Potsdamer Neueste Nachrichten 06.07.04
Brief an die REDAKTION
Im Zentrum muss Platz für alle sein
Der neue Rathausmarkt in Kleinmachnow muss auch den Lärm von Kindern
vertragen können
Es hatte wohl einen Sinn, das neue Ortszentrum von Kleinmachnow als Rathausmarkt
zu bezeichnen. Die Entstehung von Märkten war doch ein geschichtlicher
Meilenstein in der sozialen Entwicklungsgeschichte. Sie bildeten die
kommunikativen Plätze der Stadtentwicklung, waren Treffpunkt der Händler,
Gaukler und vor allem – der Bürger. Ich meine damit alle Bürger, denn auch
unsere Kinder sind Bürger. So ist der Grundtenor des Beitrags in der PNN vom
30. Juni 2004 „Die Schattenseiten vom Wohnen im Zentrum“ doch eigentlich etwas
erschreckend, passt aber wohl in unsere allgemeine gesellschaftliche Situation
des Jammerns und Einforderns von Privilegien. Freuen wir uns doch über das
gelungene Ensemble und denken nicht wenige Wochen nach der Eröffnung bereits
über Verbote und Reglementierungen nach. Speziell nicht gegenüber Kindern und Jugendlichen.Es
ist doch ein Erfolg unserer Gemeindeentwicklung, wenn die jüngeren Bürger ihren
Ort toll finden und zwar auch mit den typischen Eigenschaften ihres Alters,
Lärm und Bewegungsdrang gehören dazu.Leider haben Kinder und Jugendliche in
unserer Gesellschaft keine Lobby, trotz aller politischen Sonntagsreden. Sollte
es da nicht unsere Aufgabe sein, beständig an einer Basis für eine
kinderfreundliche und damit moderne, zukunftsträchtige Gesellschaft zu
arbeiten? Verbote sind wohl kaum eine Lösung und wir alle sollten uns fragen,
ob wir in unserer Kindheit immer nur Ringelblumenkränze geflochten haben.
Natürlich ist es verständlich, dass sich mancher Anwohner vom Marktleben
gestört fühlt. Es war aber kein Geheimnis oder eine Irreführung der Verwaltung,
es war und sollte immer ein Markt werden. Die angesprochene „Uneinsichtigkeit“
der Kinder ist verständlich, wie oft gibt es denn eine Einsicht oder gar
schnelle Entsprechung für ihre Vorstellungen. Die Adressaten von Beschwerden
sollten außerdem die Eltern sein, ihre Aufgabe ist es doch Fürsorge und
Aufsichtspflicht, eben Erziehung, wahrzunehmen. Es wäre ein fataler Irrtum wenn
Behörden, Schulen oder welchen Dritten auch immer, diese Aufgabe zugedacht
wird.
Jürgen Feuerstake, Kleinmachnow