Potsdamer Neueste Nachrichten 09.11.04
Kleinmachnow im Spiegel
Nach 15 Jahren rasanter Entwicklung: Wie wohl fühlen Sie sich in
Kleinmachnow?
Kleinmachnow - Kleinmachnow! Nicht nur einmal geriet dieser so wohlklingende
Name in den vergangenen 15 Jahren in die Schlagzeilen der großen deutschen
Magazine und Zeitungen. Etwa als Anfang der 90er Jahre der damalige
Bundes-Bauminister Klaus Töpfer den Ort besuchte, um darüber zu reden, was mit
vielen Kleinmachnowern passiert, deren Haus plötzlich von anderen beansprucht
wurde. Oder als der FOCUS plötzlich meinte kommentieren zu müssen, wie mit dem
Seeberg umgegangen werden soll, weil die Gemeinde selbst unfähig sei,
Entwicklungen voranzutreiben. Oder jetzt, vor wenigen Tagen, als DIE ZEIT über
Kleinmachnow schrieb: „Ein Ort, zwei Welten“, wo nach 15 Jahren deutscher
Einheit die Bevölkerung gespaltener sei denn je.
Trotz Eigentumsstreit, vermeintlicher Entscheidungsträgheit und angeblicher
Ost-West-Vorurteile ist Kleinmachnow der dynamischste Ort im weiten Berliner
Umkreis. Attraktiv, reich, ehrgeizig, interessant – Kleinmachnow genießt in
seinen Beschreibungen immer wieder Vorzeichen wie diese. In keinen anderen Ort
ziehen so viele Menschen, nirgendwo anders ist eine komplett neue Siedlung
entstanden, um von Restitution Betroffenen ein neues Heim im alten Zuhause zu
geben. 13500 Einwohner zählte Kleinmachnow vor fünf Jahren. Heute sind es
17600. Mit den Hinzugezogenen kamen neue Läden, neue Straßen, neue Kitas. Mit
Supermärkten, Ärztehäusern, Marktplatz und demnächst einem Rathaus hat die
Gemeinde an der Förster-Funke-Allee nun sogar ihre Ortsmitte definiert.
Nicht immer hielt der Ort Schritt mit
dem rasanten Tempo der vergangenen Jahre, einiges blieb auf der Strecke. Das
Schwimmbad ist marode. Den Kammerspielen als Institution der örtlichen Kultur
wird nachgetrauert, da es der Eigentümer schwer hat, in alleiniger Regie an die
Tradition anzuknüpfen. Die Schulen sind überfüllt. Straßen in ihrer
ursprünglichen Anlage für eine Villenkolonie genügen nicht mehr den Ansprüchen
des mobilen Kleinmachnowers. Und in Richtung Berlin oder Potsdam verlässt man
Kleinmachnow entweder mit dem Bus, mit dem Auto oder per pedes. Der Halt der
Stammbahn ist bislang nur eine Note in den Geschichtsbüchern des Ortes.
Wie fühlen sich die Kleinmachnower nach so vielen Veränderungen in ihrem Ort?
Wie zufrieden sind sie mit ihrem Wohnumfeld und den Zuständen ihrer Straßen?
Wie bewerten sie das Angebot an Kultur und die Arbeit in den Amtsstuben?
Diesmal soll es kein Spiegel von außen sein, der die Stimmung reflektiert,
sollen nicht die Vorurteile in den Focus gerückt werden. Die Kleinmachnower
selbst können ihre Meinung sagen. „Wohlfühlen in Kleinmachnow“ wird in den
kommenden vier Wochen Gelegenheit geben, ein Bild aus der Mitte des Ortes zu
zeichnen. Mit Noten von 1 bis 6 dürfen die Kleinmachnower ihrer Kommune ein
Zeugnis schreiben.
Nach 15 Jahren soll der Blick in den Spiegel ein Moment des Innehaltens sein:
Was sieht gut aus, wo gibt es Narben, wo fehlt das Make-up? Die Potsdamer
Neuesten Nachrichten und Potsdam am Sonntag werden dafür sorgen, dass die
Bestandsaufnahme publik wird – auch für diejenigen, die sich für die
Entwicklung Kleinmachnows in Pflicht und Verantwortung fühlen: Ortspolitiker,
Gemeindeverwalter, AgendaPioniere, Bürgerinitiativen und Vereine. Diesen
Beitrag über ihren Ort können die Kleinmachnower selbst schreiben – je mehr
Autoren, desto besser das Stück. Peter Könnicke