Potsdamer Neueste Nachrichten 10.11.04
Streit um Kostenrisiko für Turnhalle Kritisches
Gutachten.
Eskalation im Ausschuss
Kleinmachnow - Der Bau der Sporthalle für die Eigenherd-Schule hat am Montag zu
einer Eskalation im Hauptausschuss geführt. In einem von der Gemeindevertretung
geforderten und von der Verwaltung in Auftrag gegebenen Gutachten wird kritisch
angemerkt, dass mit dem Vorentwurf das Budget von 2,2 Millionen Euro schwer
einzuhalten sei. Dass im Hautptausschuss das für den WIR-Abgeordneten John
Bahnart „wesentliche Gutachten“ nicht vorlag, nannte er einen „dreisten Versuch
des Bürgermeisters, den Ausschuss zu manipulieren“. Banhart warf Bürgermeister
Wolfgang Blasig (SPD) vor, das externe Gutachten bewusst zurückzuhalten. Er
könne unmöglich über ein 2,2 Millionen teures Projekt befinden, wenn
wesentliche Einschätzungen über das Kostenrisiko fehlen und unkommentiert
bleiben.
Erbost wies Blasig die Vorwürfe zurück. Die kritischen Aussagen des Gutachtens,
in einigen Bereichen seien die Kosten nicht haltbar, verlangen nun eine
Reaktion des zuständigen Architekturbüros, so Blasig. Wenn alle Fragen geklärt
seien, wäre die Verwaltung zu einer Bewertung der Kosten fähig. Dies soll
rechtzeitig zur nächsten Sitzung der Gemeindevertretung geschehen.
Erstellt hat das Gutachten die Potsdamer
Kommunal Consult. Das Büro hat in den vergangenen Jahren die Kosten für 350
Projekte bewertet, u.a. im Auftrag des Landes alle Altenpflege- und
Behindertenheime in Brandenburg.
Vor allem die im Vorentwurf skizzierte Tieflage der Turnhalle – 3,50 Meter soll
sie ins Erdreich –, die ökologische Bauweise und der Einsatz regenerativer
Energieanlagen lassen Mehrkosten vermuten. Doch sah sich nicht nur Banhart
außer Stande, das Kostenrisiko abzuwägen. Auch der SPD-Vertreter Jens Klocksin
teilt das „Bedürfnis nach mehr Erkenntnissen“ und vermisste sowohl das
Gutachten wie dessen Bewertung durch die Verwaltung. Ähnlich monierten es die
CDU-Abgeordneten Bernd Krüger und Guido Beermann im Hauptausschuss, der den
Vorentwurf als beschlussreif empfehlen sollte. „Die Kostentransparenz und
-sicherheit ist uns wichtig“, betonte Beermann. Um so unzufriedener sei er über
„offene Fragen und fehlende Unterlagen“. Allein aus den Leitlinien, die von der
Gemeindevertretung vor Wochen für den Turnhallenbau verabschiedet wurden,
ergebe sich die Maßgabe, das Gutachten den Ortsparlamentarieren vorzulegen.
Wie hoch die Mehrkosten ausfallen würden, weiß niemand zu beziffern. Zu
pauschal sei die Auflistung im Vorentwurf, als dass eine detaillierte Bewertung
möglich wäre. Gleichwohl versicherte Architekt Harald Kuhn: „Es gibt eine tiefgreifende
Kalkulation.“ Teurere Maßnahmen könnten kompensiert werden.
Die Ausschuss-Mitglieder taten sich schwer mit einem Votum. WIR, CDU und FDP
spüren inzwischen enormen Zeitdruck – 2005 soll die Halle fertig sein.
Andererseits beklagen sie ein Defizit an wesentlichen Informationen. Sie
enthielten sich der Stimme. Die Vertreter von SPD und PRO empfahlen den
Vorentwurf weiter. Grünen-Fraktionschefin Nina Hille lehnt ihn ab: Ihr
missfällt der Architektur-Vorschlag völlig. Auch Wolfgang Kreemke von der PDS
konnte nicht zustimmen: Er hält eine Verbesserung der Ausstattung für
erforderlich. Und das kostet mehr Geld. Peter Könnicke