Potsdamer Neueste Nachrichten 26.08.04
Löst der Streetworker die
Probleme? BIK: Kein Garant für Ruhe und Ordnung
Kleinmachnow - Kurz vor der Entscheidung zum Projekt Streetworker in
Kleinmachnow wird noch einmal Kritik laut. Der Verein Bürger für gute
Lebensqualität in Kleinmachnow (BIK), vor kurzem noch vertretem im
Gemeindeparlament, verurteilt das Vorhaben als vor allem ordnungspolitisches
Instrument und warnt vor zu hohen Erwartungen: „Wer glaubt, der Streetworker
sei ein Garant für Ruhe und Ordnung, täuscht sich“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Auch die CDU bekräftigte noch einmal ihre Ablehnung. Heute Abend sollen die
Gemeindevertreter entscheiden.
Im dem Konzept für die aufsuchende Arbeit mit den Jugendlichen würden deren
Treffpunkte „als Orte von Alkohol, Drogen und Vandalismus kriminalisiert“,
schreibt Anne von Törne für die BIK weiter. Das siebenseitige Konzept hat
Kerstin Stein, Leiterin der Jugendfreizeiteinrichtung (JFE), geschrieben, darin
werden auch die aktuellen Treffpunkte der jungen Leute aufgelistet, neben dem
Bolzplatz Stolper Weg u.a. der Wald in den Kiebitzbergen und zwei Spielplätze:
von Verdrängung der Jüngeren ist da wiederholt zu lesen, Lärmbelästigung der
Anwohner, massivem Alkoholkonsum, Vandalismus.
Wie soll der künftige Streetworker darauf reagieren? Das Konzept antwortet
darauf ansatzweise: „Interessenlagen erfassen“, heißt es da etwa,
„Handlungskompetenz erweitern“ oder „Integration fördern“. Konkretere
Vorschläge umfassen die Unterstützung bei Behördengängen, Berufsberatung,
Zusammenarbeit mit andern Jugendeinrichtungen. Das soll 50 Prozent der Stelle
ausmachen, die zweiten 50 Prozent wären Arbeit für die JFE. Arbeit des
Streetworkers werde es auch sein, neue Lösungsansätze und Herangehensweisen zu
beschreiben, so Stein jüngst im Hauptausschuss.
Begonnen hat die Diskussion um das
Thema Streetworker im vergangenen Herbst. Anlass waren damals Probleme am kurz
zuvor eröffneten Bolzplatz Stolper Weg: Jugendliche waren mit Anwohnern, die
sich über Lärm beschwerten, aneinander geraten. CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt
hat allerdings eine andere Lösung parat: „Die Betonwände um den Bolzplatz
müssen weg.“ Wenn man die jungen Leute auf diese Weise abschotte, provoziere
man solches Verhalten. Das soziale Gefüge in Kleinmachnow erfordere ansonsten
keinen Streetworker.Burkardt fordert stattdessen, das Geld in die bestehenden
Verein und Jugendeinrichtungen zu stecken, um deren Angebot zu verbessern. Anne
von Törne schlägt vor, die Jugendlichen selbst stärker in die Entscheidung
einzubeziehen. Teltow habe das gerade mit dem neuen Jugendparlament vorgemacht.
Für mehr Freizeitangebote soll zudem eine Skaterbahn aufgestellt werden, so die
BIK.
Die Kosten für einen Streetworker würden für drei Jahre 120000 Euro betragen.
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) hat angekündigt, im Fall einer positiven
Entscheidung der Gemeindevertretung sofort mit Land und Kreis über die
Möglichkeiten einer Förderung zu verhandeln. Die CDU hält dieses Vorgehen für
leichtsinnig. Ludwig Burkardt: „Die Fördergelder müssen feststehen, bevor die
Stelle besetzt ist.“ Volker Eckert