Potsdamer Neueste Nachrichten 05.03.04
Psychologie und Grundstückskauf
Bodenpreise fallen noch immer leicht, Wende aber in Sicht. Teures Zentrum
Kleinmachnow
Potsdam-Mittelmark - Am Markt für Baugrundstücke lässt sich die gesamte wirtschaftliche
Situation im Land ablesen. So sieht das Wilk Mroß, Vorsitzender des
Kreisausschusses, der die Grundstückszahlen auswertet. Und er hat im
vergangenen Jahr erneut leicht sinkende Preise in Potsdam-Mittelmark
beobachtet. Aber es gibt Ausnahmen wie die neue Ortsmitte in Kleinmachnow.
Der so genannte Bodenrichtwert, also der durchschnittliche Quadratmeterpreis
für Bauland, ist hier von 240 auf 260 Quadratmeter gestiegen, Spitzenwert im
Kreis. Ansonsten gilt für den begehrten Wohnstandort: leichter Rückgang auf
hohem Niveau. „20 Euro Unterschied, in Hagelberg ist das der Preis“, so Mroß
mit erhobenem Zeigefinger. Die Region Teltow bleibt mit Abstand die teuerste,
hier werden über 80 Prozent der Umsätze im Kreis gemacht.
Seit kurzem ist die neue Karte, die
einen Überblick über die Grundstückswerte gibt, wieder für 30 Euro beim
Landkreis zu bekommen. Der Staat hält diese Aufgabe noch immer für wichtig, um
Häuslebauern „gegenüber den Profis“ einen Anhaltspunkt zu geben, wie Mroß es
formulierte. Und so ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden, dass der
Amtsleiter jedes Jahr Anfang März die Presse einlädt, und die Situation auf dem
Grundstücksmarkt analysiert.
Im Laufe des vergangenen Jahres sind die Preise zwar nicht gestiegen. Aber ein
schlechtes Konjunkturzeichen sieht Mroß darin nicht. Der Markt sei Mitte der
90er Jahre überhitzt gewesen, jetzt sei wieder Normalität eingekehrt. 310
Millionen Euro Umsatz waren 2004 zu verzeichnen, 25 Millionen weniger als im
Jahr davor.
Wie Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt erwartet auch Mroß steigende Preise
durch die S-Bahn. Schon jetzt seien um die Mahlower Straße die Preise mit 120
bzw. 140 Euro stabil geblieben, im Postviertel bei 240 Euro – ein erstes Signal
für den Anschub, den die Bahn den Preisen noch geben werde.
Das würde sich dann zum Beispiel im Mühlendorf auswirken, das mit einem Wert
von 190 Euro neu aufgenommen worden ist. Mroß ist – „als Teltower Bürger“ –
auch nicht entgangen, dass der Investor des Viertels bei der S-Bahn-Eröffnung
als Sponsor in Erscheinung getreten ist. Außerdem erstmals aufgelistet: Das
Rehgrabengebiet in Bergholz-Rehbrücke (150 Euro). Hier wurden anfangs nur
fertige Häuser und Wohnungen vermarktet, was von der Behörde nicht erfasst
wird, da sie sich nur den Bodenpreisen widmet. Inzwischen werden im Rehgraben
aber auch leere Grundstücke verkauft, was einen generellen Trend widerspiegelt,
wie Mroß festgestellt hat.
Das trifft allerdings nicht auf Fashion Park und Europark Dreilinden in
Kleinmachnow zu. Hier sind die Werte im Vorjahr gleich geblieben. Grund: keine
Verkäufe. Offenbar seien die Preise hier zu hoch, so seine Vermutung. Die
Investoren würden sich dann eher für das Stahnsdorfer Gewerbegebiet
interessieren.
In Kleinmachnow haben die Wohngebiete im Norden und Westen je 20 Euro
nachgegeben. Mroß scheint das für angemessen zu halten. Er kann die großen
Unterschiede zum benachbarten Stahnsdorf nicht verstehen, das quasi genauso nah
an Berlin liege und auch sonst keine schlechtere Wohnqualität biete: „Das ist
reine Psychologie.“ Volker Eckert
Die Bodenrichtwertkarte und Auskünfte gibt es im Landratsamt, Lankeweg 4,
Teltow. Telefonisch zu erreichen unter (03328) 318-313 oder 311.