Potsdamer Neueste Nachrichten 27.11.04

Keiner ist glücklich

Trotzdem billigen die Gemeindevertreter den Vorentwurf für die Eigenherd-Sporthalle

Kleinmachnow – Einen „guten Tag für Kleinmachnow“, nannte es SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin. Die Mehrheit seiner Parlamentskollegen klopfte nach dem Votum zufrieden auf den Tisch. Ein dreiviertel Jahr nach dem Grundsatzbeschluss, für die Eigenherd-Schule eine neue Sporthalle zu bauen, billigten die Gemeindevertreter am Donnerstag den Vorentwurf für das Bauwerk. Nun kann Architekt Harald Kuhn ans Reißbrett gehen und seine Arbeit so präzisieren, dass ein Entwurf entsteht, der den Reifegrad zur Umsetzung hat.

Viel Zeit hat der Baukünstler nicht. Bereits zum kommenden Schuljahr sollen die Eigenherd-Schüler zum Sportunterricht in die neue Halle gehen. Dafür soll noch in diesem Jahr der Bauantrag gestellt werden, wofür Kuhns abschließende Arbeit die Grundlage ist. Und da sich die Abgeordneten vorgestern nicht darüber verständigten, ob und welche Formen der regenerativen Energie genutzt werden sollen, sorgt sich Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD), ob der Termin überhaupt zu halten ist. „Ich will endlich eine klare Aussage“, drängte er.

Auch wenn am Donnerstag 20 der 27 Gemeindevertreter dem Vorentwurf ihren Segen gaben, sind die wenigsten mit dem Plan rundum zufrieden. „Niemand ist absolut glücklich“, konstatierte WIR-Vertreterin Angelika Scheib ohne Widerspruch. An der geplanten Bauweise sei nichts ökologisch, was der Leitlinie widerspreche, die die Abgeordneten für das Projekt vorgegeben hatten. Eine Betrachtung einer gesamtökologischen Bilanz für das künftige Bauwerk fehle bislang völlig. „Viel Sympathie“ für Scheibs Einwände zeigte CDU-Vertreter Guido Beermann. Und auch Michael Scharp von der SPD-Fraktion sieht noch reichlich Optimierungsbedarf.

Überhaupt nicht einverstanden ist Grünen-Fraktionschefin Nina Hille. „Mir gefällt das Ergebnis des langen Ringens nicht.“ Die Idee, die Halle 3,40 Meter tief in die Erde zu setzen, um mit den überirdischen 5,10 Meter nicht so massiv ins benachbarten Wohnumfeld zu wirken, erfährt von Hille keinerlei Zuspruch: „Kinder in die Erde, Beton in die Natur“ – dieser Formel kann sie nicht zustimmen.

Auch die PDS-Fraktion lehnt die Halle ab. Bei all dem Streit um Größe, Platzierung, Aussehen und Beschaffenheit sei, so Fraktionschef Wolfgang Kreemke, eine Frage vernachlässigt worden: „Was tut den Kindern gut?“ Noch immer hält sein Genosse Klaus-Jürgen Warnick die ursprüngliche Variante für die beste, die im Vorjahr als letzter Akt der damals scheidenden Gemeindevertretung beschlossen wurde: eine Halle mit Veranstaltungscharakter, die über die Ansprüche des Schulsports hinausgeht und auch Bedürfnisse des Freizeitsports bedient. Das neue Ortsparlament stoppte das Vorhaben. Zum einen fehlte der grundsätzliche Errichtungsbeschluss, zum anderen protestierten die unmittelbaren Anwohner der Eigenherd-Siedlung gegen die Dimensionen des Projekts. Dass man sich dem „Druck einiger weniger Anwohner gebeugt und nicht auf die Interessen der Kinder und der Allgemeinheit geschaut hat“, ist für Warnick Grund, das jetzige Vorhaben komplett abzulehnen.

Daran änderte auch der Appell des Sozialdemokraten Klocksin nichts, die „Totalverweigerung“ aufzugeben. Auch wenn nicht alle Wünsche erfüllt seien, müssten nun nach einem Jahr Entscheidungen getroffen werden. Doch scheinen angesichts der Vorbehalte gegenüber dem Vorentwurf die Sorgen von Bürgermeister Blasig berechtigt, ob innerhalb der nächsten vier Wochen ein Entwurf auf den Tisch kommt, in dem alle Mängel ausgeräumt sind und der daher breite Zustimmung findet. Zumal eine der wichtigsten Fragen vorgestern nicht beantwortet werden konnte: Ob die in den Leitlinien vorgegebene Budgetgrenze von 2,2 Millionen Euro eingehalten werden kann. Externe Gutachter zweifeln dies bislang an, vor allem wenn regenerative Energietechniken zum Einsatz kommen. Peter Könnicke