Potsdamer Neueste Nachrichten 20.01.05
Geplante Mäßigung
Kleinmachnows
Gemeindevertreter wollen die bauliche Entwicklung des Ortes künftig besser
steuern
Kleinmachnow - Zuzug begrenzen, Wachstum stoppen – glaubt man den Beiträgen,
die viele Kleinmachnower im Rahmen der PNN-Wohlfühl-Aktion Ende des vergangenen
Jahres schickten, dann wünschen sich die Menschen im Ort ein Ende des Wachstums
in der Boom-Gemeinde. Der Bauausschuss hat nun vier Bebauungspläne (B-Pläne)
für zentrale Wohngebiete wie die Sommerfeld-Siedlung in Angriff genommen. Ein
Ende des Wachstums bedeutet das zwar nicht, aber nach Ansicht des
Ausschussvorsitzenden Herbert Franke (UBK/WIR) eine Begrenzung. Also eine
Trendwende?
Bisher, findet Franke, sei die bauliche Entwicklung zu sehr von zwei Interessen
geleitet worden: der Investoren, die nach effizienter Verwertung streben und
der Verwaltung, die den Ort habe wachsen sehen wollen. Das Ergebnis: Teilung
von Grundstücken, Bauen in der dritten, manchmal gar in der vierten Reihe, wie
man es in der Ernst-Thälmann-Straße beobachten kann. In der Zehlendorfer
Villenkolonie stehen zwischen Ein- und Zwei-Familienhäusern jetzt Stadtvillen
mit sechs bis acht Wohnungen.
„Da haben Investoren mit Grün geworben und selber keine Rücksicht darauf
genommen“, findet Herbert Franke. Und die Gemeinde teilweise zu lange mit den
B-Plänen gewartet. Mittlerweile sieht er aber ein Umdenken in der
Gemeindevertretung, die andere Gemeindevertreter für das Problem sensibilisiert
habe. So waren sich die Ortsparlamentarier einig, im diesjährigen
Gemeindehaushalt Mittel festzuschrieben, die eine sichere Planung für
zahlreiche Gebiete im Ort ermöglichen.
Vier Gebiete hat sich der Bauausschuss in diesem Jahr vorgenommen: den
südlichen Teil der Sommerfeld-Siedlung, die Gegend Im Tal/Am Weinberg, das
Gebiet Thomas-Müntzer-Damm/Wilhelm-Külz-Weg und den Abschnitt zwischen
Ernst-Thälmann-Straße und Machnower Busch. Bisher waren diese Vorgaben von der
Verwaltung gekommen. Wie viel Wohnraum dort geschaffen werden solle, konnte
Franke noch nicht sagen.
Eine Trendwende sieht Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) darin nicht: „Wir
haben hier 30 B-Pläne in Arbeit, für eine Brandenburger Kommune ist das viel.“
An weiteren zu arbeiten sei die Aufgabe des Bauausschusses und keine neue Idee.
Man müsse aber im Einzelfall prüfen, in welchem Verhältnis Aufwand und Nutzen
eines solchen Planverfahrens stünden. Seine Wachstumsprognose sieht Blasig
dadurch nicht berührt: etwa 21000 Einwohner in zehn Jahren – „daran ändert sich
nichts“.
Nach Ansicht von CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt fehlt in der Baupolitik
bisher ein Grundverständnis dafür, wohin die Entwicklung gehen soll. Gegen eine
„organische Entwicklung“ sei nichts einzuwenden. Wachstum um jeden Preis dürfe
es aber nicht geben. „Masse produzieren, das werden wir nicht unterstützen.“
Klaus-Jürgen Warnick von der PDS sieht die Fehler woanders: „Das Problem ist
das deutsche Baurecht, das uns keine Einflussmöglichkeiten gibt, dort wo kein
Plan existiert.“ Denn die zu erstellen sei aufwendig und koste Geld. Während
die Gemeinde daran gestrickt habe, hätten Investoren Tatsachen geschaffen.
Ziel für die Zukunft müsse aber sein, großzügig zu planen und wenn möglich die
Marke 21000 nicht zu erreichen. „Wenn es nach mir ginge, dann hätten wir 15000
Einwohner im Ort“, sagt Warnick. Volker Eckert