Potsdamer Neueste Nachrichten 02.11.2004

Neuer Trägerverein will Kammerspiele betreiben

Initiative von Kommunalpolitikern, Regisseuren und Kulturmanagern erklären Absicht zur Übernahme des Kulturhauses

Kleinmachnow - Dem Eigentümer und gegenwärtig alleinigen Betreiber der Kleinmachnower Kammerspiele, Karl-Heinz Bornemann, liegt das Angebot eines Trägervereins vor, das Haus zu betreiben. Hinter der Initiative, die aus dem bisherigen Förderverein „Freunde des Kulturhauses Kammerspiele“ hervorgegangen ist, stehen unter anderem der neue SPD-Ortschef Frank Nägele, der Kleinmachnower Gunnar Hille, der Theaterregisseur Frank-Patrick Steckel sowie die Berlinerin Ina Schott, die als Dramaturgin und Veranstaltungsmanagerin Erfahrungen hat. Heute kommt es zu einem richtungsweisendem Gespräch zwischen dem Vereinsvorstand, Bornemann und Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD).

Beiden letzteren hat der Trägerverein die Absicht erklärt, die Kammerspiele langfristig zu übernehmen. Vereinssprecher Gunnar Hille kann sich einen Pachtvertrag über 10 Jahre, aber auch andere Optionen vorstellen. Von der Kommune erhofft sich der Verein eine jährliche Finanzspritze, um das Haus wieder als zentrale Kulturstätte des Ortes zu etablieren. Insgesamt geht man im Vereinsvorstand von einem Bewirtschaftsungsetat von 400 000 Euro im Jahr aus. Neben einer Beteiligung der Gemeinde wird mit Fördermitteln des Landes, projektbezogenenem Sponsoring, Spenden, Eintrittsgeldern und Bürger-Bürgschaften für einen Bankkredit kalkuliert. Der Etat beinhaltet sowohl Personalkosten wie auch erste Mittel für notwendige Sanierungsarbeiten und Anschaffungskosten und den Pachtzins. Dessen Höhe ist noch offen.

Ohnehin gibt sich Eigentümer Bornemann eher zurückhaltend. „Ich bin bereit, das Haus an einen geeigneten Träger zu übergeben“, sagte er gestern gegenüber den PNN. Der jetzt neu gegründete Trägerverein sei ihm diesen Nachweis allerdings noch schuldig. Dass Regisseur Steckel von 1986 bis 1995 als Intendant am Schauspielhaus Bochum wirkte, reicht Bornemann nicht als Referenz.

Steckel plant für das kommende Jahr die Inszenierung eines hinterlassenen Stücks des Dramatikers Peter Weiss. „Inferno“, so der Titel, soll seine Uraufführung in Kleinmachnow erleben – am besten in den Kammerspielen, die Steckel bei einem Theaterstück der Waldorf-Schule kennen und schätzen gelernt hat. Neben Theateraufführungen beinhaltet das Nutzungskonzept des Trägervereins den Erhalt des Kinos, Ausstellungen, Talkrunden, Lesungen und Konzerte. Zudem sollen die Kammerspiele eine Adresse für Vereine, Jugendgruppen, Senioren und Familien sein.

Als möglicher Bewirtschafter des Kulturhauses sieht sich der Verein als juristische Person gegenüber Verhandlungspartnern. Er wolle keine kommerzielle, sondern gemeinnützige Kulturarbeit leisten. Der bisherige Förderverein, der inzwischen etwa 100 Mitglieder zählt, soll der Trägerinitiative im Falle einer erfolgreichen Einigung mit dem Eigentümer den Rücken stärken und weiter das bürgerschaftliche Engagement bemühen und pflegen. „Uns eint das Ziel, Kleinmachnow zu einem kulturellen Zentrum zu machen“, beschreibt Hille die beiden Vereine.

Der Trägerverein wertet sein Angebot an Bornemann als Chance, die Kammerspiele gleichberechtigt und gemeinsam mit weiteren geplanten Kulturstätten zu entwickeln. Im Februar wird mit dem neuen Rathaus ein neuer Saal entstehen, der nicht nur für die Sitzungen des Gemeindeparlaments genutzt werden soll. Etwa 15 Kunst- und Kulturveranstaltungen im Monat sind dort geplant, zusammen entwickeln Verwaltung und ehrenamtliche Kulturschaffende derzeit Ideen, die bei einem Treffen am Freitag gebündelt werden sollen. Die Kammerspiele werden dabei nicht als konkurrierender, vielmehr als ergänzender Standort angesehen.Peter Könnicke