Potsdamer Neueste Nachrichten 03.05.2004

Schwimmen fürs Überleben

Bürgermeister Blasig ging zur Rettung des Freibades baden

Kleinmachnow. Phillip Behnke liegt das Freibad Kiebitzberge besonders am Herzen. Der 16-Jährige kommt oft in die Fontanestraße um zu trainieren, und fast jeden zweiten Sommertag ist er mit Freunden hier.

Wie all seine Klassenkameraden vom Weinberg-Gymnasium würde auch er das Bad – sollte es tatsächlich geschlossen werden – vermissen. Für Phillip wäre das besonders schlimm, denn Wasser ist sein Element: Er ist zehnfacher deutscher Meister im Flossenschwimmen. Am Sonnabend schwamm er für den Erhalt des Freibades fast fünf Kilometer in einer Stunde. Kinder und Jugendliche aus Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf folgten diesem Beispiel: Eine Stunde lang kraulten und paddelten sie im Becken, um auf diese Weise zu zeigen: Eine Schließung wäre fatal, denn dann müsste der Schwimmunterricht in Potsdam stattfinden – und Baden als Freizeitvergnügen fiele für sie buchstäblich ins Wasser. Zusammengerechnet legten sie eine Strecke von knapp 70 Kilometern zurück.

Um die Schließung des Bades zu verhindern, müsste mindestens eine Teilsanierung vorgenommen werden, Ausbesserungen am Rohrsystem und dem Becken selbst erfolgen (PNN berichteten). Der kürzlich gegründete Förderverein Freibad Kiebitzberge will Sponsoren finden und die Politik mobilisieren. Und möglichst viele Mitglieder gewinnen: „Wenn wir stark genug sind, haben wir auch ein Mitspracherecht“, so Vereinschef Klaus Wandrei. Diesem Ziel kam der Förderverein am Wochenende ein großes Stück näher: 30 Leute, darunter auch die Mitarbeiter des Freibades, entschlossen sich zum Beitritt, insgesamt zählt der Verein damit 80 Mitglieder. An einem Infostand am Eingang warben die Freibad-Förderer für ihre Sache, verkauften Aufkleber und T-Shirts und erläuterten den Besuchern die brisante Lage. „Allgemein wurde begrüßt, dass es uns gibt, auch von Berliner Besuchern – die zum Teil sogar selbst Mitglied geworden sind“, bilanzierte Vereinsmitglied Roland Templin. Der Infostand soll nun an allen Wochenenden bereit stehen, darüber hinaus will man auch auf Stadtfesten präsent sein.

Etwas mehr Engagement wünschen sich die Freibad-Freunde seitens der Verwaltung: Einzig Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) war der Einladung am Sonnabend gefolgt und symbolisierte mit einem Sprung ins kühle Nass, dass er zum Bad steht. Die Bürgermeister von Stahnsdorf und Teltow entschuldigten sich, „vielleicht haben wir auch etwas spät Bescheid gesagt“, räumte der Vereinschef ein. Entsprechend dem Vereinslogo wollte man alle drei Gemeindespitzen auf den Startblöcken haben: Regional und überparteilich – so auch das Credo des Fördervereins. Thomas Lähns