Potsdamer Neueste Nachrichten 08.11.04
Haushalt mit Spielräumen
Kleinmachnow will sich im kommenden Jahr finanzielle Reserven für künftige
Kraftakte – wie auf dem Seeberg – lassen
Kleinmachnow - Der Bau der Eigenherd-Sporthalle sowie die dritte Grundschule
auf dem Seeberg sind 2005 die größten finanziellen Herausforderungen für
Kleinmachnow. Aus Rücklagen und unter Beteiligung der kommunalen
Wohnungsbaugesellschaft sollen zunächst zwei Unterrichtsräume der Grundschule
errichtet werden – 721 000 Euro sind dafür kalkuliert. Mit Eigenmitteln und
einem Kredit über 1,6 Millionen Euro wird das 2,2 Millionen teure Vorhaben des
Turnhallenbaus realisiert. „Ein anderer Zeitpunkt für die Eröffnung als 2005
ist nicht denkbar“, sagte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) am Samstag.
In einer Haushaltsklausur hat er den Gemeindevertretern den Etat für das
kommende Jahr vorgelegt und erklärt, wo seine Verwaltung die Prioritäten setzen
würde. Kleinmachnows Finanzlage ist stabil, die Kommune nimmt genauso viel Geld
ein wie sie ausgibt und kann sich zudem ein Polster anlegen. Mit Positionen für
Kulturarbeit, die Jugendfreizeiteinrichtung und für eine Ausstattung in Schulen
und Kitas über gesetzliche Standards hinaus leistet sich die Gemeinde auch
künftig freiwillige Aufgaben. Überall im Ort Kultur zu organisieren, sei zwar
nicht möglich, doch will die Kommune zur Unterstützung durchaus ihre Hand
reichen. Dabei sollen nicht alle Mittel in den Bürgersaal im Rathaus fließen,
es findet sich im Etatentwurf auch ein Ansatz für die Kammerspiele wieder, die
– wie berichtet – ein Trägerverein übernehmen will.
Andererseits schlägt die Verwaltung
vor, Maßnahmen zurückzustellen, da es Blasig als „Gebot der Stunde“ sieht,
Spielräume zu schaffen. So könnte das Engagement der Gemeinde bei der
Entwicklung des Seeberges über die dritte Grundschule und das Schaffen von
Planungsrecht hinausgehen. Es sei klar, so Blasig, dass es dafür im kommenden
Jahr Vorbereitungen geben müsse. Ebenso für das Schwimmbad in den
Kiebitzbergen, für das sich mit dem Interesse eines Hamburger Investors neue
Alternativen ergeben haben (PNN vom Samstag).
Blasig sieht es als eine „Verpflichtungen“ gegenüber dem Europarc, bei einer
Anbindung ans Berliner Schienennetz zu helfen: Ob der Stahnsdorfer Damm oder
eine andere Variante – der für die Kommune nicht unbedeutende Europarc,
„braucht exzellente Bedingungen“.
Der Bürgermeister hatte der Etat-Präsentation grundsätzliche Bemerkung über die
Entwicklung Kleinmachnows vorangestellt, um Akzeptanz für das Zahlenwerk und
die darin gesetzten Prioritäten zu bekommen. Er betonte Kleinmachnow als Ort,
in dem besonders viele junge Menschen leben. Dennoch überwiege die Zahl der
Über-60-Jährigen, weshalb Blasig vor weiteren Defiziten bei der Seniorenhilfe
und -betreuung warnte. Kleinmachnow verzeichne eine gute wirtschaftliche
Entwicklung und habe einen inzwischen fast ausgereizten Grad der
Grundversorgung erreicht. Die solide Haushaltslage sei durch Sparwillen zu
erreichen, aber auch durch möglich Einnahmen in den kommunalen
Entwicklungsgebieten.
Eine solche sieht der PDS-Gemeindevertreter Klaus-Jürgen Warnick in der
millionenschweren Ansiedlung des Hornbach-Baumarktes an der
Förster-Funke-Allee: „Wenn Hornbach nicht kommt, wird unser Finanzkonstrukt ins
Wanken geraten.“ Trotz seines Lobes für den „soliden finanzierten Haushalt“
werde Warnick dem Entwurf nicht zustimmen, denn er sieht das Geld für die
dritte Grundschule „in den Satz gesetzt“.
Zufrieden mit dem Entwurf zeigten sich die übrigen Parlamentsfraktionen. In den
kommenden Wochen wird der Etat in den einzelnen Fachausschüssen beraten. Im
Dezember soll er verabschiedet werden. Peter Könnicke