Potsdamer Neueste Nachrichten 18.12.04
Kleinmachnow öffnet Tor für Hornbach
Gemeindevertreter plädierten dafür, beim Land die Ansiedlung des Baumarktes
zu beantragen
Kleinmachnow - Kleinmachnow ist bereit, seinen Beitrag für die Ansiedlung eines
Hornbach-Bau- und Gartenmarktes am Stahnsdorfer Damm zu leisten. Mit deutlicher
Mehrheit beschlossen die Gemeindevertreter am Donnerstag, bei der Gemeinsamen
Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg die Zulassung des Marktes zu beantragen.
Ein solches – so genanntes – Zielabweichnungsverfahren ist notwendig, weil ein
Gerichtsurteil aus dem Vorjahr die Ansiedlung großflächigen Einzelhandels
außerhalb von Zentren verbietet.
Die Abstimmung war geheim. Zuvor hatten die CDU, die beiden WIR-Abgeordneten
und Sozialdemokrat Jens Klockin ihre Ablehnung signalisiert.
Dem Beschluss ging eine intensive
Debatte voraus über Sinn und Unsinn eines Baumarktes in Kleinmachnow und über
die finanziellen Zwänge, in die die Kommune bei einem Verzicht auf die
Ansiedlung geraten würde. Dabei widersprach Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD)
dem in den vergangenen Wochen wiederholt vorgetragenen Vorwurf, die Kaufsumme
von 10,2 Millionen Euro, die mit der Hornbach AG ausgehandelt und die bereits
notariell fixiert ist, sei längst ausgegeben. Er verteidigte seine
Finanzpolitik gegen die Vorwürfe, sie sei unseriös, riskant und
verantwortungslos. Auch während der vorgestrigen Debatte erneuerte der WIR-Abgeordnete
John Banhart seine Kritik, „Bürgermeister Blasig versuche durch die Ansiedlung
eines Hornbach-Baumarktes die Auswirkungen seiner desaströsen Finanzpolitik zu
lindern“. Denn sehr wohl werde trotz aller Unsicherheiten mit dem Geld aus dem
Ansiedlungsgeschäft bereits operiert. So basiere die Finanzierung des neuen Rathauses
u.a. auf dem Geld aus dem Hornbach-Geschäft. Was auch CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt
genauso sieht: „Die Finanzierung für das Rathaus ist so schnell nicht
durchzuführen, wenn Hornbach nicht kommt.“ Zwar wiege dieses Argument schwer,
doch sieht die CDU für einen Baumarkt in Kleinmachnow weder Raum noch
Notwendigkeit.
Auch der SPD-Abgeordnete Jens Klocksin sagte nein. Man könne nicht von einer
Verantwortung für die gesamte Region sprechen und gleichzeitig mit lokaler
Ansiedlungspolitik vorhandene Baumärkte in Stahnsdorf oder Teltow gefährden.
Selbst der mittelständische Einzelhandel in Kleinmachnow „wird leiden“,
prophezeite Klocksin.
Durchaus in einer Zwickmühle sahen sich Gemeindevertreter wie der SPD-Abgeordente
Michael Scharp. Er ärgere sich schwarz, einem Vorhaben zuzustimmen, dass er
„vor vier Jahren so nicht auf den Weg gebracht hätte“. Doch hätte er kein
ruhiges Gewisses, Hornbach abzulehnen und auf eine womöglich bessere Ansiedlung
zu warten, denn jedes Jahr koste die brachliegende Fläche die Kommune 300000
Euro. Scharp sagte ja zu Hornbach – „mir fällt nichts anderes ein an dieser
Stelle“, gestand er.
SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann verteidigte es als eine
verantwortungsbewusste Entscheidung, als vor zwei Jahren die damalige Gemeindevertretung
einem Verkauf der Flächen aus dem gemeindeeigenen Entwicklungsgebiet zustimmte.
Damals sei nicht vorhersehbar gewesen, dass ein Jahr später ein Gerichtsurteil
dem Geschäft die Grundlage entziehen würde – die Havelland-Gemeinde Wustermark
hatte erfolgreich gegen die Festlegungen im Landesentwicklungsplan geklagt.
Daher nennt es Bültermann eine „planmäßige Entwicklung“, wenn Kleinmachnow beim
Land nun beantragt, im Falle Kleinmachnows von den neu justierten Vorgaben
abzuweichen. Bürgermeister Blasig ist zuversichtlich, dass dies die
Landesplaner erlauben werden: „Schließlich haben sie den Baumarkt schon einmal
genehmigt“ – allerdings bei anderer Rechtslage. Peter Könnicke