Potsdamer Neueste Nachrichten 04.09.04
In finaler Verhandlung
Die Zukunft des Seeberges sollte im Sommer geklärt sein - jetzt blickt man
optimistisch zum Jahresende
Kleinmachnow - Es war ein ehrgeiziges Ziel: Bis zur Sommerpause, so klang es
zunächst aus den Reihen der Kleinmachnower Gemeindevertreter, soll die Frage
nach der Zukunft des Seeberges beantwortet sein. Bevor die Kleinmachnower
Volksvertreter Urlaub machen wollten, sollte geklärt sein, wie das Areal mit
dem denkmalgeschützten Gebäudeensemble der ehemaligen Reichspost entwickelt
werden soll. Mit der Telekom AG, heutiger Eigentümerin des über 40 Hektar
großen Geländes, sollte nach Jahren kontroverser Vorstellungen endlich
Einigkeit erzielt werden. Das zeitliche Ziel wurde verfehlt, dennoch wird
optimistisch Annäherung verkündet. Die neue Qualität: Es wird eine Gesamtlösung
angestrebt, die Telekom hat nur einen Verhandlungspartner: die Gemeinde. Beide
Seiten, heißt es, wollen unbedingt zu einem Ergebnis kommen.
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD), mit dem Mandat des gemeindlichen
Verhandlungsführers ausgestattet, nennt inzwischen das Jahresende als Ziel, das
man sich mit der Telekomtochter Sireo gesetzt hat. „Das ist ehrgeizig, aber
machbar“, meint Blasig.
Seit Einberufung des
Seeberg-Sonderausschusses im März ist die Zeit nicht tatenlos verstrichen.
Nachdem sich Kommune und Telekom nahezu entzweit hatten bei der Frage, in
welchem Umfang die Eigentümerin ihre – selbst auf über 10 Millionen Euro
taxierte – Immobilie durch Wohnbebauung vermarkten kann, saßen beide erstmals
wieder an einem Tisch. Mehr noch: Alle Interessenten an einer Nutzung des
Areals – Internationale Schule, Waldorfschule und -kita, Music School, das
Hotel Berolina, der Verein zur Gründung einer Fachhochschule – skizzierten dem
Ausschuss ihre Ideen. Im Ergebnis wuchs die Erkenntnis, dass eine erfolgreicher
Weg nur heißen kann: Den Seeberg als Gesamtpaket handeln. Dem Sireo-Unternehmen,
das deutschlandweit die Immobilien der Telekom vermarktet und jüngst das einstige
Reichspostzentralamt in Berlin-Tempelhof für 34,5 Millionen Euro verkauft hat,
ist dies die angenehmste Lösung.
Um diese zu befördern, hat die Gemeinde nun die Rolle des Aktivpostens
eingenommen. „Wir diskutieren über ein Modell zur Gesamtvermarktung“, betont
Bürgermeister Blasig gegenüber den PNN. Bereits vor wenigen Wochen wurde
bekannt, dass die Kommune der Sireo einen Finanzplan zur Prüfung vorgelegt hat,
der als realistisch und marktfähig eingeschätzt werde. „Derzeit wird über ganz
konkrete Zahlenwerke gesprochen“, sagt Oliver Haase vom Kommunikationsbüro
„heller & partner“, das für Sireo als Sprachrohr fungiert. Unter anderem
habe die Gemeinde „ganz neue Ideen zur bestehenden Bebauung vorgelegt“, so
Haase. Bislang führten alle Bebauungsideen auf dem letzten zusammenhängenden
örtlichen Grünzug mit angrenzendem Landschaftsschutzgebiet zum heftigen Veto
der Kommune.
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt ist zwar nicht glücklich, wenn in diesem
Stadium der Gespräche Details und Absichten publik werden, die dem „nicht
einfachen Geschäft“ schaden könnten. „Wasserstandsmeldungen sind nicht
hilfreich.“ Gleichwohl nennt er die angestrebte Lösung bei der Eigentumsfrage
„sinnvoll und leistbar“. Dass Bürgermeister Blasig Wortführer der Gemeinde ist,
nennt der CDU-Fraktionschef eine nach wie vor verbindliche Festlegung. „Wir
halten es aus, nicht jeden aktuellen Gesprächsstand zu kennen“, so Burkardt,
„erwarten aber, dass der Bürgermeister zu erkennen gibt, wenn es klemmt oder
gar eine Lösung gibt“. Ähnlich sieht es PDS-Gemeindevertreter Klaus-Jürgen Warnick:
„Blasig weiß, was wir wollen und strebt eine Lösung an, die in unserem Sinn
ist.“ Sozialdemokrat Jens Klocksin indes wäre die Reaktion von Sireo über die
vom Bürgermeister übermittelten Vorschläge eine Mitteilung an Seeberg-Ausschuss
wert. Immerhin sei die Kommune bereit, durch eine Komplettlösung der Telekom
ein wirtschaftliches Risiko abzunehmen. Peter Könnicke