Potsdamer Neueste Nachrichten 09.04.05
Reiche Beute an Navigationsgeräten
Polizei erhöht mit Soko
Ermittlungsdruck bei Auto-Einbrüchen in Kleinmachnow und Stahnsdorf
Von Peter Könnicke
Potsdam/Region Teltow - Bei der morgendlichen Lagebesprechung klingt es für
Potsdams Kripochef Dirk Volkland seit Wochen monoton: Einbrüche in Autos und
gestohlene Navigationsgeräte, Radios und Airbags. Allein sieben Mal wurden in
der Nacht zum Mittwoch im Schutzbereich Potsdam, zu dem auch Stahnsdorf, Teltow
und Kleinmachnow gehören, aus aufgebrochenen Autos teure Geräte gestohlen.
Alarmiert ist die Polizei indes schon seit längerem: In den ersten drei Monaten
diesen Jahres wurden 176 dieser Fälle registriert, 30 Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum. Wegen des massiven Anstiegs hat die Potsdamer Polizei jetzt
die Sonderkommission „Navi“ gegründet.
Die dreiköpfige Ermittlungsgruppe wird sich vor allem auf Kleinmachnow und
Stahnsdorf konzentrieren. Hier sind es vor allem die guten Wohnlagen, in denen
die Täter unterwegs sind und gezielt Autos aufbrechen. Bislang sind die
Erkenntnisse der Polizei über das Täterprofil spärlich. „Es besteht der
begründete Verdacht, dass es sich um zwei Gruppen polnischer und litauischer
Täter handelt“, so Kommissariatsleiter Holger Kutzschebauch. Sie würden
länderübergreifend agieren, vor allem in der Woche nachts zwischen 23 und 3 Uhr
unterwegs sein und sich in Banden organisieren. Ihre Auftraggeber werden im
Ausland vermutet, wohin auch das Diebesgut gebracht wird, um kurze Zeit später
im Internet angeboten zu werden. Meist seien die Täter polizeilich nicht
bekannt, sie würden im Ausland angeworben und nach den Raubzügen offenbar
sofort wieder ausreisen. Unterschiede bei Pkw-Typen werden nicht gemacht, die Einbrüchen
erfolgen routiniert und geschult, so dass in weniger als drei Minuten Radios,
Airbags oder Navigationsgeräte ausgebaut sind. Entweder werden Scheiben
eingeschlagen, Türen aufgehebelt oder Schlösser mit einem so genannten
Polenschlüssel geknackt. Die Schadenssumme ist erheblich: allein die
Navigationsgeräte kosten zwischen 2500 und 3000 Euro.
Mit der „Navi“-Soko soll nun die Tatort- und Umfeldermittlung intensiviert
werden. Die drei Sonderermittler werden bundesweite Erkenntnisse und Hinweise
schneller auswerten, operative Einsätze führen und steuern. Ziel sei es, Täter
auf frischer Tat zu ertappen. Zudem betont Kutzschebauch eine enge Abstimmung
mit den benachbarten Berliner Dienststellen bei operativen Maßnahmen. Zudem sei
mit einem Verdrängungseffekt nach Berlin zu rechnen, wenn in Stahnsdorf und
Kleinmachnow der Ermittlungs- und präventive Druck erhöht wird.
Bislang werde aus der Bevölkerung zu wenig auf Verdächtiges hingewiesen,
bedauert Kriminalrat Volkland. 1500 Kfz-Einbrüche und Diebstähle aus Autos hat
es im vergangenen Jahr innerhalb des Schutzbereiches gegeben. Aus der
Stahnsdorfer und Kleinmachnower Bürgerschaft gab es in diesem Zeitraum 15
Hinweise an die Polizei über mögliche Straftaten. Mit der Gründung der Soko
wolle man der Bevölkerung nun signalisieren , dass die Polizei ihre Maßnahmen
intensivieren will, wobei die Ermittler auf die Mitarbeit der Einwohnerschaft
setzen. Neben eigenen Maßnahmen zur Vorbeugung – Parken an übersichtlichen
Stellen, aktivierte Alarmanlage, Mitnehmen transportabler Geräte – animiert die
Polizei Zeugen und Betroffene, Einbrüche sofort anzuzeigen, vermeintliche Täter
aber nicht selbst anzusprechen.
Mit einer Aufklärungsquote von 27,8 Prozent bei Kfz-Einbrüchen verweist Kutzschbauch
auf einen „bundesweit hohen Wert“, ohne dass die Gesamtzahl dieser Delikte
gesenkt werden konnte. Jüngste Fahndungserfolge sind drei Festnahmen in diesem
Jahr. Weitgehende Erkenntnisse brachte dieser Erfolg allerdings nicht; bei
ihren Vernehmungen blieben die Festgenommenen stumm.