Potsdamer Neueste Nachrichten 01.03.05

Sonnige Aussichten fürs Rathaus

Erste Geldgeber für Kleinmachnows Bürgersolar-Anlage / Bayrisches Interesse an märkischen Dächern

Kleinmachnow - Eine Bürgersolar-Initiative will demnächst dem Kleinmachnower Rathaus aufs Dach steigen, um dort die Sonne anzuzapfen. Wenn sich 30 Bürger finden, die jeweils 1000 Euro zahlen, könnte eine Anlage errichtet werden, stand in dem Papier, das potenzielle Mitstreiter am vor wenigen Tagen ins Sportforum einlud. Dem Aufruf des bündnisgrünen Kreistagsabgeordneten Axel Mueller, der das Projekt nach dem Beelitzer Vorbild nun auch in Kleinmachnow umsetzen will, folgten rund 20 Interessierte.

Das Ergebnis der ersten Veranstaltung stimmte nicht nur Mueller optimistisch: Acht Mitstreiter wurden bereits gefunden und ein Drittel der Zielsumme in Form von Anteilsscheinen an diesem Abend gezeichnet. Etwa 60000 Euro wird die Anlage kosten, für 30000 Euro soll ein Kredit bei der UmweltBank aufgenommen werden. Die Anlage würde rund 80 Quadratmeter Fläche beanspruchen, 400 Quadratmeter stehen auf dem Rathausdach zur Verfügung. Ausreichend also, um die Kommune nicht aus der Pflicht zu entlassen, eigene Module zu installieren. Denn darauf besteht die Lokale Agenda ausdrücklich, wie Ingo Birkholz von der Arbeitsgruppe Klimaschutz erklärte. Günstige Voraussetzungen, wie Dachdurchgänge für einen nachträglichen Einbau, wurden bereits bei der Planung des Rathauses berücksichtigt. Allerdings fehlte der Gemeinde bisher das Geld für das Vorhaben. Nun wollen die Bürger eine Photovoltaikanlage installieren, weshalb die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Bündnis/Grüne) vor einigen Monaten Bürgermeister Wolfgang Blasig fragte: „Gibst du uns dein Rathausdach für eine Bürger-Solaranlage?". Blasig habe keine Einwände gehabt, berichtete Behm, aber Zweifel, dass sich für die Initiative genug Leute finden würden. Deshalb möchte Behm den Bürgermeister nun beim Wort nehmen.

Noch in diesem Jahr soll das Projekt starten, um die Einspeisungsvergütung von 0,54 Euro pro kWh in Anspruch nehmen zu können, die 20 Jahre garantiert wird entsprechend dem Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG). Bereits nach zwölf Jahren Laufzeit amortisiere sich die Anlage, deren Nutzungsdauer mit 30 Jahren angegeben wird. Doch nicht nur gute Rendite und steuerliche Abschreibungen sind Argumente für das Projekt, sondern auch das Problem vieler Hausbesitzer, deren Baumbestand sich ungünstig für eigene Solardächer erweist. Deshalb ist bereits absehbar, dass dem Pilotprojekt weitere folgen werden. Vorschläge für weitere Standorte gab es bereits bei dem Treffen vergangenen Freitag: das Turnhallendach der Eigenherd-Schule und die Deponie am Stolper Weg.

Ermuntert wurden die künftigen Betreiber dazu auch von Claudia Pirch-Masloch vom Solarverein Berlin, der bereits seine vierte Bürger-Solar-GbR gründete und gerade die fünfte vorbereitet. Sogar Anleger aus Bayern meldeten sich bei dem Berliner Verein. „Denn in Bayern werden bereits die Dächer knapp, die sich für Solaranlagen eignen. Außerdem hatten wir in Berlin im letzten Jahr die höchsten Sonnenwerte Deutschlands", sagte Pirch-Masloch. Ihre Erfahrungen halfen auch beim Start der Bürgersolaranlage in Beelitz. Nun wollen die Kleinmachnower Initiatoren das Berliner Betreibermodell anwenden. Bereits am 15. März um 19 Uhr findet dazu die GbR-Gründungsveranstaltung im Rathaus statt. Kirsten Graulich