Behörden sperrten Baustelle in Kleinmachnow, doch
Anwohner beklagen schon Risse in den Wänden
Kleinmachnow - Carolin Huder ist verärgert: „Bisher wurden wir von der
Gemeindeverwaltung immer nur abgewimmelt, nun gehen wir in die Öffentlichkeit“,
sagt die Bewohnerin der Kleinmachnower Breitscheidstraße. Grund ist das, was
hinter dem zwei Meter hohen Bretterzaun in der Breitscheidstraße 25 geschieht.
Von dort ist nur Maschinenlärm zu hören, durch Baumblätter schwenkt ein Kran
unentwegt Lasten. Rund zehn Nachbarn versammelten sich vor der Baustelle und
hielten seit 7 Uhr morgens den vorbeifahrenden Autofahrern Schilder entgegen.
„Schwarzbau“ stand auf einem, ein anderes forderte den Bürgermeister auf,
endlich zu handeln.
Wolfgang Blasig sei aber nur vorbeigefahren und habe freundlich gewinkt,
erzählte Carolin Huder. Er fühle sich für das Problem nicht zuständig und habe
die Anwohner an das Bauaufsichtsamt in Belzig verwiesen. Es gebe nicht einmal
eine Baugenehmigung, vermuten die Nachbarn, die sich sorgen, seit die Grube auf
dem 200 Quadratmeter großen Gelände hinter der Physiotherapie-Praxis ausgebaggert
wurde, um dort ein unterirdisches Fitnesscenter zu bauen.Denn die ausgehobene
Baugrube misst rund acht Meter Tiefe. Und sogar Anwohner des Beethovenweges
berichteten von Rissen in ihren Wänden.
„Es wurde noch nicht einmal überprüft,
wie sich der Bau auf die Nachbargrundstücke auswirkt“, empörte sich Achim
Hoffmann, der hinter der Baugrube im Tschaikowskyweg wohnt. Auch der
Gemeindevertreter Christian Grützmann (Bündnis 90/Grüne), der Mitglied des
Bauausschusses ist, befürchtet eine negative Kettenreaktion: „Wenn es für den
Bau keine Genehmigung gibt, kontrolliert auch keiner die Statik. Aber wer
übernimmt dann die Verantwortung, wenn etwas schief geht?“ Er glaubt deshalb,
die Baugrube werde wohl ein Millionengrab werden. Am Samstag hätten ihn
Anwohner benachrichtigt, weil sie gesehen hätten, dass Mitarbeiter der Unteren
Baubehörde von der Bauherrin nicht auf das Gelände gelassen wurden. „Wenn das
Schule macht, haben wir im Ort ein großes Problem.“
Die Bauherrin Petra Loelke kann die Aufregung nicht verstehen, ebenso wenig,
dass nun die Öffentlichkeit alarmiert wurde. Sie sagte gestern, dass
ursprünglich eine Tiefgarage gebaut werden sollte und es dafür seit 1998 eine
Baugenehmigung gebe. Doch dann wollte sie eine Bädereinrichtung bauen,
ebenfalls unter der Erde. „Der Bau soll keine weiteren Geschosse über der Erde
bekommen, später sollte Gras über den Bau wachsen, aber ein gemeindliches
Einvernehmen kam nicht zustande“, bedauerte sie. Deshalb müsse nun das Gericht
entscheiden und somit sei daraus ein schwebendes Verfahren geworden.
Überdies hätten die Nachbarn gewusst, dass sie bauen wolle. Die hätten
schließlich wegen des Baus ihre Grundstücke billiger erwerben können. Sie wohne
zudem seit 1984 dort, sei also zuerst da gewesen, sagte Petra Loelke und versicherte,
die aktuellen Arbeiten hinter dem Bretterzaun dienten nur der Bausicherung.
Doch die Nachbarschaft argwöhnt, dass hier Tatsachen geschaffen werden sollen,
um das Bauvorhaben voran zu treiben, bis kein Rückbau mehr möglich sei. „Es
wird darauf spekuliert, später ein kleines Bußgeld zu zahlen“, vermutete
Carolin Huder.
Gestern Mittag traf auf der Baustelle ein Prüfstatiker vom Belziger Bauamt ein,
heute will die Behörde über erste Ergebnisse informieren. Am Morgen war noch
ein Fahrzeug mit Betonpumpe angerollt. Ein Mitarbeiter des Bauamtes zeigte ihm
den Bescheid zum Baustellenstopp vom 27. Mai und verbot ihm, Beton abzupumpen.
Das Fahrzeug hatte 160 Kubikmeter des Baustoffs geladen, der vergangene Woche
bei der Dahlemer Firma bestellt wurde. Kirsten Graulich