Potsdamer Neueste Nachrichten 06.10.04

Über 100 Seiten Anklage

Betrug, Untreue, Konkursverschleppung – dem Ex-Hakeburg-Manager wird der Prozess gemacht

Kleinmachnow - Die Anklageschrift ist über 100 Seiten dick und das gesammelte Werk fast vierjähriger Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Die Überschriften lauten Betrug, Untreue, Konkursverschleppung, Beitragsvorenthaltung, das Führen falscher Titel …

Der Ort, wo sich so viel kriminelle Energie entfalten konnte: die Hakeburg in Kleinmachnow. Der Angeklagte: Klaus W. Rösch. Kennern der Politik ist der Schwabe noch aus den 70er Jahren als FDP-Bundestagsabgeordneter bekannt. Im Märkischen werden nicht wenige Geschäftspartner und Kunden Rösch als unseriösen und zahlungsunfähigen Manager der Hakeburg in schlechter Erinnerung haben. Ab 26. Oktober muss sich Rösch vor dem Landgericht Potsdam verantworten.

Das unrühmliche Kapitel in der Geschichte der Hakeburg geht ins Jahr 1997 zurück. Zwei Jahre zuvor hatte die Telekom die Rechtsnachfolge für das einstige Domizil von Reichspostminister Ohnesorge angetreten. In DDR-Zeiten diente die Burg als SED-Gästehaus, in dem Staatsgrößen wie Castro und Arafat logierten. Mit der damaligen Pächterin, der angeblich noch aus SED-Zeiten hervorgegangenen Hakeburg GmbH konnte sich die Telekom über eine Vertragsverlängerung nicht einigen. Deshalb wurde die Hakeburg GmbH verkauft an eine Firma aus Luxemburg. Als juristische Person dahinter: Klaus W. Rösch. Mit zwei Geschäftsführern gründete er die Neue Hakeburg GmbH. Undurchsichtige Betreiberstrukturen, ein Personalkarussell in permaneter Rotation, ominöse Firmenadressen, unsolides Geschäftsgebahren ruinierten in kürzester Zeit den Ruf der einst noblen Adresse am Machnower See. Als im Novmeber 1998 die Telekom für die Neue Hakeburg GmbH die Gesamtvollstreckung beantragte, waren Pachtschulden in sechsstelliger Höhe aufgelaufen – die Anklage beziffert die Außenstände auf 243000 Euro. Zudem habe Rösch Kaufverträge über damals insgesamt 165000 Mark abgeschlossen, ohne je gezahlt zu haben. Er hat Bestellungen und Aufträge bei Lieferanten, Bauunternehmen und Sicherheitsdiensten ausgelöst, obwohl er gewusst haben soll, dass er das Geld nicht würde aufbringen können. Opfer sind zudem Angestellte, für die – so der Vorwurf – keine Sozialversicherungsbeiträge und Löhne gezahlt wurden. Ein Geschäftspartner sieht sich um 280 000 Mark geprellt.

Rösch hat die Vorwürfe immer bestritten und seine Unschuld beteuert, statt dessen seine beiden Geschäftsführer beschuldigt. „Sie haben mein Vertrauen missbraucht“, klagte er vor einem Jahr gegenüber den PNN. Tatsächlich gerieten die beiden Ex-Manager ebenfalls ins Visier der Staatsanwälte, die bei einer groß angelegten Aktion im Frühjahr 1999 in mehreren Bundesländern Wohn- und Geschäftshäuser durchsuchten und umfangreiches Beweismaterial sicherstellten.

Viele vorgeworfenen Einzelstraftaten muss Rösch in 15 Verhandlungstagen allein erklären. Unter anderem, warum er sich - angeblicht zu Unrecht – Doktor der Wirtschaft der University Prague nennt. Oder warum für die Hakeburg gemietete Requisiten des Filmstudios Babelsberg in seinem Privathaus gefunden wurden. Peter Könnicke