Potsdamer Neueste Nachrichten 10.08.04

Lindenhof-Schule: Aus in zwei Jahren?

Schulentwicklungsplan spricht von 2006/07. Gerhard Enser sieht sich vom Bildungsministerium getäuscht

Stahnsdorf - Bei Gerhard Enser ist die Euphorie verflogen. Zuletzt hatte der Stahnsdorfer Bürgermeister sich mehrfach auf eine Zusage aus dem Bildungsministerium Potsdam berufen: Fortbestand der Lindenhof-Gesamtschule mindestens bis zum Schuljahr 2007/08. Jetzt liegt der Gemeinde der Schulentwicklungsplan vor, und darin wird schon 2006/07 als Endpunkt genannt.

Enser sieht sich nun vom Bildungsministerium „getäuscht“. Staatssekretär Martin Gorholdt widerspricht: Eine Garantie habe es nie gegeben. Es sei immer klar gewesen, dass die Entwicklung der Schülerzahlen weiter beobachtet werden müsse. Gorholdt hatte schon nach dem Juni-Gespräch auf PNN-Nachfrage Ensers Optimismus nicht teilen wollen. Noch in diesem Monat soll nun ein weiteres Treffen zwischen den beiden und weiteren Beteiligten im Bildungsministerium stattfinden, Ergebnis: offen.

In dem Schulentwicklungsplan heißt es: „Das bisherige Schulwahlverhalten und der Erhalt der Gesamtschulen Kleinmachnow und Teltow in pädagogisch sinnvollen Größenordnungen … lassen keine Fortsetzung des Schulbetriebs an der Gesamtschule Stahnsdorf zu (ab 2006/07).“ Der Leiter der Schulentwicklungsplanung im Belziger Landratsamt, André Hohmann, kann die ganze Aufregung nicht verstehen: „Die Linie ist schon Anfang des Jahres mit den Bürgermeistern besprochen worden.“

Nach wie vor gelte die Jahreszahl 2006 aber lediglich als Richtwert, so Hohmann. Zum einen müsse man weiter beobachten, wie viele Bewerbungen es für die kommenden Schuljahre geben werde. Wenn der negative Trend an der Lindenhof-Schule sich umdrehe, dann werde man darauf reagieren. Zum andern sei noch unklar, wie eine etwaige Schließung der Schule tatsächlich umgesetzt werde: ob die verbleibenden Jahrgänge noch bis zum Ende der 10. Klasse am Standort bleiben oder aber auf andere Schulen verteilt würden. Das sei Sache des Staatlichen Schulamts.

Zunächst will aber Enser dem Schulentwicklungsplan die so genannte Benehmensherstellung – sprich: Zustimmung – verweigern. Für die nächste Gemeindevertretersitzung hat er bereits einen Entwurf für eine Ablehnung schreiben lassen. Daran gekoppelt sind die Forderungen im Rahmen der Regionalen Schulentwicklungsplanung, auf die Fortsetzung des Schulbetriebes über 2006/07 zu bestehen. Beschlossen werden soll laut der Vorlage außerdem, bei Mangel an Gymnasialplätzen ab dem Schuljahr 2008/09 ein drittes Gymnasium in der Region zu fordern. Mittel zur Durchsetzung hat Stahnsdorf jedoch keine. Zur Beurteilung der Überlebenschancen der Schule sagt der Bürgermeister: „Nicht sehr gut.“

An der Lindenhof-Gesamtschule selbst ist man über die neuerlich entfachte Diskussion gar nicht glücklich. Hier herrschte sogar kurz Verunsicherung darüber, ob die Schule im kommenden Jahr noch am Auswahlverfahren teilnehmen dürfe. Das ist freilich nicht infrage gestellt: „Verunsichert sind aber auch die Eltern“, sagte gestern Schulleiterin Christiane Spaltmann. „Die schlussfolgern, dass es besser ist, ihre Kinder erst gar nicht anzumelden.“ Die Folge: Die Prognose von den zurückgehenden Anmeldungen könne sich so von selbst bewahrheiten. Volker Eckert