Potsdamer Neueste Nachrichten 23.10.04
Klinik
am Seeberg
Pläne für Rehazentrum für Parkinson-Erkrankte und Multiple Sklerose in der
Hakeburg
Kleinmachnow - Unter dem Arbeitstitel „Hakeburg-Klinik“ hat im Namen einer
geplanten Stiftung Unternehmensberater Matthias Engst die Idee einer Fachklinik
für die Neurologische Rehabilitation für Parkinson-Erkrankungen, Multiple
Sklerose (MS) und Bewegungsstörungen präsentiert. Engst, der niedergelassene
Ärzte und Krankenhäuser wirtschaftlich berät, stellte das Vorhaben am
Donnerstag im Seeberg-Ausschuss vor.
Dahinter stehen neben Engst u.a. die beiden Ärzte Judith Haas und Bernd
Holdorff. Erstere ist Vizechefin der Deutschen Multiple Sklerose-Gesellschft
und interessiert an der Leitung der geplanten Klinik. Holdorff, ehemaliger
Leiter der Berliner Schlossparkklinik, steht als fachlicher Berater zur Seite.
Das Investitionsvolumen beziffert Engst auf 28 Millionen Euro, als potenzielle
Geldgeber nennt er einen großen Stromanbieter und einen Pharmakonzern.
Engst sieht einen gewachsenen Bedarf an Rehaplätzen für Parkinson- und
MS-Kranke. Zwar gebe es eine gewisse Anzahl an Pflegeheimen, aber wenig
spezialisierte Kliniken. Kleinmachnow mit der Hakeburg erfülle hervorragend die
Anforderungen, die sich an den Standort der geplanten Klinik stellen. Er
zeichne sich dort eine gute Anbindung an Berlin und Potsdam aus, die örtliche
Infrastruktur sei gut entwickelt, die landschaftliche Umgebung reizvoll und ein
großes Einzugsgebiet für einen wirtschaftlich effektiven Betrieb der Klinik
gegeben. Durch den Bekanntheitsgrad Kleinmachnows und der Hakeburg lasse sich
die Klinik gut vermarkten.
Wesentlicher Aspekt: Mit dem bislang als „Sondernutzung Hotel“ ausgewiesenen
Bereich hinter der Hakeburg gebe es Entwicklungspozential, das für den
notwendigen Neubau dreier Gebäude gebraucht wird. Auf insgesamt 10 000
Quadratmetern sollen Klinikbereiche und ein Park entstehen. Die Neubauten
sollen zum einen die medizinischen Bereiche mit Diagnostik- und Therapieräumen,
ein Schwimmbecken und eine Turnhalle berherbergen. Zum anderen soll zur
Langzeit- und Akutbetreuung Platz für 120 Betten entstehen. Parkplätze sollen
in einer Tiefgarage angelegt werden. Die Hakeburg selbst soll aufwändig saniert
werden und künftig als Hotel – u.a. für Angehörige –, Restaurant und Tagungsstätte
dienen. Zudem sollen in dem ehrwürdigen Bau Teile der Klinikverwaltung und eine
Bibliothek untergebracht werden.
Insgesamt bezifferte Architekt Ralf Hoffmann das Maß der zu bebauenden Fläche
auf etwa 3500 Quadratemeter. Zum Vergleich: Mit der jetzigen Hakeburg sind in
dem Areal 1100 Quadratmeter bebaut. Bei der Architektur der Neubauten werde man
sich an der Hakeburg orientieren, doch müssen sie als Klinikbereiche vor allem
einen funktionalen Zweck erfüllen. Den Park, der in dem bisher vorgelegten Konzept
lediglich erwähnt, aber nicht dargestellt ist, nannte Hoffmann einen
wesentlichen Bestandteil der Pläne, wobei ein „behutsamer Umgang und Erhalt“
mit dem derzeitigem Waldbestand auf dem Seeberg garantiert sei.
Die Präsentation der Klinikpläne reiht sich ein in die Vorstellung
verschiedener Nutzungsabsichten für das Gesamtensemble „Seeberg“, mit denen
sich der Ausschuss in den vergangenen Monaten beschäftigt hat. Tragende Idee
für die Entwicklung des Areals, das der Telekom gehört, ist ein Campus. Mit der
Internationalen Schule, der Waldorfschule, der Waldorf-Kita und einer „Music-
und Dance-School“ gibt es schon heute zahlreiche Bildungseinrichtungen, deren
Träger erklärt haben, an der Verwirklichung der Campusidee mitzuwirken und den
Seeberg künftig als Heimstatt zu nutzen. Ergänzt wird der Gedanke von der
Absicht, eine dritte kommunale Grundschule auf dem Seeberg anzusiedeln.
Gegenwärtig sind die Gemeinde und die Immobilienverwalter der Telekom im
Gespräch über eine Gesamtvermarktung des über 40 Hektar großen Areals.
Das Ensemble der ehemaligen Reichspostforschungsanstalt steht unter
Denkmalschutz, das Umland steht teilweise unter Landschaftschutz. Deshalb gibt
es nach wie vor verschiedene Meinungen darüber, in welchem Umfang der Seeberg
zu bebauen ist. Konsequent lehnte die Gemeinde Pläne ab, die zu groß erschienen
und dem Charakter des Ortes widersprachen. Daher interessierte die Mitglieder
des Seebergausschusses am Donnerstag vor allem, wie sich das Klinikvorhaben
gestalterisch in das Gesamtensemble einordnet. Während die inhaltlichen Ideen
als äußerst ambitioniert gewertet wurden, waren die Gemeindevertreter mit den
Antworten zu den baulichen Vorstellungen nicht zufrieden. So vermisste der
CDU-Abgeordnete Maximilian Tauscher ein „Gesamtverständnis für den Seeberg“.
Dem PDS-Vertreter Klaus-Jürgen Warnick konnte „kein Gefühl“ über das Maß der
beabsichtigten Bebauung vermittelt werden. Und auch dem Sozialdemokraten Jens
Klocksin blieb der bauliche Aspekt zu dürftig beschrieben und die finanzielle Absicherung
wenig untersetzt. Peter Könnicke