Potsdamer Neueste Nachrichten 23.11.04

Begrenzter Service

Als Dienstleister wird Kleinmachnows Verwaltung nicht allen Ansprüchen seiner Einwohner gerecht

Die Erfahrungen, die der Kleinmachnower in den Amtsstuben ihrer Gemeinde macht, müssen äußerst unterschiedlich sein. Von Einsen bis Sechsen sind alle Noten vertreten, die Bürgermeister Wolfgang Blasig und seine Verwaltung für ihre Dienstleistungen bekommen. Überraschend ist das weite Spektrum nicht.

Fragt man vor Ort, ergibt sich ein sehr positives Bild. Morgens um zehn im Meiereifeld: leere Stühle im langen Flur, nichts deutet auf Sprechzeit hin. Doch da kommt Manfred Meyer aus einer der Türen. Er ist umgezogen, hat sich umgemeldet und ist zufrieden. Bei so wenig Betrieb spart man die Wartezeiten, das Ganze hat ein paar Minuten gedauert. „Ich musste nicht mal ’ne Gebühr zahlen.“

Cornelia Enneking hat in Berlin schon ganz andere Erfahrungen gemacht: Nummern ziehen, lange Wartezeiten und schlecht gelaunte Mitarbeiter. Sie hat gerade Lohnsteuerkarte und Reisepass abgeholt. Schnell sei es gegangen und nett sei sie bedient worden. Auch von andern Besuchern ist an diesem Morgen kein kritisches Wort zu hören.

Doch die Zufriedenheit mit der Arbeit der Gemeindeverwalter kommt schnell an ihre Grenzen, wenn es um mehr geht als eben mal den Personalausweis zu verlängern. Das zeigt sich zum Beispiel an der Fülle von Anwohnerintiativen, die in den vergangenen Jahren ihren Umut kundtaten. Seien es die Anwohner vom Hochwald oder in den Kiebitzbergen, die Dispute in der Sommerfeld-Siedlung oder der Funkmast-Streit im Bannwald. Fehlende Dialogbereitschaft und mangelhafte Informationspolitik sind zwei Vorwürfe, die Kleinmachnower in Leserbriefen, Protestschreiben oder Einwohnerfragestunden immer wieder artikuliert werden. Gegenwärtig ist es der Förderverein für den Erhalt des Schwimmbades, der sich unzureichend informiert und nicht gebührend wahrgenommen fühlt. „Warum werden nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt?“, fragt erbost Vereinsmitglied Anne von Törne. Unter dem Eindruck, dass es den Entwicklungen im Ort an der nötigen Transparenz fehlt, gründete sich auch die Wählergruppe „WIR in Kleinmachnow“, die im Vorjahr mit zwei Abgeordneten den Sprung in die Gemeindevertretung schaffte – ein Beleg dafür, dass die Kleinmachnower Wähler ihre kritische Haltung gegenüber der Verwaltung auch auf parlamentarischer Ebene vertreten wissen wollten.

Dort nehmen die Volksvertreter die Qualitäten der Amtsriege unter Führung von Bürgermeister Blasig regelmäßig wahr. Die zurückliegenden zwölf Monaten nach der Kommunalwahl 2003 waren für beide Seiten ein Lernprozess: Einerseits beklagten sich Abgeordnete über fehlerhafte Vorlagen und ungenügende Zuarbeiten, in dem Amtsstuben mokierte man sich über überzogene Ansprüche und Besserwisserei. Heute spricht CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt, der die Arbeit der Amtsriege besonders kritisch beäugt, von einem „Annäherungprozess, bei dem man Verständnis füreinander entwickelt“. Doch in Teilen funktioniere das Zusammenspiel noch nicht so, wie es das im Interesse des Ortes müsste. „Die Qualität, wie seitens der Verwaltung die Arbeit in den Gremien der Gemeindevertretung vorbereitet wird, ist noch immer verbesserungswürdig“, resümiert Burkardt. Die Möglichkeiten für mehr Effizienz sieht der CDU-Abgeordnete bei weitem nicht ausgeschöpft.

Einer, der den Kontak zur Verwaltung sowohl als Anwohner als auch als Abgeordneter kennt, ist Christian Grützmann. Er kommt „Aus dem Dickicht“, wie Grützmann in Einwohnerfragestunden häufig mit seiner Anschrift kokettierte und die Adresse als Synonym gebrauchte. Sein Hauptschlachtfeld, auf dem er gegen die Verwaltung zu Felde zog, war die Sommerfeld-Siedlung. Die unbefriedigende Parkordnung und das unglückliche und zögerliche Agieren in den Amtsstuben ließ Grützmann regelmäßig Kritik üben, die sogar in einem handgreiflichen Disput mit dem Chef des Ordnungsamtes gipfelte. Vor einem Jahr wurde Grützmann Gemeindevertreter. Mit der Hoffnung auf einen fruchtbaren Dialog nahm er auf der Abgeordnetenbank Platz. Heute sagt er enttäuscht: „Meine im ersten Jahr als Gemeindevertreter praktizierte Haltung, mit dem Bürgermeister und den Verantwortlichen der Verwaltung in konstruktiven Gesprächen zukunftsweisende Lösungen zu suchen, findet keine ausreichende Resonanz.“ Nicht nur beim ruhenden Verkehr im Sommerfeld-Karree schimpft Grützmann auf eine „Blockade- und Verzögerunghaltung“ der Verwaltung, „mitgetragen durch den Bürgermeister selbst“. In seiner Auseinandersetzung mit den Verwaltung habe er das „Gefühl der Ohnmacht und gegen Windmühlen zu kämpfen“.

Das geflügelte Wort vom Kunden als König erfährt in Kleinmachnow zuweilen eine Bruchlandung. Der Weg der Kleinmachnower Verwaltung zum modernen Dienstleiter ist markiert mit einer Reihe von Hinweisschildern. Bei Nichtbeachtung ist der Zusammenstoß mit der Einwohnerschaft programmiert.

Peter Könnicke/Volker Eckert