiegelt", wie Saß meint.
Planerisches Ziel bei der Erarbeitung des Entwurfs sei es gewesen, Zeit, Raum
und Menschen zu erfassen und dann auf die vorhandene Fläche zu projizieren. Die
Zeit, so Saß, spiegele sich wieder in den Fundamentplatten als nicht
verändertes Element und den gewachsenen Strukturen, z.B. dem Gehölzbestand.
Der Raum werde einerseits durch die beiden Fundament-Platten in sich gebildet,
andererseits durch die Hinführung zu diesen über vorhandene Wegestrukturen.
Der Mensch selbst bildet das Bindeglied zwischen Geschichte und Gegenwart, als
Betroffener oder Besucher, der zufällig oder bewusst den „Ort der Erinnerung“
begegnet. pek