Potsdamer Neueste Nachrichten 04.05.2004
Akribisch umgekrempelt
Nach Neuausrichtung der
Investitionspolitik beschließen Abgeordnete Gemeindeetat
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow. Am Ende gab es Applaus. Als die Kleinmachnower
Gemeindevertreter auf ihrer jüngsten Sitzung den Haushaltsplan für das laufende
Jahr beschlossen, wurden auf den Zuschauerbänken geklatscht. Zuvor gab es
bereits einen Zwischenruf von Vertretern der Maxim-Gorki-Schule, dass es für
die Verabschiedung des Gemeindeetats auch Zeit werde, damit endlich Schulbücher
gekauft werden können. CDU-Fraktionschef Ludwig Burkhard nannte es dann auch
„ein Ding der Unmöglichkeit, erst im April einen Haushalt zu beschließen“.
Zum einen lag der späte Zeitpunkt des Etatbeschlusses an den Gemeindevertretern
selbst: Um Prioritäten durch die im Oktober gewählte Gemeindevertretung neu
setzen zu lassen, überließen die bis dato amtierenden Ortsparlamentarier ihren
Nachfolgern das haushaltspolitische Feld. Die neu gewählten Vertreter
analysierten die Finanzlage der Kommune akribisch und hinterfragten von der
Verwaltung vorgelegte Etatansätze bis ins Detail. Folge: Die Sitzungen des
Finanzausschusses avancierten zu Nachtschichten, gestandene Kommunalpolitiker
wie der PDS-Abgeordnete Klaus-Jürgen Warnick schüttelten teils genervt den
Kopf.
„Dass ein Haushaltsentwurf so umgekrempelt wird wie dieser, hat es in den
vergangenen 13 Jahren nicht gegeben“, räumt SPD-Finanzpolitiker Michael Scharp
ein. Aber der Aufwand habe sich gelohnt. Intensiv habe man im Finanzausschuss
verfolgt, wohin das Geld fließt und festgestellt, dass sich einige
Zielrichtungen nicht mit den mehrheitlichen Prioritäten der neuen
Gemeindevertretung decken. „Einige Investitionsansätze haben wir nicht als
notwendig erachtet“, so Scharp. An anderen Stellen seien hohe Etatansätze nicht
mit konkreten Maßnahmen hinterlegt gewesen, worin „viel Luft“ erkannt wurde.
Durch nun vorgenommene Korrekturen seien zahlreiche Akzente neu gesetzt worden.
In dem letztlich – einstimmig – verabschiedeten Haushalt wird von fast allen
Gemeindevertretern ein großer Schritt in Richtung dritte kommunale Grundschule
gesehen. Nachdem im ursprünglichen Haushaltsentwurf überhaupt keine Mittel
vorgesehen waren und nun mit einem Ansatz von 600 000 Euro unverzüglich erste
Investitionen für das Schul-Projekt geleistet werden können, wertet Scharp als
„größten Erfolg“ der zurückliegenden Wochen.
Mit einem Volumen von knapp 16 Millionen Euro im Verwaltungs- und 5,5 Millionen
Euro im Vermögenshaushalt ist der Etat in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen.
„Wir hatten schon immer einen guten und ausgeglichenen Haushalt“, bemühte sich
Bernd Pape (Lokalunion), diese Leistung auch für die voran gegangenen
Wahlperioden in Anspruch zu nehmen. Für die neuen Gemeindevertreter besteht die
Qualität des diesjährigen Etat jedoch darin, dass er auch nach „komplettem
Umkrempeln“ das Merkmal der Ausgeglichenheit aufweist. „Und das ohne
Neuverschuldung“, wie CDU-Fraktionschef Burkhardt betont. Denn ursprünglich
hatte die Kämmerei eine Kreditaufnahme von 2,2 Millionen Euro vorgeschlagen.
Auch ein Griff in die Rücklage sei zunächst nicht geplant, ursprünglich sollten
1,1 Millionen Euro entnommen werden.
Obwohl Scharp betont, dass in allen Bereichen gekürzt wurde und jeder
gemeindliche Sektor seinen „Solidaranteil“ hätte leisten müssen, kritisierte
PDS-Vize-Fraktionschef Warnick die „unglückliche“ Streichung von 1000 Euro für
den Seniorentreff „Toni Stemmler“. Damit hatte er durchaus Recht: Alle
Fraktionen waren sich einig, dass mit dem Nachtragshaushalt geregelt werden
soll, dem Seniorenklub den ursprünglichen Zuschuss von 3000 Euro zu gewähren.
Für die Planung kommenden Haushalts haben Gemeindeverwaltung und -vertretung
verabredet, sich frühzeitig über politische Vorgaben zu verständigen.