Potsdamer Neueste Nachrichten 03.11.04
Stopp-Signale aus Berlin
Wiederum gibt es aus Zehlendorf ein Nein auf den erneuten Vorstoß, den
Stahnsdorfer Damm zu öffnen
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - „Es wird schwierig bleiben“, übte sich Ministerpräsident Matthias
Platzeck vor wenigen Wochen als Prophet. Eine Anbindung des Europarc Dreilinden
an den S-Bahnhof Wannsee werde weiterhin reichlich Überzeugungsarbeit
erfordern. Denn die dafür notwendige Öffnung des Stahnsdorfer Damms stieß
bislang auf Gegenwehr auf Berliner Seite.
Platzecks Einschätzung, die er im
September zur Grundsteinlegung des neuen eBay-Bürohauses und als Antwort auf
die Forderung nach einem besseren Anschluss des Europarc kundtat, ist richtig.
Denn an der Position im benachbarten Steglitz-Zehlendorf hat sich nichts
geändert: „Wir haben überhaupt kein Interesse, die Straße zu öffnen und ich
kenne auch kein stichhaltiges Argument dafür“, sagte Uwe Stäglin,
Bezirksstadtrat für Bauen, Stadtplanung und Naturschutz, gestern gegenüber den
PNN. Mit dieser Position werde der stellvertretende Bezirksbürgermeister auch
in die Gesprächsrunde gehen, um die sich Europarc-Chef Walter Brümmer bemüht
hat. Mitte November wollen sich Vertreter des Europarc, Stäglin und
Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig erneut verständigen, ob und unter
welchen Umständen eine schnelle Verbindung nach Wannsee möglich ist.
Brümmers Initiative kommt nicht von ungefähr. Seit Jahren wird im Europarc eine
unzureichende Anbindung ans ÖPNV-Netz beklagt. Die Chancen eines Wiederaufbaus
der Stammbahn mit einem Halt in Dreilinden sind derzeit äußerst gering. Die
bestehende Busverbindung nach Wannsee führt über die A 115. Die gilt aber
selbst bei der Havelbus-Verkehrsgesellschaft als anfällig für Staus. Zudem wäre
der Bus über den Stahnsdorfer Damm doppelt so schnell – fünf Minuten – wie über
die Autobahn. Durch die Entwicklung des Europarc – nicht zuletzt mit der
Expansion von eBay – rechnet Brümmer bereits im kommenden Jahr mit 2000
Arbeitsplätzen in Dreilinden. „Je voller der Park, desto brisanter das Thema“,
betont Brümmer gegenüber den PNN. Es gebe eine Vielzahl „enger Verhandlungen“
mit potenziellen Ansiedlern. „Nicht selten bemängeln Interessenten die dünne
ÖPNV-Anbindung“, klagt Brümmer. Sicherlich sei der direkte Anschluss an die
Autobahn ein Vorzug, ersetze aber nicht den notwendigen und effizienten
Anschluss ans Bus- oder Bahnnetz.
Auf Berliner Seite überzeugt das bislang nicht. Wie im Herbst 1999, als auf
Kleinmachnower Seite ohne Abstimmung mit den Nachbarn Bagger begannen, eine
Schneise in den Düppler Forst zu schlagen, stehen die Zeichen auf Stopp.
Bezirksstadtrat Stäglin hält die bestehende Busverbindung für „so gut, wie man
sie sich andernorts nur wünscht“. Den Stahnsdorfer Damm auf 800 Meter Länge
wieder zu ertüchtigen, würde einen erheblichen Eingriff ins
Landschaftsschutzgebiet darstellen und ein zusammenhängendes Waldstück
zerschneiden. Nur Busse über die Trasse verkehren zu lassen, wie es vom Europarc
vorgeschlagen wird, sei „kaum kontrollier- und machbar“, wehrt Stäglin ab.
Rückhalt bekommt der SPD-Stadtrat auch aus der Bezirksversammlung. „Im Moment
keinen dringenden Bedarf“, sieht etwa SPD-Fraktionschef Klaus Kugler. Ähnlich
werde es in der CDU gesehen. Doch wollen sich die Sozialdemokraten mit ihren
Kleinmachnower Genossen verständigen, mit denen sie einen Arbeitskreis zu
länderübergreifenden Fragen in der Region gebildet haben.
Auf Widerspruch dürften sie da nicht stoßen: „Die Durchbindung des Stahnsdorfer
Damms nach Wannsee lehnen wir ab“, heißt es im letztjährigen Wahlprogramm der
Kleinmachnower SPD. Deren Ortsparlamentsfraktion stellt mit Walter Haase den
Vorsitzenden des Ausschusses für Umwelt, der als einer der heftigsten Kritiker
des Vorhabens gilt. Bereits vor vier Jahren alarmierte Haase den Bund der
Steuerzahler, in Dreilinden würden 804 000 Mark in den märkischen Sand gesetzt.
„Die vergangenen fünf Jahre haben keinen überzeugenden Grund für den Bau der
Trasse nachgeliefert und sind ungenutzt für die Suche nach einer Alternative
geblieben“, sind Haases Vorbehalte geblieben.
Gleichwohl erkennt er an, dass der ÖPNV-Anschluss des Europarc verbessert
werden muss. Und es gibt durchaus Alternativen: So wurde aus Reihen des Bundes
für Umwelt und Naturschutz bereits vor einem Jahr vorgeschlagen, die bestehende
Erschließungsstraße im Europarc über das Gewerbeareal hinaus zu führen,
parallel zur A 115 bis zum einstigen Zollhof des alten Grenzübergangs
Dreilinden und von dort über die bestehende Verbindung nach Wannsee zu führen.
Vorteil: Verkehrswege würden gebündelt, der Wald nicht zerschnitten und der Bus
von der Autobahn genommen werden. Für Haase ein Vorschlag, der zu prüfen ist.
Für CDU-Vertreter Maximilian Tauscher eine „Version, für die wir uns verstärkt
einsetzen“. Auch für Europarc-Chef Brümmer ist dies eine Alternative.