Potsdamer Neueste Nachrichten 16.11.04
Hoher Wellenschlag im Freibad
Förderverein warnt vor Verkauf des Bades zur Sanierung des Sportforums / Von
Blasig enttäuscht
Kleinmachnow - Statt den Ausverkauf zu planen, fordert der Förderverein für den
Erhalt des Kleinmachnower Freibades, dass die Kommune „ihre Hausaufgaben
macht“: Die Förderer verlangen eine detaillierte Vorplanung, die alle
Sanierungsmaßnahmen, eine Kosten-Nutzen-Analyse sowie ein Marketing- und
Betreiberkonzept beinhaltet. Vereinsmitglied Roland Templin bezeichnete gestern
in einem Pressegespräch die „jetzt dringend erforderliche Planung“ als
„Schlüsselmoment“ für die Zukunft des Bades. Ein entsprechender Auftrag der
Kommune an die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft als Betreiberin des Bades
wäre das Bekenntnis, das der Verein von der Gemeinde erwartet.
Allerdings ist das Vertrauen der Freibad-Förderer, dass innerhalb der Gemeinde
am gleichen Strang gezogen wird, derzeit auf eine harte Probe gestellt. So
wirft Fritz Knuth, einst einer der Väter der Feierabendbrigade, die in den 70er
Jahren des Bad errichtete, Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) vor, sich
„ungenügend mit der Sanierung zu beschäftigen und sich nicht mit dem Freibad zu
identifizieren.“ Anlass für diese Vermutung ist das Interesse des Hamburger
Unternehmers Harald Claussen, das Kleinmachnower Sportforum und das Freibad zu
kaufen und als Einheit zu betreiben (PNN berichteten). In kleiner Runde mit dem
Bürgermeister und den Vorsitzenden der Gemeindeparlamentsfraktionen hatte
Claussen seine Idee vage skizziert. Fördervereinschef Klaus Wandrei habe um
Teilnahme an dem Treffen gebeten, was ihm jedoch verwehrt wurde. Dass der
Bürgermeister vor einer „ideologischen Debatte“ warnt und nach Klärung aller
Fakten für eine schnelle Entscheidung plädiert, stößt im Förderverein auf
geballten Unmut. Denn bislang seien die Bemühungen um eine Sanierung des Bades
eher verzögert als befördert worden. Mangelnde Kommunikation, schleppende
konzeptionelle Ideen, fehlende regionale Abstimmung – seit seiner Gründung im
Frühjahr dieses Jahres beklagt der Förderverein die müde Einsatzbereitschaft
der Kommune für den Erhalt des Bades. Die Offerte aus Hamburg, die Templin als
völlig legitimes Anliegen eines privaten Investors wertet, lasse die Inaktivität
der Verwaltungsspitze allerdings „in einem anderen Licht erscheinen“, reimt
sich auch PDS-Gemeindevertreter und Vize-Vereinschef Wolfgang Kreemke zusammen.
„Denn während wir aktiv waren, wurden hinter unserem Rücken Gespräche geführt,
die unseren Zielen völlig widersprechen“, grantelt Knuth.
Denn ein Verkauf des Bades im Paket mit
dem insolventen Sportforum wäre der Abschied vom kommunalen Freibad, vermutet
der Förderverein mit Blick auf Claussens „sportlife“-Unternehmen – einer
Wellness- und Fitnesskette. Wegen des Mangels an Informationen kann
Freidbad-Förderer Templin zwar nur spekulieren, aber die Sache scheint ihm
klar: „Unter Aufgabe des kommunalen Bades soll das insolvente Sportforum
saniert werden.“
Die Forderung nach einer Vorplanung für die Sanierung des Bades steht
unabhängig von der Hamburger Offerte. Die nun fällige Antwort indes wertet der
Förderverein als Schicksalsschlag für die Zukunft des Bades und das Wirken des
Vereins. Denn in einer Stellungnahme des brandenburgischen Ministeriums für
Jugend, Bildung und Sport wird eine finanzielle Förderung u.a. von Planungen
abhängig gemacht, wie sie der Förderverein jetzt fordert. Zudem wäre ein
detailliertes Gesamtkonzept die notwendige Vorlage, die Teltow und Stahnsdorf
als Nachbarkommunen verlangen, um sich an der Sanierung und dem späteren
Betrieb des Bades zu beteiligen. „Erst wenn man weiß, was man haben will, kann
man andere um Hilfe bitten“, sieht Vereinschef Klaus Wandrei Kleinmachnow in
der Bringschuld.
Mit seiner Vorstellung einer teilweisen Überdachung hat der Förderer eine
eigene Idee entwickelt, um die Attraktivität des Bades zu steigern. Zudem
bemüht er sich um Sponsoren beim Erhalt der Traditionsstätte. Auf T-Shirts, die
versteigert werden sollen, finden sich bereits Unterschriften von
Olympiasiegern, den Fußballprofis des FC Bayern sowie von Ralf und Michael
Schumacher. Als Schlüsselfigur beim Erhalt des Bades sieht Templin jedoch nur
einen: Bürgermeister Blasig. Peter Könnicke