Potsdamer Neueste Nachrichten 11.02.05

"Gefahr für andere Schulen"

Das Landratsamt warnt vor einer übereilten Erweiterung des Kleinmachower Weinberg-Gymnasiums

Kleinmachnow - Vor einer übereilten Erweiterung des Weinberg-Gymnasiums Kleinmachnow hat der zuständige Amtsleiter der Kreisverwaltung, Thomas Schulz, gewarnt. Eine Analyse der Schülerzahlen der Region zeige, dass dadurch andere weiterführende Schulen der Region ab 2006 in ihrem Bestand akut gefährdet würden, sagte er am Mittwochabend im Kreisbildungsausschuss.

Ausgangspunkt der Diskussion war ein Antrag der CDU-Fraktion, das bisher dreizügige Weinberg–Gymnasium wegen großer Nachfrage ab 2006 vier- bzw. ab 2008 fünfzügig zu führen und entsprechend zu erweitern. Ein Vorstoß, der auch im Bildungsausschuss auf viele Vorbehalte traf – und von der CDU schließlich vorerst zurückgezogen wurde.

Für das Jahr 2006 rechnet das Landratsamt in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf lediglich mit 336 Übergängern von der 6. zur 7. Klasse. Ein vierter Zug am Weinberg-Gymnasium würde wahrscheinlich zur Folge haben, dass drei der fünf anderen weiterführenden Schulen der Region keine 7. Klasse eröffnen könnten, so Schulz.

Um die Schüler werben derzeit neben dem Weinberg-Gymnasium: das Teltower Kant-Gymnasium, die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Kleinmachnow sowie die Realschule Teltow und die Gesamtschulen in Teltow und Stahnsdorf. Die drei letztgenannten werden demnächst als Oberschulen geführt.

Eine Vierzügigkeit am Weinberg-Gymnasium könnte nach den Prognosen des Landratsamtes erst im Jahr 2008 notwendig werden. Zu diesem Zeitpunkt wird in der Region mit 430 Schülern gerechnet, die in die 7. Klasse übergehen. Schulz räumte jedoch ein: „Sollte sich wirklich ein aktueller Bedarf abzeichnen, könnte die Zahl der Gymnasiumsplätze in der Region auch schon vorher erweitert werden“. Das könnte kurzfristig und ohne bauliche Erweiterungen am Weinberg-Gymnasium geschehen, versicherte der Amtsleiter.

Langfristig werde sich die Zahl der Übergänger in die 7. Klassen in der Region ab 2010 bei 500 einpegeln: Eine Zahl, die durch bestehende Schulkapazitäten abgedeckt werden könnte. Allerdings müsse zunehmend in regionalen Maßstäben gedacht werden. So wäre es durchaus zumutbar, dass ein Kleinmachnower Schüler das nicht weit entfernte Gymnasium in Teltow besucht. Beide Gymnasien befinden sich in Trägerschaft des Landkreises, für die vier anderen Schulen zeichnen die Kommunen verantwortlich. Dass alle sechs weiterführenden Schulen eine Perspektive haben, gilt als unwahrscheinlich.

Der Vorwurf der CDU, dass jährlich über 40 Schüler aus der Region auf ein Berliner oder Potsdamer Gymnasium wechseln, nur weil es in Kleinmachnow kein entsprechendes Angebot gebe, sei nicht zu belegen, sagte Schulz. Im vergangenen Jahr sei kein Schüler am Weinberg-Gymnasium abgelehnt worden. Trotzdem hätten 42 Schüler der Region ein Gymnasium in Berlin oder Potsdam gewählt. „Wenn Eltern und Schüler das Weinberg-Gymnasium wollen, dann müssen sie auch ihren Willen artikulieren“, so Schulz.Hagen Ludwig