Potsdamer Neueste Nachrichten 22.05.2004

Kosten-Nutzen-Analyse auch bei den Knöllchen
Doppik bringt die Marktwirtschaft ins Rathaus

Kleinmachnow – Im Kleinmachnower Rathaus wird bald jedes Amt wie ein selbstständiger kleiner Unterbetrieb funktionieren kündigte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) am Mittwoch vor der Presse an. Das neue „Zauberwort“ heißt Doppik und steht für „Doppelte Buchführung in Konten“. Hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich eine Reform des kommunalen Haushaltrechtes, nach der Kommunen künftig mit kaufmännischer Buchführung arbeiten werden. Was bisher für Firmen als selbstverständlich galt, wird damit auch für kommunale Haushalte verbindlich: Bilanzen, Ergebnis- und Finanzrechnung sowie die Darstellung des Vermögens.

So kann Doppik aufzeigen wie groß das Vermögen einer Gemeinde ist, über wieviel Geld sie verfügt, wieviel Schulden sie hat und inwiefern sich diese verändern. Zudem kann das gemeindliche Vermögen bewertet werden. Aufgelistet ist das eine ganze Menge: Straßen, Gebäude, Schulen, Spielplätze und vieles mehr. Auch die Fragen nach den Kosten einer bestimmten Leistung können beantwortet werden, im Gegensatz zur bisher angewandten Kameralistik, die sich auf Ausgaben und Einnahmen beschränkte.

Bürgermeister Blasig ist überzeugt, dass Doppik auch dazu anregen wird, noch mehr über Verwaltungsvorgänge nachzudenken. „Man wird sich fragen müssen, wie hoch Kosten und Nutzen sind, beispielsweise beim Verteilen von Knöllchen“, erläuterte er das Prinzip von Wirtschaftlichkeit. Zudem wird klarer, was sich eine Kommune noch leisten kann und wo sich in der Finanzplanung die Stellschrauben befinden. Zusätzliche Euros werden mit der neuen Buchführung zwar nicht in die Kasse fließen, denn erst das Management von Kosten und Leistungen bringe messbare Veränderungen. Doch noch fehlen einheitliche Richtlinien des Landes, die festlegen, wie etliche Posten der neuen Buchungswelt zu bewerten sind. Das muss bis 2007/08 erfolgen, denn dann soll die Marktwirtschaft in alle Rathäuser einziehen.

„Während andere Kommunen da noch einen weiten Weg vor sich haben, sind wir schon mitten im Geschäft“, verwies Blasig stolz auf den bereits erfolgten Start am 3. Mai ins „Kommunale Doppik“. Den ermöglichte Softwarepartner AB-DATA mit einer neuen Version des bisherigen Programms für Haushaltskassen und Rechnungswesen (HKR). Bereits seit dem Jahr 2000 arbeitet die Kleinmachnower Kämmerei mit dem HKR-Programm und kann sich nun schrittweise mit der doppischen Buchführung vertraut machen, denn die Kameralistik ist noch im Programm integriert. Für die Mitarbeiter sei das der sanftere Weg, so EDV-Bereichsleiter Jürgen Piekarski. Auch die fachliche Begleitung der Softwarefirma motiviere für die neue Aufgabe, so Piekarski. Am Pilotprojekt des Landes will sich die Gemeinde als Modellkommune beteiligen. Da sich ebenso Stahnsdorf und Teltow bewerben, wünscht sich Blasig, dass alle drei in ein regionales Projekt einbezogen werden können. „So könnte auch die Frage einer einheitlichen Schnittstelle für die Zukunft geklärt werden“, hofft Bürgermeister Blasig. Kirsten Graulich