Staatssekretär Martin Gorholt war zum Vor-Ort-Termin im gealterten
Freibad Kiebitzberge – und deutete leise eine Lösung an
Kleinmachnow - Die Gretchenfrage, ob es eine Chance für das Kleinmachnower
Schwimmbad gibt, hat Staatssekretär Martin Gorholt nicht mit einem klaren Ja
oder Nein beantwortet. „Wenn bis zum nächsten Sommer etwas geschehen soll,
müssen im Herbst Entscheidungen fallen“, übte er sich gestern bei einem
Arbeitsbesuch des Schwimmbades in Diplomatie.
Erwartet hat niemand, dass der Regierungsvertreter mit konkreten Zusagen
aufwartet, in welcher Form sich das Land einen Beitrag zu Sanierung des maroden
Bades vorstellen kann. Klaus Wandrei und Fritz Knut vom Förderverein „Freibad
Kiebitzberge“ freuten sich allein schon über den Besuch des Staatssekretärs.
Als Knut Anfang Mai im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport eine Liste mit
7000 Unterschriften zur Rettung des Bades übergab, lud er Gorholt zu einem
Besuch in die Kiebitzberge ein. „Es lässt sich besser über Dinge entscheiden,
die man selbst gesehen hat“, animierte er Gorholt zu einer Visite. Bei
Sonnenschein und regem Badebetrieb kam der Gast gestern nicht umhin, „die tolle
Lage und das Ambiente“ als „gutes Argument für den Erhalt des Bades“ zu nennen.
Auch der Bevölkerungszuwachs, den der Bildungsstaatssekretär durch die
Schuldebatte der vergangenen Woche zur Genüge vor Augen geführt bekam, erkennt
Gorholt als gewichtigen Grund an, das Bad zu erhalten.
Selbst wenn sich Kleinmachnow,
Stahnsdorf und Teltow verabreden, die Sanierung des Bades gemeinsam leisten zu
wollen, schaut man in den drei Kommunen auch nach Potsdam. Dort arbeitet das
Bildungsministerium bis 2006 ein Förderprogramm ab, nachdem lediglich der Bau
von Hallenbädern unterstützt wird. Doch es werde bereits geprüft, ob mit einer
„Sonderaktion“ in Kleinmachnow etwas getan werden kann. Dies setzt für Gorholt
aber das Mitwirken mehrerer Beteiligter voraus – Kommunen, Landkreis und Land.
Vor allem der Förderverein bemüht sich dabei um Überzeugungsarbeit. Vom
Stahnsdorfer Bürgermeister Gerhard Enser (CDU), der sich bislang eher
zurückhielt mit einem finanziellen Beitrag seiner Kommune, habe er inzwischen Signale
des Umdenkens erhalten. Voraussetzung: Das Konzept müsse stimmen. Eine der
wichtigsten Voraussetzungen für Wandrei ist eine eigenständige
Betreibergesellschaft für das Schwimmbad, an der Kleinmachnow, Teltow und
Stahnsdorf beteiligt sind. Derzeit ist die Gemeinnützige
Wohnungsbaugesellschaft Kleinmachnow (GeWoG) im Auftrag der Gemeinde
Betreiberin des Bades.
Nach einem Gutachten zur Komplettsanierung, was einem Neubau gleich gekommen
wäre, wurden die Kosten auf 4,5 Millionen Euro beziffert. Inzwischen wird eine
stufenweise Instandsetzung angestrebt, was deutlich weniger kosten würde. Nach
Beratungen mit Fachfirmen würde eine erste Bauetappe mit Sanierung des Technik-
und Nichtschwimmerbereiches etwa eine Million Euro kosten. Die dafür
notwendigen Arbeiten müssten im kommenden Winter erfolgen. Nur ganz kurz und
vage erwähnte Gorholt gestern die Möglichkeit, „vielleicht Lottomittel“
einzusetzen und „am Ende der Förderperiode Chancen zu prüfen“.
Um die Attraktivität und die jährliche Nutzungsdauer des Bades zu erhöhen, kann
sich Wandrei, der vor 30 Jahren Leiter des Schwimmbadbaus war, eine teilweise
Überdachung vorstellen. Technisch wäre es machbar, über die Hälfte des
50-Meter-Beckens eine mobile Dachkonstruktion zu spannen. Ob tatsächlich bei
Abzug der Betriebskosten eine ganzjährige Öffnung des Bades wirtschaftlich
wäre, ist bislang nicht geprüft worden.
Unschwer auszurechnen ist indes, dass der bisherige Sommer schwer ins Kontor
schlägt. 3400 Besucher zählte das Bad seit seiner Saisoneröffnung am 1. Mai.
„Das hatten wir im letzten Jahr an einem Tag“, verdeutlicht GeWoG-Prokurist
Carsten Fischer die finanziellen Ausfälle. Schon jetzt ist klar: Der
finanzielle Zuschuss aus der Gemeindekasse wird für ein ausgeglichenes
Betriebsergebnis nicht ausreichen. Peter Könnicke