Potsdamer Neueste Nachrichten 15.02.05

Schiebend über den Kanal

Erstaunt stellt Agenda-Gruppe Verkehr fest: Schleusenbrücke ohne Radwege

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - In einigen Wochen werden es täglich mehr als 10000 Autos sein, die die neue Schleusenbrücke überqueren. Für viele ist die Passage über den Kanal von Stahnsdorf nach Kleinmachnow ein lang ersehnter Beitrag für den regionalen Verkehrfluss. In der Siedlung am Stolper Weg hingegen sieht man der Blechlawine weniger erfreut entgegen.

Eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern fühlt sich beim Anblick des bereits vollzogenen Brückenschlags indes völlig ausgegrenzt. Für Radfahrer endet sowohl in Stahnsdorf wie auch in Kleinmachnow abrupt der mit roten Betonsteinen markierte Radweg an der Brücke. „Sprachlos über so eine Fehlplanung und Ignoranz den Radfahrern gegenüber“ zeigt sich die Bündnisgrüne Barbara Sahlmann. Für die Brücke als touristischen Anziehungspunkt und eine der wichtigsten regionalen Verkehrseinrichtungen ist das Fehlen eines Radweges für Sahlmann völlig unverständlich. „Vielleicht ist es ja ein Versehen“, hofft die Sprecherin der Agendagruppe für Verkehr noch auf eine Klärung.

Im für den Brückenbau zuständigen Wasserstraßen-Neubauamt Berlin (WNA) zeigt man mit dem Finger auf die Gemeinde. „Wir bauen das, was bestellt wird“, so Projektplaner Rust. Zwar sei das WNA für den vollwertigen Ersatz der alten Schleusenbrücke zuständig, die vor mehr als zehn Jahren gesperrt wurde, weil ein Schiff einen Pfeiler rammte. Zudem gilt die Brücke in ihren Dimensionen als Vorgriff auf einen möglichen Ausbau des Teltowkanals. Doch die Einrichtung von Radwegen, hätte die Gemeinde bestellen und auch zur Hälfe bezahlen müssen, so Rust. 750000 Euro hätte dies der Kommune gekostet. Dies war offenbar nicht gewollt, so Rust mit einem Verweis auf das Planfeststellungverfahren, bei dem Kleinmachnow selbstverständlich beteiligt worden ist, aber keinerlei Einwände oder Anregungen für Radwege gemacht hat.

Im Kleinmachnower Tiefbauamt beruft sich Amtsleiter Brinkmann gleichfalls auf das Planfeststellungsverfahren. „Das macht das Wasserstraßen-Neubaumat“, zeigt Brinkmann wiederum nach Berlin und fühlt sich als falscher Adressat, wenn nach Radwegen auf der Brücke gefragt wird. Ob und ich welcher Form in der Gemeinde die Möglichkeit beraten wurde, Radwege zu bestellen, ist für Brinkmann „nicht mehr nachvollziehbar“. Immerhin liege die Planungsphase „ja schon Jahre zurück“.

„Nur noch dunkel“ kann sich Gemeindevertreter Walter Haase erinnern, „dass es vor Jahren einmal diskutiert wurde“. Damals, so der Vorsitzende des Verkehrssauschusses, hätte man nicht eingesehen, selbst das Geld für Radwege auf einer Brücke aufzubringen, die nur deshalb so lang ist, um später keine Probleme beim Kanalausbau zu haben, gegen den Kleinmachnow seit jeher protestiert. „Natürlich wäre es viel besser, wenn es Radwege gäbe“, räumt Haase heute ein. Im Verkehrsausschuss am Mittwoch will er daher das Thema auf die Tagesordnung bringen.

Sahlmann ist gespannt, wie sich ab Mitte April Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger vertragen. „Für einen gemeinsamen Geh- und Radweg ist die Breite nicht ausreichend“, diagnostiziert Sahlmann nach einer Visite vor Ort.