Potsdamer Neueste Nachrichten 07.09.04

 

Politik zum Anklicken

Die Homepage von WIR ist das virtuelle Zentrum der Kleinmachnower Politik. Andere Parteien hinken weit hinterher

Kleinmachnow - Kleinmachnows Gemeindevertreter werden von einem eigenartigen Ehrgeiz getrieben. „Ich will auf die Homepage von WIR“, witzelte etwa SPD-Fraktionschef Bernd Bültermann, als er einem Wortbeitrag des WIR-Abgeordneten John Banhart partout widersprechen wollte. Es scheint unter etlichen Feierabendpolitikern zur unterhaltsamen Übung geworden zu sein, über sich im Online-Aufritt von „WIR in Kleinmachnow“ zu lesen. Denn so scharfzüngig Banhart im Ortsparlament auftritt, so kritisch und zuweilen provokant werden die Kleinmachnower Geschehnisse im WIR-Portal protokolliert.

Bislang sind die 6,2 Prozent WIR-Wähler des vergangenen Herbstes zumindest vom Versprechen nicht enttäuscht worden, ausgiebig über die Ortspolitik informiert zu werden. Kein anderer Internetauftritt Kleinmachnower Parteien und Wählergruppen gewährt so viel Einblick in das Tun der Kommunalpolitiker und Gemeindeverwalter, informiert über so viele Termine wie die WIR-Homepage. Dem Bürgermeister ist eine eigene Rubrik gewidmet. Wenn auch mit subjektiven Nuancen finden sich hier die Protokolle zu den Sitzungen der Fachausschüsse und der Gemeindevertretung, aktuelle Sachstände zu kommunalen Brennpunkten wie Seeberg, Freibad, Schulen und Verkehr – begleitet von neuesten Presseberichten zu den verschiedenen Themen. Unter „Briefe an WIR“ lässt sich ein kontroverser Austausch zwischen Kleinmachnowern und den WIR-Mitgliedern lesen. Die halten auch aus, dass ihre Wortmeldungen schon mal als „Schaumschlägerei“ abgetan werden.

PDS-Gemeindevertreter Klaus-Jürgen Warnick ist es nicht selten zu viel des Zynismus, den er auf der WIR-Seite findet. Allerdings dürfte er sich dort besser informiert finden als auf der Homepage seines eigenen Ortsverbandes. Artig bedanken sich dort die Genossen bei den Kleinmachnowern für die Beteiligung an der Europawahl. Der News-Gehalt indes ist dürftig. „Die PDS begrüßt die Zweifeldsporthalle neben der Eigenherd-Siedlung“, ist als momentan einziges Statement zur Ortsentwicklung zu lesen. Das seit 1. Juni freigeschaltete Diskussionsforum wartet auf seinen ersten Eintrag. Und im Gästebuch steht ein Gruß vom Genossen Reinhard Frank vom benachbarten Ortsverband aus Teltow. „Ich freue mich, dass sich auf der Kleinmachnow PDS-Seite etwas tut“, gab er sich am 19. Juni zuversichtlich. Der einzige angekündigte Termin ist verstrichen: Am 30. Juni war Ortsvorstandssitzung.

Eine Einladung zur „Wanderung mit Fred Weigert“ zum vergangenen Samstag begrüßt dagegen den interaktiven Besucher der CDU-Homepage. Ganz im Zeichen des Landtagswahlkampfes steht die erste Seite, über einen Link werden die Auftritte der CDU-Prominenz in der Region angekündigt. Unter „Aktuelles“ findet der Besucher eine interessante „120-Tage-Bilanz“ der CDU in der Gemeindevertretung. Allerdings ist dies das einzige Resümee – vom 13. März dieses Jahres. Aber: Es gibt einen Newsletter zu abonnieren, der sicherlich mehr Aufschluss gibt über die keinesfalls wenigen christdemokratischen Akzente in der Kleinmachnower Politik.

Ein Aufruf, am Samstag gegen den Schleusenausbau zu demonstrieren, ist der Willkommensgruß auf der Homepage der Kleinmachnower Grünen. Von aktueller Bedeutung und bildhaft dokumentiert ist die Übergabe einer Protestnote an Verkehrsminister Manfred Stolpe in der Vorwoche. Ansonsten informiert die Seite über bündnisgrüne Politik im Allgemeinen, aber wenig im Speziellen für Kleinmachnow.

Ganz anders die Freien Demokraten, die den Ärger um einen Mobilfunkmasten im Bannwald flugs blau-gelb gefärbt haben. Der Jubel über den Einzug der FDP in den Saarländer Landtag verrät Aktualität. Bundes- und kommunalpolitische Themen wechseln sich ab. Bei Terminen beschränken sich die Liberalen indes aufs Wesentliche: lediglich die Landtagswahl am 19. September wird angekündigt. Vielversprechend der Button „Parlaments-News“, der Klick offenbart jedoch den 19. Februar als letzten Protokolleintrag.

Die „News“ im Online-Auftritt von PRO Kleinmachnow ist keine mehr: Am 25. September 2003 wurde verkündet, dass die damals frisch gegründete Initiative zur Kommunalwahl zugelassen ist, wo sie später zwei Mandate errang. Unter „Themen“ finden sich Grundsatzpositionen zu Seeberg, Freibad oder Ortsentwicklung. Die letzte Aktualisierung ist jedoch bereits mit dem 24. Februar 2004 datiert.

Wer bei der SPD online geht, wird mit einer Strichzeichnung der Machnower Schleuse erfreut. Zudem bietet die Seite „Top-Termine“ auf einen Blick und stellt die drei lokalen SPD-Größen heraus: Ortschef Klocksin, Fraktionschef Bültermann und Bürgermeister Blasig. Unter Themen kann man nachlesen, was die Kleinmachnower SPD will. Kommentierungen zu aktuellen Entwicklungen im Ort – Fehlanzeige.

Vergeblich sucht man auch nach einer Erwähnung Bültermanns auf der WIR-Homepage. Vorerst.P. Könnicke