Potsdamer Neueste Nachrichten 05.10.04
Überzeugungsarbeit in eigenen
Reihen
Für die CDU-Kreispolitiker macht ein 3. Gymnasium keinen Sinn – die
Kleinmachnower CDU will es
Kleinmachnow - Wolfgang Jordan wird im eigenen Ortsverband Auflärungsarbeit
leisten müssen. Vor 14 Tagen sah sich der Kleinmachnower CDU-Kreispolitiker im
mittelmärkischen Bildungsausschuss überzeugt, dass ein drittes Gymnasium für
die Region nicht notwendig ist. Nach einer Analyse der zu erwartenden Zahl
künftiger Gymnasiasten und der möglichen Erweiterung der Kapazitäten an den
bestehenden Schulen schüttelten die mittelmärkischen Bildungspolitiker bei der
Frage nach einem dritten Gymnasium den Kopf. Mit einem weiteren vierten Zug am
Weinberg-Gymnasium in Kleinmachnow sei der künftige Bedarf zu decken.
Knapp eine Woche später verabschiedeten die Kleinmachnower Gemeindevertreter am
vergangenen Donnerstag eine Erklärung – maßgeblich von der CDU-Fraktion
initiiert –, wonach das Weinberg-Gymnasium ausgebaut und die Errichtung eines
dritten Gymnasiums in der Region geprüft werden soll. Mit ihrem
Grundsatzbeschluss für eine dritte Grundschule in Kleinmachnow habe die
Gemeinde bereits auf den Zuzug und steigende Schülerzahlen reagiert. Nun sei
der Landkreis als Träger der Gymnasien am Zug, argumentierte
CDU-Gemeindevertreter Guido Beermann.
Sein Parteifreund Jordan zeigte sich
angesichts dieses Vorstoßes aus der Gemeinde durchaus erstaunt, gestand er
gestern gegenüber den PNN: „Da haben wir uns nicht gut abgestimmt.“ Eine
Verwerfung zwischen den CDU-Kreisparlamentarierern und den Gemeindevertretern
gebe es deshalb nicht. „Grundsätzlich sind wir uns einig: Es gibt zu wenig
Plätze“, so Jordan. Denn bei seinen Analysen mache der Landkreis den
„methodischen Fehler“, generell davon auszugehen, dass ein Teil der
Jugendlichen aus der Region Gymnasien in Berlin oder Potsdam den Vorzug geben
würden. „Wenn es ausreichend Plätze gibt, würden viele von ihnen auch hier die
Gymnasien besuchen“, ist Jordan überzeugt. Unabhängig davon ist in der Region
die Quote von Siebtklässlern, die aufs Gymnasium wechseln, mit 50 Prozent
ungemein hoch. Daher die mehrheitliche Forderung der Kleinmachnower
Gemeindevertreter – wie auch des Kreistagsabgeordneten Jordan – nach einem
bedarfsgerechten Ausbau des Bestandes. Während der Landkreis eine Erhöhung von
derzeit drei auf auf fünf Züge am Weinberg-Gymnasium von verschiedenen Faktoren
abhängig macht, sieht vor allem die Kleinmachnower CDU dieses Maß als
notwendig. Ab dem Schuljahr 2006/07 werde sich der Bedarf an Gymnasiumsplätzen
so erhöhen, dass in Kleinmachnow fünf Züge notwendig seien und auch über eine
Erweiterung des Teltower KantGymnasiums nachgedacht werden müsse. Die CDU sieht
den Ausbau der Schulkapazitäten als „Weichenstellung“ für die weitere
Entwicklung des Ortes und der Region und lehnt daher eine zeitlich begrenzte
Erweiterung ab. Dabei müsse man in dem Prozess herausfinden, was praktikabel
ist, signalisiert Beermann, dass man für einen Austausch der Argumente offen
ist und sich auch von Parteifreund Jordan über die Position auf Kreisebene
informieren lässt.
Die Kleinmachnower PDS hält die Diskussion über ein drittes Gymnasium für einen
überflüssigen Profilierungsversuch der CDU: „Vier Züge am Weinberg reichen“, so
Wolfgang Kreemke. Victoria Brammer von PRO Kleinmachnow wären fünf Züge am
Weinberg-Gymnasium „zu unübersichtlich“, weshalb bei Bedarf an anderer Stelle
Platz geschaffen werden sollte. Und die SPD, die im Grundsatz die Initiative mitträgt,
warnt davor, den Ausbau des Weinberg-Gymnasiums auf Kosten der benachbarten
Musikschule zu betreiben. Eine Gefahr, die auch die Grünen sehen und sich daher
nicht der Erklärung anschlossen. Peter Könnicke