Potsdamer Neueste Nachrichten 03.02.05

Blasig schlägt Bad-Gesellschaft vor

Bürgermeister will mit Amtskollegen über gemeinsame Trägerschaft für Freibad Kiebitzberge reden

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) versucht den Ausbruch aus einem Teufelskreis. Nachdem Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow jahrelang gegenseitig mit dem Finger auf sich zeigten, wer für die Sanierung des Freibades Kiebitzberge und den künftigen Betrieb aufkommen soll, schlägt Blasig seinen Amtskollegen nun die Gründung einer gemeinsamen Bad-Gesellschaft GmbH vor.

Die Idee: Die Kommunen wären stimmberechtigte Gesellschafter. Kleinmachnow würde unentgeltlich und unbefristet das Freibad-Grundstück erbbaurechtlich einbringen. Die jährlichen Kosten für den Betrieb des Bades würden sich entsprechend der gesellschaftlichen Anteile gestalten. Als erbbauberechtigte GmbH könnte die Gesellschaft die dringend notwendige Sanierung des Bades in Angriff nehmen und zudem Fördermittel beantragen, die ab 2006 möglich wären. Wenn es gelingt, EU-Fördermittel zu akquirieren, könnte Brandenburg über seine Investitionsbank den notwendigen Anteil des Landes für das Sanierungsvorhaben bereitstellen, so Blasig.

Als einen „ganz wichtigen Beitrag, den Teufelskreis zu durchbrechen“, bezeichnete Kleinmachnows SPD-Ortschef Frank Nägele Blasigs Schreiben an die Bürgermeister von Teltow und Stahnsdorf. Die Kleinmachnower Sozialdemokraten hatten am Dienstagabend eingeladen, um über die Zukunft des Bades in den Kiebitzbergen zu diskutieren. Die zwei wesentlichen Fragen definierte Nägele zu Beginn: „Wie soll das Bad gestaltet werden? Wer soll es betreiben?“ Auf die zweite gibt Blasig mit seiner Offensive erstmals eine konkrete Antwort. Damit erfüllt der Bürgermeister zugleich den Auftrag der Gemeindevertreter, mit seinen Amtskollegen über eine gemeinsame Finanzierung und Trägerschaft für das Bad zu reden.

Zweiter Teil der Handlungsaufforderung, die Kleinmachnows Parlamentarier ihrem Bürgermeister im Dezember erteilten, ist die Vorlage eines Maßnahmeplans bis Ende März. Als aufmerksamer Zuhörer konnte Blasig vorgestern einige Denkanstöße und Prämissen mitnehmen, wie eine Sanierung der fast 30 Jahre alten Schwimmstätte aussehen könnte. Sowohl Roland Templin vom Förderverein „Freibad Kiebitzberge“ wie auch Michael Grubert, Chef der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Kleinmachnow (GeWoG) als derzeitige Betreiberin des Bades, sehen die Zukunft der Einrichtung in einem Sport- und Familienbad – ganz in der bisherigen Tradition. „Das Bad sollte überwiegend in kommunaler Hand bleiben“, betonte Grubert. Eine gemeinsame Bewirtschaftung mit dem benachbarten Sportforum, wie sie zwischenzeitlich nach dem Auftreten von Kaufinteressenten diskutiert wurde, bewertet Grubert als wenig effizient. Mit seinem Vorstoß für eine gemeinsame Bad-GmbH untermauert Blasig zudem das Bemühen um eine regionale Trägerschaft und mindert die Sorge, das Freibad könnte im Paket mit dem Sportforum verkauft werden und zu einer teuren Wellness-Anlage mutieren. Freibad-Förderer Templin zeigte sich erfreut: Endlich werde die frühe Forderung des Vereins nach einer gemeinsamen kommunalen Betriebsführung aufgenommen.

Eine Sanierung der bestehenden Anlage mit 50-Meter- und Nichtschwimmerbecken sowie Planschbassin würde nach einem aktuellen, von der GeWoG in Auftrag gegebenen Gutachten 2,5 Millionen Euro kosten. Diese „verlässliche Kostengröße“ (Grubert) liegt deutlich unter bisherigen Kalkulationen von etwa vier Millionen Euro. Nach einer vollständigen Sanierung würden die jährlichen Betriebskosten bei etwa 300000 Euro liegen, das wären 140000 Euro weniger als derzeit.

In welchem Umfang Ausstattung und Umfeld des Bades attraktiver gestaltet werden können, um die Besucherzahl zu erhöhen – in den vergangenen drei Jahren waren es im Schnitt 78000 pro Saison –, sollte wohl überlegt abgewogen werden, so der gemeinsame Tenor. So würden Rutschen und Spielflächen die Aufenthaltsqualität erhöhen, seien aber nicht entscheidend für einen Bad-Besuch. „Wenn die Sonne scheint, geht man ins Bad, auch wenn keine Rutsche da ist“, meint Templin. Die Anregung des Fördervereins, das 50-Meter-Becken teilweise oder komplett zu überdachen, um das Bad ganzjährig nutzen zu können, fand kaum Zuspruch. Dadurch ginge die Attraktivität des Bades, das durch seine Lage in den Kiebitzbergen als Naturbad gilt, verloren, warnte nicht nur Sozialdemokrat Jens Klocksin, sondern auch Bademeister Prager.

Ins Wasser fallen soll die Frage nach längeren Nutzungszeiten jedoch nicht. Zumindest während der Saison von Mai bis September könnte das Bad länger geöffnet werden. Voraussetzung ist allerdings ein Bebauungsplan, in dem die Öffnungszeiten – in Abstimmung mit der Nachbarschaft – geregelt sind. Für das in den 70er Jahren in Feierabend-Initiative gebaute Bad gibt es derzeit keinen B-Plan. Inzwischen wird an dem Planwerk gearbeitet. Ende des Jahres, so Grubert, könnte es fertig sein.