Potsdamer Neueste Nachrichten 28.10.04
Ministerium: Kein Bedarf für
Fachklinik
Skepsis gegenüber Idee für Reha-Zentrum in Kleinmachnow / Planer halten
dennoch am Vorhaben fest
Potsdam/Kleinmachnow – Das brandenburgische Gesundheitsministerium steht den
Plänen für eine Fachklinik für die Neurologische Rehabilitation für
Parkinson-Erkrankungen und Multible Sklerose in Kleinmachnow skeptisch
gegenüber. „Der Bedarf kann im Land Brandenburg durch bereits vorhandene Plätze
abgedeckt werden“, sagte gestern Ministeriumssprecherin Katrin Beck gegenüber
den PNN.
Wie berichtet, plant eine Intitiative von Ärzten und Architekten den Bau einer
Reha-Klinik im Umfeld der Kleinmachnower Hakeburg. Demnach sollen 120 Betten
vor allem für therapeutische, aber auch für akute Behandlung entstehen. Bereits
gestern haben die Verbände der Ersatzkassen vor dem Bau der Klinik gewarnt,
weil der Bedarf nicht gegeben sei. „Kenner der Szene wissen seit Jahren um die
Situation der vorhandenen Reha-Kliniken“, so Verbandschef Lothar Bochat. Selbst
Versorgungsverträge zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und den Kliniken
würden noch lange keine Auslastung garantieren.
Sollte die Klinik in Kleinmachnow
tatsächlich gebaut werden, könnten die Betreiber laut Sozialgesetzbuch einen
Antrag auf Anerkennung stellen. Die Krankenkassen würden einen Fachgutachter
beauftragen, der prüft, ob das Klinikkonzept schlüssig und sinnvoll ist. Bei
einer Anerkennung würden die Kassen die vereinbarten Leistungen übernehmen.
„Das Betreiberrisiko bleibt aber bei den Kliniken“, betont Bochat.
Und da meldet das Ministerium Bedenken an. Bereits die Neurologische Klinik in
Grünheide mit Spezialisierung auf Multible Sklerose verfügt über 246
Rehabetten, davon 44 Akutbetten für die Frühreha. In der Einrichtung in
Beelitz-Heilstätten, die spezialisiert ist auf Parkinson, werden über 160
Rehabetten, davon 44 Akutbetten, auch speziell für Parkinsonpatienten,
vorgehalten. Außerdem seien in der Einrichtung auch Plätze für die
Langzeitpflege vorhanden.
In der Präsentation der Pläne für Kleinmachnow hatte der Unternehmensberater
Matthias Engst vor allem Beelitz-Heilstätten als Standort mit Nachteilen
beschrieben: Die Infrastruktur sei wenig ausgeprägt, Kleinmachnow hingegen
zeichne sich u.a. durch seine Lage zwischen Berlin und Potsdam aus.
Doch auch bei der Deutschen Gesellschaft für Multiple Sklerose (DGMS) finden
die Pläne wenig Widerhall: Kein Bedarf, heißt es aus Potsdam, wo die
Gesellschaft ihren Sitz hat. Zumindest DGMS-Vorstandsmitglied Judith Haas ist
anderer Meinung: Die Ärztin ist Mitinitiatorin der Kleinmachnower Pläne.
Den Kleinmachnower SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin hat die „schnelle und
heftige Reaktion“ der Ersatzkassenverbände überrascht. Gleichzeitig bemängelt
Kocksin den offenbar fehlenden Dialog zwischen den Vorhabensträgern mit den
Kassen sowie dem Ministerium. Umso mehr unterstreicht Klocksin die Forderung
des Seeberg-Ausschusses, der sich mit der Gesamtentwicklung des Seeberges
beschäftigt und in dem in der Vorwoche die Klinik-Pläne vorgestellt wurden:
„Entscheidend ist ein marktfähiges Konzept.“ Klocksin erwarte eine fundierte
Bewertung der Marktchancen und eine schlüssige Finanzierung des Vorhabens.
Beides sei Engst bei der ersten Präsentation schuldig geblieben.
Der Unternehmensberater sieht in den Warnungen und ablehnenden Reaktionen der
Kassenverbände keinen Grund, die Pläne aufzugeben. Er wisse, dass es ein „hart
umkämpfter Markt“ sei, weshalb er der Forderung nach der Vorlage einer
fundierten Konzeption und eines überzeugenden Finanzierungsmodells anerkennt.
Gegenüber den PNN betonte er gestern die spezielle Ausrichtung der geplanten
Klinik, wodurch sie sich von bestehenden Einrichtungen unterscheide und worin
die Chancen das 28 Millionen teuren Vorhabens liegen.