Kosten-Nutzen-Analyse auch bei den Knöllchen
Doppik bringt die Marktwirtschaft ins Rathaus
Kleinmachnow – Im Kleinmachnower Rathaus wird bald jedes
Amt wie ein selbstständiger kleiner Unterbetrieb funktionieren kündigte
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) am Mittwoch vor der Presse an. Das neue
„Zauberwort“ heißt Doppik und steht für „Doppelte Buchführung in Konten“.
Hinter diesem Fachbegriff verbirgt sich eine Reform des kommunalen
Haushaltrechtes, nach der Kommunen künftig mit kaufmännischer Buchführung
arbeiten werden. Was bisher für Firmen als selbstverständlich galt, wird
damit auch für kommunale Haushalte verbindlich: Bilanzen, Ergebnis- und
Finanzrechnung sowie die Darstellung des Vermögens.
So kann Doppik aufzeigen wie groß das Vermögen einer Gemeinde ist, über wieviel
Geld sie verfügt, wieviel Schulden sie hat und inwiefern sich diese
verändern. Zudem kann das gemeindliche Vermögen bewertet werden. Aufgelistet
ist das eine ganze Menge: Straßen, Gebäude, Schulen, Spielplätze und vieles
mehr. Auch die Fragen nach den Kosten einer bestimmten Leistung können
beantwortet werden, im Gegensatz zur bisher angewandten Kameralistik, die
sich auf Ausgaben und Einnahmen beschränkte.
Bürgermeister Blasig ist überzeugt, dass Doppik auch dazu anregen wird, noch
mehr über Verwaltungsvorgänge nachzudenken. „Man wird sich fragen müssen, wie
hoch Kosten und Nutzen sind, beispielsweise beim Verteilen von Knöllchen“,
erläuterte er das Prinzip von Wirtschaftlichkeit. Zudem wird klarer, was sich
eine Kommune noch leisten kann und wo sich in der Finanzplanung die
Stellschrauben befinden. Zusätzliche Euros werden mit der neuen Buchführung
zwar nicht in die Kasse fließen, denn erst das Management von Kosten und
Leistungen bringe messbare Veränderungen. Doch noch fehlen einheitliche
Richtlinien des Landes, die festlegen, wie etliche Posten der neuen
Buchungswelt zu bewerten sind. Das muss bis 2007/08 erfolgen, denn dann soll
die Marktwirtschaft in alle Rathäuser einziehen.
„Während andere Kommunen da noch einen
weiten Weg vor sich haben, sind wir schon mitten im Geschäft“, verwies Blasig
stolz auf den bereits erfolgten Start am 3. Mai ins „Kommunale Doppik“. Den
ermöglichte Softwarepartner AB-DATA mit einer neuen Version des bisherigen
Programms für Haushaltskassen und Rechnungswesen (HKR). Bereits seit dem Jahr
2000 arbeitet die Kleinmachnower Kämmerei mit dem HKR-Programm und kann sich
nun schrittweise mit der doppischen Buchführung vertraut machen, denn die
Kameralistik ist noch im Programm integriert. Für die Mitarbeiter sei das der
sanftere Weg, so EDV-Bereichsleiter Jürgen Piekarski. Auch die fachliche
Begleitung der Softwarefirma motiviere für die neue Aufgabe, so Piekarski. Am
Pilotprojekt des Landes will sich die Gemeinde als Modellkommune beteiligen.
Da sich ebenso Stahnsdorf und Teltow bewerben, wünscht sich Blasig, dass alle
drei in ein regionales Projekt einbezogen werden können. „So könnte auch die
Frage einer einheitlichen Schnittstelle für die Zukunft geklärt werden“,
hofft Bürgermeister Blasig. Kirsten Graulich
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