Potsdamer Neueste Nachrichten 21.01.05
Druck vereint
Wissenschaftlerin rät Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow zu mehr
Kooperation / Regionalpolitiker verabreden neuen Vorstoß
Teltow - Die Wissenschaftlerin Beate Hollbach-Grömig vom Deutschen Institut für
Urbanistik (Difu) hat die Kommunen der Region Teltow zu mehr Kooperationen
animiert. In der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“ ermutigte sie
Kommunalpolitiker und Bürgermeister, den „begonnenen Prozess fortzusetzen und
sich nicht blockieren zu lassen“. Im Anschluss eines Vortrages der
Wissenschaftlerin verständigten sich die KAT-Mitglieder darauf, das vor vier
Jahren verabschiedete Regiokonzept auf seine Umsetzung und Gültigkeit zu
überprüfen und neue Ansätze einer Zusammenarbeit zu definieren. Bilanz und
Ausblick sollen in acht Wochen vorliegen. „Es wurde deutlich, dass eine
gemeinsame, zukunftsfähige Verwaltungsstruktur in der Region Teltow, auf
verschiedenen Wegen erreicht werden“, hieß es aus Reihen der regionalen SPD.
Die von Hollbach-Grömig vorgetragenen Gründe, warum benachbarte Kommunen
kooperieren sollten, sind der Teltower Region nicht fremd. Knappe Finanzen,
wachsende Aufgaben bei begrenzten Kapazitäten, demografische Veränderungen oder
ganz pauschal: Druck. Gemeinsam gelte es, Aufgaben zu formulieren und Partner
zu finden, um die eigene wie auch die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu
verbessern, sich Funktionen zu teilen und sich wirtschaftlich zu stärken.
In vier verschiedenen Regionen hat das Difu
in den vergangenen Jahren Formen interkommunaler Zusammenarbeit beobachtet und
begleitet. Dabei drohten Kooperationen dann zu scheitern, wenn Egoismen der
Akteure dominierten, politische Rahmenvorgaben hemmten oder ausweglose
Verhandlungen geführt wurden. Die erhofften Ziele – bessere Wirtschaftlichkeit,
mehr regionale Attraktivität und eine gestärkte Wettbewerbsfähigkeit – würden
dann verfehlt. So behindern in der Region Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach
Rechtsvorschriften, eine mangelnde Veränderungskultur, verschiedene Standards,
lokale Egoismen und eine unterschiedliche IT-Landschaft Kooperationen, die sich
die vier Städte auf Verwaltungsebene vorgenommen haben.
Das für Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow im März 2001 verabredete „Regiokonzept“
ist in der Vergangenheit oft als untaugliches und vernachlässigtes Papier diskreditiert
worden. Die Gründe für diese Kritik vermochte Hollbach-Grömig am Mittwoch klar
zu benennen: fehlende Nachverfolgung und Ergebniskontrolle. „In der Praxis
findet das sehr oberflächlich oder gar nicht statt“, weiß die
Wissenschaftlerin. Auch Korrekturen oder Neuanpassungen auf einer einst
gemeinsam entwickelten Agenda würden kaum vorgenommen. Tatsächlich ist einer
Vielzahl der politischen Akteuren in Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow das
gemeinsame Strategiepapier nicht geläufig. Vor allem die vor Jahresfrist neu in
die Ortsparlamente gewählten Vertreter haben von einem Regiokonzept bislang
kaum gehört. Es entziehe sich seiner Kenntnis, „was wirklich daraus geworden
ist“, gestand vor einiger Zeit Kleinmachnows CDU-Ortschef Maximilian Tauscher,
der sich jetzt vehement für eine Bilanz ausspricht. Indes betont Hollbach-Grömig
die Notwendigkeit eines Leitbildes. Dadurch könnten Ziele verdeutlicht und
Orientierung geboten werden, es könne motivieren, koordinieren und
Identifikation stiften.
Neben regelmäßiger Kontrolle seien die Akteure entscheidend für den Erfolg
interkommunaler Kooperationen. Das Mitwirken politischer Spitzen und der
Bürgermeister nennt Hollbach-Grömig „erfolgsrelevant“. Doch nicht nur Eliten
gelte es einzubinden, sondern Verwaltungsmitarbeiter, externe Berater und die
Bürgerschaft.
Der Teltower CDU-Stadtverordnete Florian Lewens empfand den Vortrag als
„ernüchternd“. Vieles decke sich mit hiesigen Erfahrungen, vor allem das
Scheitern von Projekten an den Egoismen lokaler Politiker. „Wir haben hier
weniger Informations- als Entscheidungsdefizite“, mahnte er konkrete Schritte
für mehr Zusammenarbeit an, die bislang häufig propagiert worden sei, aber
nicht stattfinde. Sein Kleinmachnower Parteifreund Tauscher nannte das
Schwimmbad in den Kiebitzbergen als aktuelles Projekt, „an dem wir unsere
Kooperationsfähigkeit nachweisen können“. Peter Könnicke