Potsdamer Neueste Nachrichten 25.11.04

Durchfahrt statt Sackgasse

Seit Jahren fordern die Anwohner Am Hochwald klare Verkehrsregeln. Nun machen sie selbst Vorschläge

Kleinmachnow - Am Hochwald ist man optimistisch: „Für den Seeberg könnte bald eine Lösung gefunden sein“, raunen sich die Anwohner zu – um sich sofort zu fragen, wie der Verkehr geregelt werden soll, wenn auf dem Kleinmachnower Plateau tatsächlich ein Campus mit über 1500 Schülern heranwächst.

Neu ist die Frage allerdings nicht: Seit fünf Jahren moniert eine Bürgerinitiative, dass die Straße Am Hochwald als Zufahrt zum Seeberg überfordert und ohnehin ungeeignet ist. Der Alltag sieht jedoch ganz anders aus. Bis zu 1000 Autos pro Tag zählt Anwohner Michael Friedrich, die sich durch Straße hoch zum Seeberg schlängeln: Schulbusse, Eltern, die ihre Kinder zur Internationalen Schule bringen, und Eilige, die die unerlaubte Passage über den Seeberg als Abkürzung nutzen und sich so die Fahrt durch den Ort sparen. Eigentlich endet die Straße am Tor zum Seeberg, doch längst ist aus der Sackgasse eine Durchfahrtsstraße geworden. Ein sicherer Schulweg ist die Straße ebenso wenig, wie eine Tempo-30-Strecke. Der wiederholte Appell, Maßnahmen für einen Durchfahrtsstopp zu schaffen, verhallte bislang.

Auf politischer Ebene haben die Gemeindevertreter zuletzt im Seeberg-Ausschuss anerkannt, dass der momentane Zustand nicht tragbar sei. „Es wird wenig Fantasie entwickelt, wie das Problem abzustellen ist“, kritisierte CDU-Gemeindevertreter Maximilian Tauscher die Verwaltung. Der SPD-Abgeordnete Jens Klocksin forderte das Bauamt auf zu prüfen, ob die Zufahrt zum Seeberg von der Straße Am Hochwald geschlossen werden kann. Und Grünen-Fraktionschefin Nina Hille plädierte dafür, mit einer Barriere in der Mitte des Areals die Durchfahrt zu verhindern.

Nun hat Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) eine Lösung angekündigt, die bereits auf einem anderen Blatt geschrieben steht. Denn in den Bauplänen zum Ortszentrum ist festgelegt, dass auch der Seeberg an Kleinmachnows neue Mitte angebunden werden soll. Noch in diesem Jahr soll der Anschluss des Seeberges an den Adolf-Grimme-Ring, der das Ortszentrum erschließt, realisiert werden. Damit würde die Straße Am Hochwald entlastet und der Durchgangsverkehr über den Seeberg unterbunden, so Bürgermeister Blasig. Zudem würde man mit der Straße eine Bitte der Havelbus-Gesellschaft erfüllen, bei der sich die Schulbusfahrer regelmäßig über den löchrigen Zustand der jetzigen Hochwald-Route beklagen.

Doch – wie beinahe üblich in Kleinmachnow – sind nicht alle glücklich mit der Lösung. Die geplante Straße soll zunächst ein 3,50 Meter breites Provisorium werden, wie es im jüngsten Bauausschuss hieß. Schon kommen von der Internationalen Schule Bedenken, die Straße würde zu eng geraten. Und auch in der Anwohnerschaft zweifelt etwa Viktor Hinterleitner, ob eine schmale Straße ausreicht, um die Zufahrt über den Hochwald tatsächlich zu verhindern. Grundsätzlich aber sei eine Anbindung an das Ortszentrum zu begrüßen. Daher schlägt die Bürgerinitiative vor, den Seeberg und den Grimme-Ring über zwei Einbahnstraßen zu verbinden: eine Zufahrt im Westen bergauf, die Ausfahrt im Osten bergab. Die Idee will die Initiative heute in der Sitzung der Gemeindevertretung vortragen.

UBK-Gemeindeparlamentarier Herbert Franke, Vorsitzender im Bauausschuss, vernimmt die neuesten Entwicklungen und Ideen mit Interesse. Denn in dem Fachgremium sei bislang nur auf Nachfrage über die beabsichtigte Lösung informiert worden. Doch erhebe der Ausschuss den Anspruch, an einer effizienten Anbindung des Seeberges an das Ortszentrum mitzuwirken. Peter Könnicke