Potsdamer Neueste Nachrichten 03.05.2004
Kleinmachnow baut neue Schule
Gemeindevertretung
beschließt einstimmig die Errichtung / Kosten: zwei Millionen
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow. Noch vor einem Jahr gab sich Kleinmachnows
Bürgermeister Wolfgang Blasig wenig überzeugt. Eine dritte kommunale
Grundschule erschien ihm nicht unbedingt notwendig, um auf den Boom an
Abc-Schützen zu reagieren. Lange Zeit wurde im Rathaus eine Container-Lösung
auf dem Gelände der Maxim-Gorki-Schule favorisiert.
Am vergangenen Donnerstag nun gab sich Blasig als „deutlicher Befürworter“
einer eigenständigen Grundschule auf dem Seeberg zu erkennen. Und all jenen,
die daran zweifelten, redete er ins Gewissen: „Sie sind es nicht leid, den
Kleinmachnowern ständig sagen zu müssen, es wird schon gehen, wenn man an den
bestehenden Schulen zusammenrückt?“
Viele Zweifler gibt es allerdings nicht mehr im Gemeindeparlament. 26
Abgeordnete stimmten dem Errichtungsbeschluss für eine kommunale Grundschule
zu. Lediglich die beiden PDS-Vertreter Wolfgang Kreemke und Klaus-Jürgen
Warnick enthielten sich der Stimme. Nach wie vor sehen sie den Bedarf nicht
gegeben, der die geplante Investition von etwa zwei Millionen Euro
rechtfertigen würde. Zudem ist für Warnick das Argument nicht stichhaltig,
durch eine weitere Grundschule werde Kleinmachnow für Familien attraktiver, im
Gegenzug werde aber jeder gerügt, der von einer Einwohnerzahl von über 28 000
spricht.
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkhardt widersprach vehement der Ansicht des
PDS-Vertreters Sebastian Singer eine, eine weitere Grundschule sei ein „Luxus“.
„Sie ist die elementarste Voraussetzung, dass dieses Gemeinwesen überhaupt
funktioniert“, befand Burkhardt. Sein Fraktionskollege Guido Beermann würdigte
den Beschluss zum Bau der Schule als „wichtige Weichenstellung für
Kleinmachnow“. Einer Genehmigung des Bildungsministeriums sieht Beermann,
Vorsitzender des parlamentarischen Bildungsausschusses, zuversichtlich
entgegen. „Das Ministerium sieht den Bedarf genauso wie der Autor der aktuellen
Schulentwicklungsplanung“, so Beermann.
Auch in der SPD wird die „dringende Notwendigkeit für Entlastung“, gesehen.
„Wir können und dürfen nicht nach freien Trägern schielen“, entgegnete
Fraktionschef Bernd Bültermann dem Verweis der PDS, dass mit der evangelischen
Grundschule ab dem kommenden Schuljahr Druck von der Gemeinde genommen werde.
„Das befreit die Gemeinde nicht von der Pflicht, selbst eine ausreichende
Versorgung zu gewährleisten“, betonte Jens Klocksin. Der Sozialdemokrat
appellierte an Warnick und Kreemke, „mit uns zu gehen“, weil man nicht
ignorieren dürfe, „wo wir wohnen und welche Verpflichtungen sich daraus
ergeben“. Gleichzeitig lobte Klocksin den Vorschlag und die Bemühungen der
Gemeindeverwaltung, die dritte Grundschule auf dem Seeberg zu errichten (PNN
berichteten). Auch wenn der Bedarf an Grundschulplätzen in den kommenden Jahren
groß sein wird, hat die Mehrheit der Gemeindevertreter immer dafür plädiert,
ein Schulgebäude zu errichten, dass flexibel zu nutzen ist. Die Lösung, das Haus
5 des Seeberg-Ensembles zu nutzen und es später der Internationalen Schule zu
überlassen, hält Klocksin für „idealtypisch“. Sein Parteifreund Michael Scharp
lobt einen „intelligenten Umgang mit dem Bestand“. Das überzeugte letztlich
auch die Abgeordneten der Lokalunion, die immer darauf gedrängt hatten, keine
neue Schule zu bauen und eine variable Lösung zu suchen. „Froh und glücklich“
zeigt sich nun Bernd Pape, „einen besseren Standort als den Seeberg gibt es
nicht“.
Glücklich ist auch Bürgermeister Blasig. Eine „Fahrt ins Ungewisse“ seien die
vergangene Jahre gewesen, als in den Amtsstuben die Schulanmeldungen
registriert worden und nicht klar war, ob die vorhandenen Plätze ausreichen.
Dieser Angstschweiß bleibe ihm künftig erspart, freute sich Blasig.