Potsdamer Neueste Nachrichten 24.09.04
Kein Freilandversuch im Bannwald
Bürgerinitiative weiterhin gegen O2-Sendemast
Teltow/Kleinmachnow – Unmut und Sorge der Anwohner über den Mobilfunkmasten im
Kleinmachnower Bannwald konnten auch auf einer Informationsveranstaltung am
Mittwochabend bei O2 in Teltow nicht ausgeräumt werden. Zwar warb
O2-Stabsleiter Frank Fritzsche um Verständnis für das Agieren des Unternehmens.
Doch in der emotionalen Debatte mit rund 50 Bürgern gelang es ihm nicht, die
Wogen zu glätten.
Die Anwohner forderten O2 auf, den Oktober-Termin zur Inbetriebnahme der
Antenne zu verschieben, um gemeinsam ein Vorsorgekonzept zu erarbeiten. Das
soll eine Standortanalyse beinhalten, um das Maß der elektrischen Feldstärke zu
minimieren. Noch immer sehen viele die Mobilfunk-Strahlungen als Gesundsgefahr.
Diese Zweifel vermochte auch der Physiker Egon Zemann vom Institut für
Elektrische Energietechnik der TU Berlin nicht auszuräumen. Im Gegenteil: Ihm
wurde Unglaubwürdigkeit vorgeworfen, da Mobilfunkfirmen seine Forschung
finanzieren würden.
Beunruhigt sind viele Bürger auch durch die Möglichkeit, dass O2 den Funkmast
an weitere Anbieter vermieten kann. „Wenn da noch zehn weitere Firmen an den
Mast gehen, nimmt die Strahlung zu", befürchten sie. Fritzsche
informierte, dass bisher nur „vodafone“ an einer Nutzung der Antenne
interessiert sei und jede Erweiterung durch die Regulierungsbehörde genehmigt
werden müsse. Aber das beruhigte nicht, ebenso wenig Fritzsches Garantie, dass
die zulässigen Grenzwerte weit unterschritten würden. So lange die Wissenschaft
nicht eindeutig abklären könne, wie schädlich hochfrequente elektromagnetische
Strahlung sei, würden sie sich fühlen wie in einem Freilandversuch, so eine
Meinung.
Überrumpelt von dem Bauvorhaben fühlen
sich nicht nur die Anwohner, sondern auch die Gemeindevertreter, weil die
Verwaltung dem Bau zugestimmt habe, ohne sie davon zu unterrichten. „Bis heute
haben wir noch nicht einmal den Wortlaut der Zustimmung erhalten", sprach
der fraktionslose, bündnisgrüne Gemeindevertreter Norbert Schröder von einer
„Nacht- und Nebelaktion“.
O2-Regionalchef Fritzsche sieht in Kleinmachnow ein gut situiertes Klientel,
das künftig UMTS-Dienste nutzen werde: „Bis 2008 werden es 70 bis 80 Prozent
sein“. Die Zielgruppe indes attestiert O2 zumindest an diesem Abend, „nicht
unbedingt kundenfreundlich“ zu sein. Das Unternehmen habe nicht alle
Möglichkeiten ausgeschöpft, Antennen an weniger bedenklichen Standorten
außerhalb des Ortes zu installieren, hieß es. „Von außen ist mehr Sendeleistung
erforderlich, als von drinnen", widersprach Fritzsche.
Zu weiteren Gesprächen sei das Unternehmen bereit, erklärte der
Regionalbereichsleiter, ließ aber offen, ob O2 auch freiwillige Messungen
durchführen werde. Die von Anwohnern gebildete Bürgerinitiative will bei dieser
Frage aktiver werden. Den PNN erklärte Peter Weis als Mitglied, dass Schulen
und Eltern angeboten wurde, unabhängige Messungen im Bereich von Schulen
durchzuführen. „Da neben dem Mast im Bannwald auch der Telekom-Mast auf dem
Seeberg mit UMTS ausgestattet ist, erscheint es geboten, die tatsächliche
Situation, vor allem an Schulen zu erfassen", sagte Weis. Kirsten
Graulich