Potsdamer Neueste Nachrichten 09.10.04
Ein Konsens für die Schleuse ist
möglich
Abgespeckter Szymanski-Vorschlag wird vom Bund geprüft. Koalitionsvertrag
aber ohne Festlegung
Kleinmachnow/Berlin - Der kurz vor der Landtagswahl von Brandenburgs Bauminister
Frank Szymanski (SPD) unterbreitete Vorschlag, die Kleinmachnower Schleuse
nicht auf 190 Meter auszubauen, findet im Bundesbauministerium Gehör. „Ein
Konsens ist möglich“, sagte dessen Pressesprecher Richard Schild gestern
gegenüber den PNN. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) habe den
zuständigen Fachbehörden aufgetragen zu prüfen, ob der Vorschlag seines
Brandenburger Fachkollegen umsetzbar ist.
Szymanski hatte angeregt, die Nordkammer der Machnower Schleuse statt der
derzeit geplanten 190 nur auf 115 Meter auszubauen. Letzteres Maß wäre
ausreichend, um eine wirtschaftlich effektive Binnenschifffahrt zu ermöglichen
– ein Argument, das Gegner eines überdimensionierten Ausbaus seit Jahren
vorbringen. Durch die Reduzierung wären neben geringeren Investitionskosten die
Eingriffe in die Auenlandschaft des Teltowkanals weniger drastisch. Zudem, so
Szymanskis Vorschlag, sollte auch die Mittelkammer auf 85 Meter Länge ausgebaut
werden – nicht nur, um während der Bauzeit eine Passage der Schleuse zu
ermöglichen, sondern als dauerhafte Lösung.
Im Bundesministerium, das für das
Bauvorhaben im Rahmen des Verkehrsprojektes Nummer 17 verantwortlich ist, wurde
das Ansinnen nicht ablehnend aufgenommen. „Der Vorschlag wird fachlich
überprüft“, versichert Ministeriumssprecher Schild. Die zuständigen
Fachabteilungen des Landes und Bundes – wie die Wasser- und
Schifffahrtsdirektion – seien aufgefordert worden, sich gemeinsam zu
verständigen und sich um einen Konsens zu bemühen. Ende November, so Schild, sei
eine „einträchtige Lösung“ zu erwarten, die sowohl den Interessen der
Schifffahrt wie auch den Fragen nach einem wirtschaftlich und ökologisch
sinnvollen Ausbau gerecht wird.
Im ausgehandelten Koalitionsvertrag der neuen rot-schwarzen Landesregierung wird
auf die Entwicklung der Wasserstraßen nur allgemein eingegangen. Sie soll, so
heißt es in dem Papier, „tourismuswirtschaftlichen Zielstellungen Rechnung
tragen“, als „umweltschonender Verkehrsträger“, ist der Wasserweg „konsequent
durchzusetzen“.
Bei der Kleinmachnower Bürgerinitiative „pro Kanallandschaft“ hätte man sich
gefreut, wenn zum Ausbau der Machnower Schleuse konkret eine Aussage getroffen
worden wäre, nachdem das Vorhaben seit über einem halben Jahrzehnt auch zu
politischen Auseinandersetzungen führte und um die jüngsten Vorschläge
Szymanskis auch politisch belasten zu können. Doch haben es die
Koalitionsparteien bis auf den Großflughafen Schönefeld und die Kyritz-Ruppiner
Heide vermieden, Einzelprojekte in ihrem Regierungsprogramm zu kommentieren.
Ungeachtet dessen trägt die Initiative den vorgeschlagenen Kompromiss des
Bauministers mit. Mehr noch: Intitiativensprecher Gerhard Hallmann kündigt an,
Szymanskis Vorschlag durch einen „weiteren positiven Aspekt zu untersetzen“,
der es gestatten würde, das landschaftlich wertvolle Kanalufer zu erhalten und
den benachbarten Seeberg zu schützen.