Potsdamer Neueste Nachrichten 30.12.04

 

2004: Von Fleischskandal bis Baumarktvotum

Was war wichtig im abgelaufenen Jahr in der Region: Die PNN haben 30 Tops und Flops zusammengestellt

Die Zeitungen schreiben gern über das, was schlecht läuft, heißt es oft. Und in unserer Liste der Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres taucht tatsächlich so mancher Skandal auf, Verbrechen, Misserfolge. Aber wenn man zum Beispiel das Wahlergebnis vom 19. September betrachtet, scheint die Unzufriedenheit gar nicht so groß zu sein. Die Regierungspartei SPD gewinnt, ihr Kandidat Jens Klocksin auch. Und tatsächlich ist ja auch viel geschafft worden in der Region über die vergangenen zwölf Monate. Einkaufszentren und Turnhallen werden gebaut, juristische Streitfälle zumindest teilweise gelöst, Verbrechen aufgeklärt. Die Kommunalpolitik ist oft ein langwieriges Geschäft, vielen Themen auf dieser Seite fehlt noch der Abschluss: die Teltower Altstadt noch nicht saniert, das Lkw-Verbot für Rehbrücke noch immer nicht erreicht, die Zukunft der Kiebitzberge: ungeklärt. Viele Gründe, sich im kommenden Jahr weiter zu engagieren – und die PNN zu lesen.

Skandal um abgelaufenes Fleisch

9. Februar: Seit Februar hat auch Stahnsdorf seinen Lebensmittelskandal. Am 9. wird bekannt, dass eine in Güterfelde ansässige Firma Fleischwaren mit längst abgelaufenem Verfallsdatum verkauft hat. Um das Handeln zu verdecken, wurden die Etiketten ausgetauscht. Kunden waren unter anderem Seniorenheime und Gaststätten.

Gesundheitszentrum verkauft

2. März: Der Landkreis Potsdam-Mittelmark verkauft die Gesundheitszentrum Teltow GmbH (GZG) für 2,25 Millionen Euro an das Evangelische Diakonissenhaus Berlin/Teltow/Berlin. Die GZG war unter Ex-Geschäftsführer Hans-Peter van de Kamp bei der Ausdehnung der Geschäftsfelder in schweres wirtschaftliches Fahrwasser geraten. Durch den Verkauf konnte unter anderem der Fortbestand des Teltower Ärztehauses gesichert werden.

Zwei Schulen droht das Aus

30. März: Um die Zukunft der Teltower Realschule und der Stahnsdorfer Lindenhof-Gesamtschule wird es eng. Die Konferenz der Schulräte beschließt, dass es an beiden Schulen im nächsten Schuljahr keine 7. Klassen mehr geben soll; die Anmeldungen reichen nicht. Doch die Schulen haben die Hoffung aber noch nicht aufgegeben, dass sich das zum kommenden Jahr ändert. Auch wird auf einen Kompromiss gehofft, nach dem die Vorgaben für Mindestzahlen vorübergehend gesenkt werden. Aus dem Bildungsministerium ist aber noch kein Signal für ein Entgegenkommen zu vernehmen.

Neues Zentrum für Kleinmachnow

1. April: Zwei Jahre zuvor sah es hier noch eher nach Steppe als nach Ortszentrum aus. Am 1. April kann man sich das kaum noch vorstellen, als der Rathausmarkt eröffnet wird. 27 Geschäfte sind hier eingezogen, Arztpraxen, Restaurants. Im Dezember bezieht auch die Verwaltung ihren neuen Sitz hier, nun fehlt nur noch die Eröffnung des Bürgersaals, die für Februar geplant ist.

3. Grundschule für Kleinmachnow

29. April: Nach langen Diskussionen beschließen die Kleinmachnower Gemeindevertreter die Einrichtung einer dritten Grundschule im Ort. Kritiker haben bezweifelt, dass die Schülerzahlen dafür langfristig ausreichen. Als Standort wird der Seeberg angestrebt. Allerdings sind bis heute die Verhandlungen mit der Eigentümerin, der Telekom, nicht abgeschlossen. Im August kommt die Hoffbauer-Stiftung der Gemeinde zuvor und eröffnet eine Evangelische Grundschule. Knapp 50 Kinder werden eingeschult und erhalten jahrgangsübergreifenden Unterricht für die 1. und 2. Klasse.

Nuthetal und das Haushaltsloch

1. Juni: Das Haushaltsloch in Nuthetal droht die Gemeinde zu spalten. Sie sitzt auf einem Schuldenberg von 2,3 Millionen Euro, kurz zuvor ist man noch von der Hälfte ausgegangen. Die Gemeindevertretung will das Zustandekommen prüfen lassen und droht Bürgermeister Ling mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde. Der Rest des Jahres steht im Zeichen des Sparens: Der Nachtragshaushalt wird vom Kreis kassiert, die Sparauflagen werden für die nächsten Jahre fast keinen Spielraum für Investitionen mehr lassen.

Neue Badestelle am Güterfelder See

9. Juni: Aus biologischer Sicht geht es dem Güterfelder Haussee noch nicht viel besser. Immerhin einen neuen Steg, ein WC und einen neuen Rasen gibt es jetzt an der Badestelle, die Bürgermeister Enser und Kollege Huckshold heute einweihen. Auch ein Container steht noch leer. Dort soll im nächsten Sommer ein Imbiss eingezogen sein. Im Dezember wird die Ausschreibung veröffentlicht, der Pächter wird keine Miete zahlen müssen.

Obdachlosenheim wird geschlossen

25. Juni: Wegen unzumutbarer Zustände für die Bewohner wird das Obdachlosenheim in Sputendorf geschlossen. Behördenmitarbeiter finden hier verschimmelte Speisen, verwahrloste Räume und medizinisch unterversorgte Bewohner vor. Die Leiterin hat schon seit langem im Streit mit den Behörden gelegen und Schulden angehäuft.

Ausstellung zu Schloss Gütergotz

3. Juli: Zum 200. Geburtstag des Güterfelder Schlosses wird eine Ausstellung zur Geschichte des Bauwerks eröffnet. 1100 Besucher sehen in der Alten Seeschule, wie das Schloss über die Jahre mehrmals Besitzer und Aussehen wechselte. Der nahtlose Übergang in eine Wanderausstellung scheitert, im November wird das Stahnsdorfer Gemeindezentrum zur nächsten Station. Während die Seeschule im Rennen um das künftige Bürgerhaus unterlegen ist, beginnen in der ehemaligen Kita in der Berliner Straße die Umbauarbeiten.

Skandal um die Königsbrücke

6. Juli: Erst zehn Jahre ist sie alt und schon vollkommen marode. Im Ortsentwicklungsausschuss wird nun bekannt, wie weit der Verfall der Königsbrücke fortgeschritten ist: Das noch immer genutzte Bauwerk ist akut einsturzgefährdet. Beim Bau wurden viele Fehler gemacht, später nicht kontrolliert. Der Landwirt Olaf Killat baut ohne Genehmigung einen Ersatz für seinen Betrieb, die Zukunft der Königsbrücke ist ungewiss: Lohnt eine Sanierung, ist dafür Geld da?

Ein Sendemast kommt über Nacht

26. Juli: Im Kleinmachnower Bannwald wird ein Betonfundament für einen Mobilfunkmast gegossen. Unter den Anwohnern sorgt die Nachricht für Aufregung: Sie sind von der Genehmigung völlig überrascht, eine Postwurfsendung, die das Unternehmen O2 in den Sommerferien verteilt haben will, kam nicht an. Allen Protesten zum Trotz ist der Mast inzwischen in Betrieb genommen worden.

Serie von Autoeinbrüchen geklärt

28. Juli: In Drewitz durchsucht die Polizei die Wohnung eines 31-jährigen Mannes – mit großem Erfolg. Die Beamten finden unter anderem Handys und EC-Karten, die in den vorangegangenen Monaten aus Autos gestohlen worden sind, die am Güterfelder See abgestellt waren. Die Einbruchsserie ist damit aufgeklärt. Die Polizei ist dem Täter durch ein von ihm erbeutetes Handy auf die Spur gekommen. Ob der Mann selber damit telefoniert hat, oder es verkaufen wollte, sagten die Ermittler aber nicht.

Graffitiattacke auf den ganzen Ort

6./7. August: Es ist nicht das erste Mal, dass Bergholz-Rehbrücke Graffitischmierereien zu beklagen hat, aber das Ausmaß ist neu. Rund 50 Anwohner finden an ihren Häusern teils meterlange Schriftzüge, auch Zäune und öffentliche Bauten sind betroffen. Im Herbst macht die Polizei zwei Jugendliche aus dem Ort als Tatverdächtige aus. Die Gemeinde zieht Konsequenzen: Im Dezember wird eine Verordnung verabschiedet, die Strafen bis zu 1000 Euro für solche Vergehen vorsieht.

War die Wahl rechtens?

21. August: Die Stahnsdorfer Gemeindevertretung muss sich mit einer Klage gegen sich auseinander setzen. Der SPD-Ortsverein hat sie eingereicht, weil das Gremium die Wahl von Bürgermeister Enser abgesegnet hat. Hintergrund: Enser hatte sich als amtierender Bürgermeister für die Wahl zur Gemeindevertretung aufstellen lassen und sein Verbleiben im Amt vom Erfolg der CDU abhängig gemacht. Anschließend schlug er sein Mandat aus. Die Kläger sehen darin einen Amtsmissbrauch.

Neue Schleusenbrücke wächst

25. August: Der Bau der neuen Schleusenbrücke geht in die entscheidende Phase, der erste große Stahlträger wird unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit eingesetzt. Im April soll die Verbindung zwischen Stahnsdorf und Kleinmachnow für den Autoverkehr freigegeben werden.

Ebay baut an

23. September: Was wäre der Europarc Dreilinden ohne Ebay? Das Online-Wirtschaftswunder wächst und mit ihm seine Deutschland-Zentrale in Kleinmachnow, wo der Grundstein für einen neuen sechsstöckig Bürobau gelegt mit Platz für 500 Mitarbeiter. 100 kommen im Januar vom Tochterunternehmen mobile.de aus Hamburg, dessen Umzug Ebay im November verkündet.

Keine Windräder vor der Tür

2. September: Die langen Kämpfe haben sich gelohnt, der Windpark zwischen Teltow und Stahnsdorf ist vom Tisch, ebenso der im Beelitzer Sander. Die Regionalversammlung beschließt einen Teilplan Windenergie, in dem die geplanten Gebiete nicht mehr vorkommen.

Jens Klocksin gewinnt

19. September: Bei der Landtagswahl setzt sich im Wahlkreis 20 Jens Klocksin aus Kleinmachnow durch, so wie seine Partei, die SPD, im ganzen Land. Innenminister Jörg Schönbohm von der CDU hat das Nachsehen, aber natürlich einen guten Listenplatz.

Kleinteltowdorf?

14. Oktober: Wird aus Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow bald eine Großgemeinde? Gerhard Enser kündigt an, dass in Stahnsdorf und Teltow an Vorlagen gearbeitet wird, als ersten Schritt die Parlamente abstimmen zu lassen. Die vergangenen Jahre haben die drei Bürgermeister fleißig daran gearbeitet, die Region als Mittelzentrum anerkennen zu lassen. Der neue Koalitionsvertrag der Landesregierung lässt da aber wenig Hoffnung.

Die Jugend will Politik machen

19. Oktober: Die Jugend mischt sich in die Nuthetaler Politik ein. In den Sozialausschuss werden zwei junge Leute als sachkundige Einwohner aufgenommen, zwei weitere als Vertreter. Das Beispiel macht Schule. Im Dezember folgen weitere in den Finanz- und den Ordnungsausschuss. Unterdessen wird im Verein Brücke e.V. an der Einrichtung eines Jugendparlaments gearbeitet.

Tempolimit statt Verbot

19. Oktober: Die Bergholz-Rehbrücker sind es leid: Nach endlosen Kämpfen um ein Nachtfahrverbot für Lkw soll jetzt erstmal ein nächtliches Tempolimit auf 30 Stundenkilometer für Brummis kommen. Die Verbannung der Laster mit der Eröffnung der Drewitzer Ortsumgehung hat sich als bürokratischer Hürdenlauf erwiesen.

Haft für Hakeburg-Betrüger

29. Oktober: Zwei Jahre kriminelle Misswirtschaft der Hakeburg sind juristisch aufgearbeitet. Klaus W. Rösch, einst für die FDP im Bundestag, muss für zwei Jahre hinter Gitter. Verurteilt wird er unter anderem, weil er Geschäftspartner betrogen, Geld unterschlagen und den Konkurs verschleppt hat. Unter Röschs Führung entstand ein Schaden von rund 800000 Euro.

Jüdisches Alteigentum: Teilerfolg

30. Oktober: Was wird aus dem früheren jüdischen Immobilienbesitz? In Teltow-Seehof gibt es einen bedeutenden Fortschritt, 26 Eigentümer behalten ihr Häuser ohne Auflagen, 80 zahlen eine Abfindung an die Erben des früheren Besitzers Sabersky. Unterdessen bleibt das erhoffte Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Kleinmachnower Sommerfeld-Siedlung aus, weil die Parteien sich in dem erhofften Präzedenzfall außergerichtlich einigen. Über 800 Fälle harren der Klärung. Nächster Termin: Februar, Verwaltungsgericht Potsdam.

Die Queen ehrt Stahnsdorf

3. November: Ein großer Tag für Stahnsdorf: Die Queen besucht den Südwestkirchhof und ehrt den Ort und seine Bewohner. Mit dem Gedenken an die gefallenen britischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg zollt Elizabeth den Menschen aus der Region ihren Respekt, die zu DDR-Zeiten an der Zeremonie zum Remembrance Day teilnahmen: die Schikanen in Kauf nahmen, um ein Zeichen für Solidarität und Zusammenwachsen setzten.

Sporthalle: Der Streit hat ein Ende

25. November: Es wurde höchste Zeit: Wenn die Turnhalle an der Kleinmachnower Eigenherd-Schule zum nächsten Schuljahr fertig sein soll, muss ein Beschluss her. Nun ist nach zähem Ringen der Vorentwurf des Architekten gebilligt. Vorher hat man lange über Gebäudehöhen, Parkdecks, Nutzungszeiten gestritten und noch vieles mehr.

Verkauf der Kiebitzberge?

5. November: PNN erfahren, dass es einen Interessenten aus Hamburg gibt, der in Kleinmachnow Freibad und Sportforum übernehmen will. Es hat erste Gespräche gegeben. Der Förderverein fühlt sich hintergangen. Die Gemeindevertretung fordert von Wolfgang Blasig bis März einen Maßnahmeplan. Im Dezember beginnt in Privatinitiative die Sanierung des Bades.

Platz für die Altstadt

10. November: Der erste Schritt für die Sanierung der Teltower Altstadt ist gemacht. Und Bürgermeister Thomas Schmidt war nicht zimperlich. Lange hat die Stadt gestritten, ob sie sich ein solches Vorhaben in diesen Zeiten leisten kann. Nun ist der Wille da und Schmidt hat sich in einen Bagger gesetzt und den Abriss der Bauten begonnen, die dem Vorhaben im Weg stehen.

S-Bahn Teltow: Die Schilder sind da

25. November: Sie ist noch nicht ganz da, die S-Bahn. Aber für die Teltower gibt es schon mal ein kleines Geschenk zur Vorfreude: Die Berliner S-Bahn präsentiert die Schilder für den künftigen Bahnhof, weiße Schrift auf nachtblauem Grund. Noch drei Monate, dann rollt der erste Zug.

Die Hülle für die Märkte steht

1. Dezember: Es ist nicht mehr zu leugnen, dass Bergholz-Rehbrücke sein lan ersehntes Einkaufszentrum bekommt. Das bauliche Gerüst für die Supermärkte von Aldi und Rewe in der Ortsmitte steht, Zeit für ein Richtfest. Ende Mai des nächsten Jahres sollen die Menschen hier einkaufen können,

Hornbach soll kommen

18. Dezember: Manche sagen, es hat ohnehin kein Zurück mehr gegeben. Das Geld, das Hornbach für Kleinmachnow bringen soll, ist ja schon verplant. Jedenfalls stimmt jetzt die Gemeindevertretung der Ansiedlung des Baumarkts nach langer Diskussion zu. Klar ist damit aber noch nicht alles. Landesplanerisch stehen hinter dem Projekt noch einige Fragezeichen.