Potsdamer Neueste Nachrichten 02.12.04
Gemeinsam sicher
In Kleinmachnow geschehen
wenige Straftaten. Aber Radfahren ist gefährlich, Vandalismus nimmt zu
Was die Sicherheit anbetrifft, hat Kleinmachnow einmal Lob aus berufenem Munde
bekommen. Innenminister Jörg Schönbohm, selber Kleinmachnower, bezeichnete
seinen Wohnort einmal als „Insel der Glückseligen“. Sein Vertreter vor Ort,
Polizeihauptkommissar Eberhard Scheunemann, würde dem wahrscheinlich nicht
widersprechen. Aber er findet auch, dass Kleinmachnow ein Problem hat: Die Nachbarn
würden sich zu wenig kennen und um den andern kümmern. Das wiederum freue eine
gewisse Art von Leuten, die darauf angewiesen sind, dass andere nicht so genau
hinschauen: Einbrecher. 40 Mal haben sie in den ersten zehn Monaten des Jahres
die Ruhe der Waldgemeinde gestört.
Immerhin, es hat sich schon gebessert. Im Jahr 2000 hatten die Ermittler noch
die doppelte Zahl registriert. Allein sei die Polizei machtlos, sagt
Scheunemann, der die Polizeiwache Teltow leitet. Hilfe bekommt sie mittlerweile
von 17 Sicherheitspartnern. Deren Aufgabe: zum Beispiel Rückkehrern aus dem
Urlaub zu raten, bei der nächsten Reise vorzusorgen, dass der Briefkasten nicht
überquillt. Als es vor einiger Zeit eine Serie von Einbrüchen gab, verteilten
die Partner Flyer, auf denen die Polizei Tipps zur Vorbeugung gab. Dennoch: Das
Bewusstsein bei den Kleinmachnowern sei gestiegen, sagt Scheunemann: „Vor
kurzem haben meine Ermittler nach einem Einbruch von Nachbarn Kennzeichen
fremder Autos bekommen, die die sich aufgeschrieben hatten.“
Die meisten Kleinmachnower fühlen sich in ihrem Ort sicher, daran können auch
die Einbrecher nichts ändern. Schaut man die bisherigen Zusendungen der
Wohlfühl-Umfrage an, so ergibt sich eine durchschnittliche Note von 2,3 für
dieses Kriterium. Ein Blick auf die so genannte Häufigkeitszahl aus der
Polizeistatistik unterstützt die Einschätzung. Sie gibt die Straftaten pro
100000 Einwohner an. Im Vorjahr kam Kleinmachnow da auf 6712. Zum Vergleich:
Bergholz-Rehbrücke lag bei 9419, Teltow bei 10360 und Potsdam bei 13309. Raub
oder Körperverletzung kommen in Kleinmachnow so gut wie gar nicht vor. Was für
Eberhard Scheunemamm aber noch kein Grund ist, sich zurückzulehnen.
Sorgen macht ihm zum Beispiel die Zunahme von Graffiti und Sachbeschädigungen.
Was tun dagegen? Scheunemann glaubt nicht, dass es etwas bringt, an den Schulen
aufzuklären, wie die Polizei es bei Drogen macht; da fehle der Respekt vor dem
Eigentum anderer.
Auch Verkehrssicherheit ist nicht an allen Stellen im Ort gegeben. Brennpunkte
sind in der Straße Am Wall, wo es in diesem Jahr bereits acht Mal krachte. Auf
der Autobahnauffahrt gab es bereits zehn Unfälle. Klarer Spitzenreiter ist aber
der Thomas-Müntzer-Damm mit 21 Unfällen. Einen nicht unwesentlichen Anteil
daran hat die Auffahrt zum Plus-Markt. Im Mai diesen Jahres wurde dort das
Linksabbiegen verboten. Und seitdem hat es laut Scheunemann keinen
Auffahrunfall mehr an dieser Stelle gegeben.
Entschärft worden ist auch eine andere Gefahrenstelle im Ort, und zwar für
Radfahrer. An der Kreuzung FörsterFunke-Allee/Karl-Marx-Straße können sich
Radler per Knopfdruck eine Vorangschaltung sichern, was in Deutschland einmalig
ist. Die Unfälle sind an dieser Stelle seitdem zurückgegangen. Trotzdem
geschehen im Ortszentrum noch zu viele Radunfälle, häufig weil die Radler von
Autofahrern übersehen werden. Von 34 Kollissionen in diesem Jahr waren nur 13
durch die Radfahrer verschuldet.
Übrigens ist Eberhard Scheunemann skeptisch, was die Pläne für Tempo 30 im Ort
anbetrifft. Seine Erfahrung: Auch die Einheimischen würden sich nicht daran
halten – und hinterher die abenteuerlichsten Ausreden liefern. Volker Eckert