Potsdamer Neueste Nachrichten 08.07.04

Dienstreise ins Schwimmbad

Staatssekretär Martin Gorholt war zum Vor-Ort-Termin im gealterten Freibad Kiebitzberge – und deutete leise eine Lösung an

Kleinmachnow - Die Gretchenfrage, ob es eine Chance für das Kleinmachnower Schwimmbad gibt, hat Staatssekretär Martin Gorholt nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantwortet. „Wenn bis zum nächsten Sommer etwas geschehen soll, müssen im Herbst Entscheidungen fallen“, übte er sich gestern bei einem Arbeitsbesuch des Schwimmbades in Diplomatie.

Erwartet hat niemand, dass der Regierungsvertreter mit konkreten Zusagen aufwartet, in welcher Form sich das Land einen Beitrag zu Sanierung des maroden Bades vorstellen kann. Klaus Wandrei und Fritz Knut vom Förderverein „Freibad Kiebitzberge“ freuten sich allein schon über den Besuch des Staatssekretärs. Als Knut Anfang Mai im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport eine Liste mit 7000 Unterschriften zur Rettung des Bades übergab, lud er Gorholt zu einem Besuch in die Kiebitzberge ein. „Es lässt sich besser über Dinge entscheiden, die man selbst gesehen hat“, animierte er Gorholt zu einer Visite. Bei Sonnenschein und regem Badebetrieb kam der Gast gestern nicht umhin, „die tolle Lage und das Ambiente“ als „gutes Argument für den Erhalt des Bades“ zu nennen. Auch der Bevölkerungszuwachs, den der Bildungsstaatssekretär durch die Schuldebatte der vergangenen Woche zur Genüge vor Augen geführt bekam, erkennt Gorholt als gewichtigen Grund an, das Bad zu erhalten.

Selbst wenn sich Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow verabreden, die Sanierung des Bades gemeinsam leisten zu wollen, schaut man in den drei Kommunen auch nach Potsdam. Dort arbeitet das Bildungsministerium bis 2006 ein Förderprogramm ab, nachdem lediglich der Bau von Hallenbädern unterstützt wird. Doch es werde bereits geprüft, ob mit einer „Sonderaktion“ in Kleinmachnow etwas getan werden kann. Dies setzt für Gorholt aber das Mitwirken mehrerer Beteiligter voraus – Kommunen, Landkreis und Land. Vor allem der Förderverein bemüht sich dabei um Überzeugungsarbeit. Vom Stahnsdorfer Bürgermeister Gerhard Enser (CDU), der sich bislang eher zurückhielt mit einem finanziellen Beitrag seiner Kommune, habe er inzwischen Signale des Umdenkens erhalten. Voraussetzung: Das Konzept müsse stimmen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Wandrei ist eine eigenständige Betreibergesellschaft für das Schwimmbad, an der Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf beteiligt sind. Derzeit ist die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Kleinmachnow (GeWoG) im Auftrag der Gemeinde Betreiberin des Bades.

Nach einem Gutachten zur Komplettsanierung, was einem Neubau gleich gekommen wäre, wurden die Kosten auf 4,5 Millionen Euro beziffert. Inzwischen wird eine stufenweise Instandsetzung angestrebt, was deutlich weniger kosten würde. Nach Beratungen mit Fachfirmen würde eine erste Bauetappe mit Sanierung des Technik- und Nichtschwimmerbereiches etwa eine Million Euro kosten. Die dafür notwendigen Arbeiten müssten im kommenden Winter erfolgen. Nur ganz kurz und vage erwähnte Gorholt gestern die Möglichkeit, „vielleicht Lottomittel“ einzusetzen und „am Ende der Förderperiode Chancen zu prüfen“.

Um die Attraktivität und die jährliche Nutzungsdauer des Bades zu erhöhen, kann sich Wandrei, der vor 30 Jahren Leiter des Schwimmbadbaus war, eine teilweise Überdachung vorstellen. Technisch wäre es machbar, über die Hälfte des 50-Meter-Beckens eine mobile Dachkonstruktion zu spannen. Ob tatsächlich bei Abzug der Betriebskosten eine ganzjährige Öffnung des Bades wirtschaftlich wäre, ist bislang nicht geprüft worden.

Unschwer auszurechnen ist indes, dass der bisherige Sommer schwer ins Kontor schlägt. 3400 Besucher zählte das Bad seit seiner Saisoneröffnung am 1. Mai. „Das hatten wir im letzten Jahr an einem Tag“, verdeutlicht GeWoG-Prokurist Carsten Fischer die finanziellen Ausfälle. Schon jetzt ist klar: Der finanzielle Zuschuss aus der Gemeindekasse wird für ein ausgeglichenes Betriebsergebnis nicht ausreichen. Peter Könnicke