Potsdamer Neueste Nachrichten 02.02.05
Schwarze Zahlen im Insolvenzverfahren
Während sich die Gläubiger
mit der Zukunft des Sportforums schwer tun, floriert das Geschäft
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - So dynamisch, wie nebenan in der Tennishalle Bürgermeister
Wolfgang Blasig sein Doppel spielte, wünschte sich am Montag im Finanzausschuss
Kämmerer Michael Ecker auch das Insolvenzverfahren für die Sportforum
Kleinmachnow GmbH.
Seit Sommer 2003 prüft der Berliner Insolvenzverwalter Sebastian Laboga, in
welcher Form die Geschäfte der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Sportforum
Kleinmachnow GmbH weiter geführt werden können. Die Gesellschaft selbst, an der
die Gemeinde durch ihre Sportstätten GmbH (Spok) zu 50 Prozent beteiligt war,
ist inzwischen aufgelöst. Das Potsdamer Amtsgericht löschte sie nach Eröffnung
des Insolvenzverfahrens aus dem Handelsregister. Eigentümer des Sportforums
sind somit die Gläubiger, an deren Spitze mit den meisten Forderungen die
Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) steht.
Alles andere als zufrieden mit dieser Situation zeigte sich Gemeindekämmerer
Ecker. Er beklagt sich über „dürftige Informationen“, die die Gemeinde
erreichen. „Insolvenzverwalter und Gläubiger hüllen sich in Stillschweigen.“
Vor allem verwundere den Kämmerer, dass die MBS als Hauptgläubigerin „nichts
unternimmt“, um das Verfahren zu beschleunigen“.
Vor allem die mit der Sparkasse ausgehandelten Raten, um den Kredit für den 7,5
Millionen teuren Bau zu tilgen, erwiesen sich als zu hoch, so dass die Sportforum
GmbH in Liquiditätsprobleme geriet. Die Gemeinde habe „viele tragfähige
Vorschläge gemacht“, so Ecker. Die MBS sei darauf nicht eingegangen. Der
Insolvenzverwalter könne seiner Ansicht nach mit dem Verfahren „glücklich und
zufrieden sein“, denn er streiche sein monatliches Salär ein. Das rekrutiere
sich aus den Pachtzahlungen, die der gegenwärtige Betreiber des Sportforums
überweist. Für Ecker sei nicht absehbar, wann das Insolvenzverfahren beendet
ist.
Bei der MBS konnte Sprecherin Sabine Dörr mit den Hinweis auf das Bankgeheimnis
gestern auf PNN-Anfrage keine Aussagen zum Verfahren machen. Invesolvenzverwalter
Laboga war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Nach PNN-Informationen
wird jedoch intensiv an einer Lösung gearbeitet.
Gegenüber dem Finanzausschuss hat der derzeitige Betreiber des Sportforums,
Matthias Paul, sein Interesse bekräftigt, das Haus in eigener Regie langfristig
in sicheres Fahrwasser zu führen. Er habe Bürgermeister Blasig ein Konzept
vorgelegt, wonach der Standort gesichert und zu 100 Prozent der Gemeinde
erhalten bleibt. „Der Wert des Hauses liegt in der Betreibung“, betonte Paul,
nach dessen eigenem Bekunden das Geschäft nicht schlecht laufe. Während die
Branche im vergangenen Jahr herbe Rückschläge hätte einstecken müssen, „haben
wir ausgebaut“, so Paul. 1500 Namen zähle die aktuelle Mitgliederkartei, Pauls
Sportforum Betriebs GmbH sei stabil und schreibe schwarze Zahlen. Durch die
Vielseitigkeit der Angebote wie Tennis, Fitness, Kidsclub, Seniorensport, eine
Vielzahl an Kursen und durch die Zusammenarbeit mit Krankenkassen sei das Haus
ganztägig ausgelastet. Bei den Kursangeboten sei inzwischen die
Kapazitätsgrenze erreicht, insgesamt sieht Paul für das Sportforum noch mehr
Auslastungspotenzial. Dafür müssten „marginale Veränderungen“ vorgenommen
werden. Vor allem der Wellnessbereich müsste erweitert werden, so Paul. Zudem
könne er sich für den Sommer eine Beachvolleyball-Anlage vorstellen. Doch
solange das Insolvenzverfahren läuft, halte er sich mit Investitionen zurück.
Für zehn Jahre hat Paul Ende 2003 mit der damals noch existierenden
Eigentümer-Gesellschaft einen Pachtvertrag für das Sportforum geschlossen. Der
Deutschen Sportstudioverband rät zu einem Pachtzins zwischen 10 und 12 Prozent
des Umsatzes. Paul zahlt 25 Prozent. Auch im Falle eines Verkaufs des
Sportforums würde Pauls Pachtvertrag gültig bleiben. Lediglich eine
Zwangsversteigerung würde das Verhältnis auflösen.