Potsdamer Neueste Nachrichten 25.11.04
Mangel an Tagesmüttern
Gemeinden auf Suche / Finanzielle Sicherheit fehlt
Potsdam-Mittelmark - Es ist ein Job, den eigentlich jeder machen kann,
inzwischen sogar Männer. Eine besondere Ausbildung wird erst einmal nicht
verlangt. Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit sollte man denken, dass
die Bewerbungen sich bei den Gemeinden stapeln. Aber das Gegenteil ist der
Fall: Viele haben Probleme, genügend Tagesmütter zu finden.
Und so macht der Landkreis kommende Woche wieder eine Informationsveranstaltung,
um das Interesse an der häuslichen Betreuung zu wecken„Wir könnten noch 20 bis
30 Tagesmütter oder -väter brauchen“, sagt Regina Tinius, Jugendhilfeplanerin
von Potsdam-Mittelmark, vor allem in der Region Teltow, Stahnsdorf,
Kleinmachnow. Die angebotenen Kita-Plätze reichen für die wachsende Anzahl von
Kindern nicht aus. Also weichen viele nach Potsdam und Berlin aus, ein Zustand,
den der Landkreis nicht auf sich sitzen lassen kann. Es werden aber keine Kitas
gebaut, da die Investition sich nicht lohnen würde, sagt Regina Tinius. Die
Kinderkurve werde in absehbarer Zeit ihren Höhepunkt überschritten haben, da
lohne sich die Investition nicht.
In die Betreuungslücke sollen
Tagesmütter springen. Aber nicht nur das, den Laien-Erzieherinnen wird durchaus
eine wichtigere Rolle zugedacht. Silke Gabriel vom Arbeits- und
Ausbildungsförderverein Potsdam-Mittelmark schätzt vor allem, dass die
Tageseltern die Betreuung insgesamt flexibler machen: Sie stehen unabhängig von
Kita- und Krippenzeiten zur Verfügung, auch am Wochenende – für Eltern, die im
Schichtdienst arbeiten, ein wichtiges Angebot.
Und der Haken? Silke Gabriel bringt es so auf den Punkt: „Wer das macht, um
Geld zu verdienen, ist hier fehl am Platz.“ Tagesmutter sei eben kein staatlich
anerkannter Beruf, entsprechend schlechter die Bezahlung. Dabei hören sich die
Zahlen gar nicht so schlecht an. Monatlich 337 Euro pro Kind zahlt Teltow bei
einer Betreuung von bis zu sechs Stunden am Tag. Der Satz steigt bei bis zu
acht Stunden auf 381 Euro und auf 457 Euro bei bis zu zehn Stunden am Tag. „Man
weiß nicht, wie viel man verdient, denn wir können keine bestimmte Anzahl von
Kindern garantieren. Gerade am Anfang nicht,“ warnt Wolfgang Kettmann, in Nuthetal
für die Kitas zuständig, vor überzogenen Erwartungen.
So ist die Tagespflege eher ein Nebenverdienst. Andererseits sind die
Einstiegshürden nicht hoch. Wer genügend Platz zu Hause hat und als geeignet
empfunden wird, kann nach einem 24-Stunden-Kurs loslegen. Erst danach wird ein
längerer Kurs und ein Konzept verlangt. Neben einer gewissen Belastbarkeit
nennt Silke Gabriel schließlich noch eine unabdingbare Voraussetzung: Freude am
Umgang mit Kindern. Volker Eckert
Informationsveranstaltung in der Kita Anne Frank. Eichhörnchenweg 51-53,
Bergholz-Rehbrücke, am Montag, 29. November um 19 Uhr.