Potsdamer Neueste Nachrichten 23.09.04
Eltern fürchten um Qualität des
Unterrichts
Neues Gutachten zur Musikschule sorgt für Diskussionsstoff / Künftig kaum
noch fest angestellte Lehrer?
Potsdam-Mittelmark - Schon wieder sind die Elternvertreter der mittelmärkischen
Kreismusikschule „Engelbert Humperdinck“ alarmiert. Grund ist ein Gutachten der
Wirtschaftsberatungsfirma Göken, Pollak & Partner zu möglichen
Einsparpotenzialen in der Kreismusikschule sowie in der Kreisvolkshochschule.
Darin wird die Möglichkeit erläutert, an der Musikschule jährlich 400000 Euro
einzusparen, indem die Zahl der festangestellten Lehrer von derzeit 20 auf 5
bis 6 reduziert werde. Dementsprechend müssten dann verstärkt freiberufliche
Lehrer – derzeit gibt es davon bereits 80 an der Kreismusikschule – eingesetzt
werden.
„Eine solche Veränderung würde zweifellos zu einer Verschlechterung der
Unterrichtsqualität führen“, ist sich Elternsprecherin Antje Buchwald aus
Werder sicher. Schließlich werde kein Unterschied mehr zu den verschiedenen
privaten Anbietern sichtbar sein, betonte sie gegenüber den PNN. „Unsere Schule
wäre nach diesen Plänen kaum mehr wiederzuerkennen sein“, zeigte sich auch der
langjährige Schulleiter Michael Goldammer wenig begeistert von der
vorgeschlagenen neuen Personalstruktur. Bereits heute sei der Anteil fest
angestellter Lehrer an der mittelmärkischen Kreismusikschule wesentlich
geringer als anderenorts, argumentiert die Elternvertretung. So werden in
Mittelmark lediglich 35 Prozent der Wochenstunden von festen Kräften gegeben.
In Potsdam seien es knapp 70 Prozent, im Nachbarkreis Teltow-Fläming 60 und im
Landesdurchschnitt 48 Prozent.
Die Erstellung eines neuerlichen
Musikschule-Gutachtens war von der CDU-Kreistagsfraktion initiiert worden, um
vor allem die Effektivität des gegenwärtigen Betreibermodells zu durchleuchten.
Im Jahr 2000 waren Musikschule und Volkshochschule vom Kreis in die
Trägerschaft der kreiseigenen Akademie für Bildung und Umschulung (ABU) gegeben
worden: Eine Lösung, mit der sich Eltern und Lehrer nie anfreunden konnten.
Erhoffte Einspareffekte hätten sich aus diesem Trägerwechsel nicht ergeben,
leitete der CDU-Kreistagsabgeordnete Wolfgang Jordan am Dienstagabend aus dem
vorgelegten Gutachten ab. Gleichzeitig habe sich der Standpunkt der CDU
bestätigt, dass Musik- und Kreisvolkshochschule aus der ABU herausgelöst und
von einer eigenen GmbH verwaltet werden sollten. Der ABU GmbH blieben dann noch
die Geschäftszweige Aus- und Weiterbildung, von denen sich Kreis jedoch trennen
sollte, da dies nicht seine originäre Aufgabe sei, erklärte neben Jordan auch
Martin Köhler von den Grünen. Was die Verwaltung allerdings dem Kreistag
vorschlagen wird, steht noch nicht fest. Im Aufsichtsrat der ABU GmbH wurde
bereits über Möglichkeiten der neuen Personalstrukturierung beraten.
Mit 450000 Euro Zuschuss des Kreises muss die Musikschule in den kommenden
Jahren laut dem jüngst beschlossenen Haushaltssicherungskonzept auskommen. Die
würden auch ausreichen, wenn die Musikschule endlich ihre Verwaltung ohne ABU
in die eigenen Hände nehmen könnte, ist sich die Elternvertretung sicher. Die
Entlassung von Lehrern könnte so vermieden werden, erklärte Antje Buchwald.
Den Konsens im Bildungsausschuss formulierte dessen Vorsitzender Bodo Puschner
(CDU): „Bei allen Sparzwängen darf die Qualität der Musikschule nicht leiden.“ Hagen
Ludwig