Potsdamer Neueste Nachrichten 18.11.04

Stammbahn wieder im Gespräch

Die Öffnung des Stahnsdorfer Damms wurde hingegen vorgestern in Berlin zu den Akten gelegt

Kleinmachnow – Der Stahnsdorfer Damm bleibt zu. Bei einem Treffen in der Berliner Senatskanzlei konnten die Hauptstädter nicht überzeugt werden, dass die Öffnung der stillgelegten Trasse von Dreilinden nach Wannsee für den Europarc äußerst notwendig ist (PNN berichteten). Dessen Geschäftsführer Walter Brümmer hatte am Dienstag versucht dafür zu werben, die Straße durch den Düppler Forst für den Busverkehr zu öffnen.

Vor allem durch die Ansiedlung und Expansion von eBay würden hunderte junge Menschen im Europarc arbeiten, die auf den ÖPNV und eine schnelle Anbindung an die Berliner S-Bahn angewiesen sind. Brümmers Hoffnung „auf etwas Entgegenkommen“, blieb unerfüllt. „Das macht die Vermarktung des Europarc nicht einfacher“, bedauerte Brümmer die ablehnende Position des Senats und des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Dort sieht man mit dem direkten Anschluss des Gewerbegebietes an die A115 eine ausreichene Anbindung gegebenen, so dass ein Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet nicht zu rechtfertigen sei.

Bereits im Vorfeld des Treffens wurde auch in Reihen der Kleinmachnower Kommunalpolitik und von Naturschützern das Ansinnen abgelehnt.

Doch rückte in dem Gespräch am Dienstag eine andere Frage der Anbindung in den Vordergrund: die Stammbahn. Nicht nur der Europarc, auch viele Kleinmachnower wünschen sich diesen Anschluss ans Schienennetz. Nach dem Eindruck von Bürgermeister Wolfgang Blasig, der an dem Treffen teilnahm, wurden reichlich Unklarheiten bei den Rahmenbedingungen deutlich, die für eine Wiederherstellung der Stammbahn von Griebnitzsee über Dreilinden nach berlin gesehen werden. Seit dem Mauerfall wird der Wiederaufbau diskutiert. Gutachten, Wirtschaftlichkeitsstudien und Prognosen gibt es für und gegen das Projekt. Der vor drei Jahren fertig gestellte Tunnel unter dem Berliner Tiergarten nahe des Gleisdreiecks gilt als Vorgriff der Nord-Südverbindung. Mit 25 Millionen hat der Bund damals den Tunnelbau unterstützt – unter dem Vorbehalt, dass die Stammbahn 2006 in Betrieb genommen wird. Allein dieser Termin ist längst unrealistisch, und ginge es nach dem Berliner Senat, würde die Stammbahn auch 2010 noch nicht verkehren. Im Vorjahr hat Berliner das Vorhaben aufs Wartegleis geschoben. Grundsätzlich werde zwar die Notwendigkeit der Regionalverbindung anerkannt, doch eine Realisierung sei erst nach 2010 möglich. Doch offenbar geht Berlin von anderen Rahmenbedingungen, Kosten und Fördermöglichkeiten aus als die Bahn oder auch die Europarc-Gesellschaft. Deren Beiratsmitglied Bert Fischer hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Stammbahn beschäftigt. Aufgrund der unterschiedlichen Informationslage, die sich vorgestern offenbarte, „muss es jetzt vertiefende Gespräche geben“, so die Erkenntnis von Bürgermeister Blasig. Er habe die Bereitschaft der Senatskanzlei erkannt, Klarheiten zu schaffen, „was nur zu dem Ziel führen kann, mittelfristig die Stammbahn zu realisieren“, so Blasig. Ähnlich bewertet Europarc-Geschäftsführer Brümmer den Ausgang des Treffens. „Ich bin jetzt fast optimistischer, dass es eher zur Stammbahn als zur Öffnung des Stahnsdorfer Damms kommt.“ Der Euorparc sei nicht nur bereit, zusammen mit dem Berliner Senat die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau zu prüfen, er würde sich auch an der Finanzierung beteiligen. Peter Könnicke