Potsdamer Neueste Nachrichten 15.12.04
Der Gang über den Kanal bleibt Wunsch
Teltow - Zum Bau des
Teltowkanals vor 100 Jahren gehörte die Treidelanlage, mit der die Schiffe
durch den 37 Kilometer langen Wasserweg gezogen wurden. Geblieben davon ist
eine Rampe direkt neben der Teltow-Werft am Berliner Kanalufer nahe dem
Kleinmachnower Buschgraben. Das Werftgelände dient heute Firmen als
Lagerstätte. Die Treidelanlage hat das Interesse von Naturfreunden gefunden.
Hier könnte wieder eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer entstehen, die es
schon einmal gab. Sie stand bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, später folgte
ein Übergang für die DDR-Grenztruppen. Doch schlummert die Idee des
Brückenschlags seit nunmehr zwei Jahren vor sich hin.
Mit der neuen Brücke entstünde ein kurzer Weg zwischen Berlin und Teltow, der
den Autoverkehr verringern würde. Viele Bewohner der Zehlendorfer Gartenstadt
kommen in die Teltower Oderstraße zum Einkaufen, es gibt immmer mehr
Berufspendler und im nahe gelegenen Kleinmachnower Augustinum gibt es einen
Theatersaal, der mit seiner Größe und der Veranstaltungsvielfalt großen
Zuspruch auch im Umland findet. Der Brückenbau passt gut in das
Tourismusprojekt „Berliner Südwesten“.
Diese Argumente führt die Agenda-21-Arbeitsgruppe aus Steglitz- Zehlendorf ins
Feld, die den Brückenbau im Oktober 2002 bei einer Zukunftskonferenz auf den
Tisch brachte. Die Teltower Agenda-Akteure nahmen das Projekt schnell auf. Vor
gut einem Jahr trafen sich im Augustinum die SPD-Ortsverbände Zehlendorf-Süd,
Teltow und Kleinmachnow: „Es wäre doch schön, wenn wir die Brücke zum
100-jährigen Jubiläum des Kanals einweihen könnten“, meinte Elisabeth
Camin-Schmidt von der Lokalen Agenda Teltow. „Die Brücke wäre die schnellste
Verbindung von Teltow bis in den Grunewald“, schwärmte Achim Förster vom BUND.
Eine Zehlendorfer Studie hatte ergeben, dass für die 35 Meter lange und drei
Meter breite Stahlbrücke rund 250000 Euro erforderlich sind, weitere Kosten
entstünden für die notwendigen Anbindungen. Woher das Geld nehmen? Man könnte
die in Berlin gelagerte Brücke verwenden, die einst für den
Hubschrauberlandeplatz Steinstücken gebaut worden war. Es könnte auch nach der
DDR-Grenztruppenbrücke gesucht werden, die bei Dreilinden den Teltowkanal
überspannte und nach der Wende abgerissen wurde.
Bei den guten Ideen ist es aber bisher geblieben. Vorherrschendes Argument: Es
sei nicht entschieden, ob der Kanal an dieser Stelle verbreitert wird. Wann ja,
dann wäre auch die Brücke aus Steinstücken keine Hilfe. Sie ist zu kurz. „Sie
könnte aber vorübergehend montiert werden“, meint Olaf Timmermann, Sprecher der
Steglitz/Zehlendorfer Agenda 21. „Wir bleiben auf alle Fälle dran“, versichert
er und betont mit Nachdruck, dass ihm die alte Friedhofsbrücke und die frühere
Autobahnbrücke in Dreilinden ebenso am Herzen liegen. Sie sollen für Wanderer
geöffnet werden.
Bürgermeister Thomas Schmidt empfindet nach wie vor Sympathie für die Brücke an
der Teltow-Werft und damit für den Wanderweg zwischen Oder- und
Sachtlebenstraße. „Bis zum Kanaljubiläum im Jahr 2006 ist das aber ganz sicher
nicht zu schaffen.“ Georg Jopke