Potsdamer Neueste Nachrichten 22.02.05
Fraktionschefin Hille erklärt
Parteiaustritt
Kritik an „fundamentaler Verweigerungspolitik“
Kleinmachnow - Aus den anhaltenden Querelen zwischen Teilen des bündnisgrünen
Ortsverbandes und der Gemeindevertreterfraktion hat Nina Hille nun Konsequenzen
gezogen. Die Fraktionsvorsitzende erklärte gestern ihren Parteiaustritt. „Die
Veränderung der grünen Partei in Brandenburg und insbesondere in Kleinmachnow
zwingt mich zu erkennen, dass dies nicht mehr meine politische Heimat ist“,
begründete Hille gegenüber den PNN ihren Schritt. Orts-Grünensprecher Michael
Martens bedauerte diese Entwicklung, gleichwohl nennt er Hilles Kritik nicht
nachvollziehbar.
Hille startete als Spitzenkandidatin der Grünen vor zwei Jahren zur
Kommunalwahl als politischer Newcomer und zog im November 2003 mit dem
parteilosen Christian Grützmann und dem Grünen Norbert Schrödter ins
Ortsparlament. Nach einem halben Jahr kündigten Grützmann und Hille ihrem
Mitstreiter Schrödter die gemeinsame Fraktionarbeit auf, der Zwist spiegelte
auch das Zerwürfnis im gesamten Ortsverband wider. Auch die Wahl eines neuen
Vorstandes vor wenigen Wochen konnte das zerrüttete Verhältnis zur Fraktion
nicht kitten – obwohl offiziell von einem konstruktivem Neuanfang gesprochen
wurde.
„Wo noch vor zwei Jahren eine kreative,
bunte Gruppe voller Elan und positivem Schwung zusammenarbeitete, um
konstruktive Politik in Kleinmachnow voranzubringen, bestimmen heute
Partei-Apparatschiks einen fundamentalistischen Kurs“, beklagt Hille. Vorbei
seien Zeiten der lebendigen Basisdemokratie und vergessen seien Ideale der
Bündnis-90-Bewegten. „Mit Negativ-Kampagnen und verunglimpfenden Plakaten wird
versucht, Wählersympathien zu gewinnen. Berliner Rezepte werden ohne
Tauglichkeitsprüfung auf Brandenburger Verhältnisse übertragen mit verheerenden
Folgen, wie bei der Landtagswahl zu sehen war“ so Hille. Den Ansprüchen der
Wähler Kleinmachnows werde nicht gerecht, wer im Rückzug auf
Fundamentalopposition verharrt und ohne vorwärtsgewandte Grundeinstellung in
der Lokalpolitik auftritt. „An Stelle kritischer Auseinandersetzungen ist ein
lähmendes Schweigen aus Angst vor Sanktionen des Parteiapparates getreten“,
beschreibt Hille das Betriebsklima der Grünen.
Während sie an ihrem Mandat festhält, fordert der Vorstand der Kleinmachnower
Bündnisgrünen ihren Rückzug aus dem Ortsparlament. Hilles Vorwurf, die örtliche
Grünen-Spitze sei nur noch von der „generellen Verweigerungspolitik“ Berliner
Parteimitglieder beeinflusst, weist Martens zurück.
Peter Könnicke